Der Sportliche Leiter des SSV Mühlhausen: Ralf Mäkler ärgert sich über die Abmeldungen von zwei Spielern, die nach Königsborn wechseln wollen. „Da der Trainerwechsel im Wesentlichen von der Mannschaft forciert war, haben wir um so weniger damit gerechnet. Dadurch sind wir im festen Glauben gewesen, dass keine Abmeldungen mehr eingehen“, sagte er.

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Bezirksliga-Zoff: Warum gibt der SSV Mühlhausen Spieler nicht an Königsborn frei, Ralf Mäkler?

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Der SSV Mühlhausen wollte mit der Freigabeverweigerung für zwei Spieler ein Zeichen setzen. „Das kann man mit uns, dem SSV Mühlhausen, so nicht machen“, erneuert Sportchef Ralf Mäkler im Interview.

Mühlhausen, Königsborn

, 11.01.2022, 15:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ralf Mäkler, Sportlicher Leiter des Fußball-Bezirksliga-Zweiten SSV Mühlhausen, hat ein paar ruhige Tage an der Nordsee verbracht. Am Sonntag wurde der Mühlhausen-Sportchef 59 Jahre alt. Stressiger als gedacht war der Jahreswechsel für ihn und seine Mitstreiter, denn nach den Abmeldungen von Christopher Simon und Leo Mayka musste der Verfolger des VfR Sölde auf dem Transfermarkt noch etwas tun.

Herr Mäkler, hatten Sie damit gerechnet, dass Spieler in der Winterpause wechseln wollen?

Nein, gerechnet haben wir damit nicht wirklich. Die Spieler geben grundsätzlich ihre Zusage für ein ganzes Jahr. Sie werden zum Teil ja auch mit einer Aufwandsentschädigung dafür bezahlt. Deshalb gehen wir davon aus, dass sie uns nicht verlassen, es sei denn, es passt nicht mehr. Gutes Beispiel ist hier Furkan Cirak, der mit der Bitte, den Vertrag aufzulösen, an uns herangetreten ist, weil er für sich einfach keine Chance sieht. Er ist Innenverteidiger und wir haben - Furkan eingeschlossen - sieben Innenverteidiger. Da kann man drüber reden. Er hat frühzeitig das Gespräch gesucht. Und der TSC Kamen hat dann Enes Akdogan, mit dem wir ab dem Sommer ohnehin zusammenarbeiten wollten, ins Spiel gebracht und wir konnten hier schnell eine Einigkeit erzielen.

Ralf Mäkler wirft Leo Mayka (Foto) Wortbruch vor. Spieler würden beim SSV Mühlhausen grundsätzlich für eine ganze Saison zusagen.

Ralf Mäkler wirft Leo Mayka (Foto) Wortbruch vor. Spieler würden beim SSV Mühlhausen grundsätzlich für eine ganze Saison zusagen. © Schürmann

Gab es wirklich keine Befürchtungen, dass Spieler nach dem Trainerwechsel den Verein verlassen könnten?

Nein, die gab es nicht. Es gibt zwei magische Daten im Jahr: den 31. Dezember und den 30. Juni. Jeder, der Vereinsarbeit macht, kann ein Lied davon singen, dass es manchmal Überraschungen gibt. Aber wir hatten eine gute Hinrunde gespielt und stellen eine Mannschaft, die sehr homogen ist. Da der Trainerwechsel im Wesentlichen von der Mannschaft forciert war, haben wir umso weniger damit gerechnet. Dadurch sind wir im festen Glauben gewesen, dass keine Abmeldungen mehr eingehen.

Wie ist der Stand der Verhandlungen über einen Winterwechsel von Christopher Simon und Leo Mayka?

Aktuell gibt es keine Verhandlungen. Es gibt allerdings einen einstimmigen Vorstandsbeschluss gegen eine Freigabe, nachdem wir diskutiert haben, ob wir die Freigabe erteilen oder nicht. Dabei waren die beiden Vorsitzenden, Ehrenvorsitzender, die Sportlichen Leiter, Kassierer und Geschäftsführer. Was in Zukunft sein wird, weiß ich nicht. Ich kann nicht sagen, ob Königsborn oder ein anderer Verein sich noch einmal melden.

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Aus welchen Gründen gibt der SSV Mühlhausen die Spieler nicht frei?

Die Art und Weise der Abmeldung war nicht in Ordnung. Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Hinzu kommt die Tatsache, dass sie nach unserem Wissensstand zu einem direkten Aufstiegskonkurrenten wechseln wollen. Warum sollten wir das unterstützen? Intern mussten wir außerdem zeigen: So geht es nicht! Es ist sicherlich auch ein grundsätzliches Signal an die Spieler.

Nach dem Rauswurf von Trainer René Johannes (l.) reichte sein Sohn Christopher Simon (r.) die Abmeldung ein.

Nach dem Rauswurf von Trainer René Johannes (l.) reichte sein Sohn Christopher Simon (r.) die Abmeldung ein. © Schürmann

Welchen Weg hätte sich der SSV gewünscht?

Wir haben zunächst ja keine Notwendigkeit für einen Wechsel gesehen. Wenn es vonseiten der Spieler doch zu dem Wunsch gekommen wäre, zu wechseln, hätten wir schon erwartet, dass die Jungs oder der Verein, die die Spieler aufnehmen möchte, das Gespräch suchen. Das ist nicht geschehen. Stattdessen hat unser Ex-Trainer René Johannes den Wechsel nach unseren Informationen sogar initiiert.

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Königsborn hat sich doch beim SSV Mühlhausen gemeldet.

Aber erst, nachdem alles gelaufen war und die Abmeldung schon vorgenommen war. Das hat uns überrascht, weil wir zwei Tage später ein Gespräch mit Christopher Simon terminiert hatten.

Es wäre ja mit einer Anmeldung möglich, dass beide in der Rückrunde weiter für Mühlhausen auflaufen. Warum schließen Sie das aus?

Der Akt der Abmeldung ist grundsätzlich ein klares Zeichen, dass sie nicht mehr weiterspielen wollten. Am 27. Dezember ging die Abmeldung ein. Da hätten sie noch fünf Tage Zeit gehabt, um mit uns zu sprechen, haben aber einen anderen Weg gewählt. Das hat uns gezeigt, dass sie nicht gesprächsbereit sind. Christopher Simon hatte das geplante Gespräch ja leider abgesagt.

René Johannes wurde kurz vor Weihnachten als Cheftrainer des Bezirksliga-Tabellenzweiten beurlaubt.

René Johannes wurde kurz vor Weihnachten als Cheftrainer des Bezirksliga-Tabellenzweiten beurlaubt. © Sebastian Reith

Die Spieler wollen zum Königsborner SV, ein direkter Konkurrent und Lokalrivale. Hätten Sie einem Wechsel zu einem anderen Verein zugestimmt?

Das kommt auf die Art und Weise an. Wenn sich ein Westfalenligist oder Holzwickede gemeldet hätte und die Spieler die Möglichkeit gehabt hätten, sich sportlich weiterzuentwickeln, kann man darüber reden. Ich hätte mir auch gewünscht, dass man zuerst mit uns als Verein redet und dann mit den Spielern - so macht man das, vor allem im Winter. So haben beide eindeutig ihre Zusage gebrochen, das Spieljahr 2021/22 für den SSV zu bestreiten.

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Welches Gewicht spielt Franz Kampmanns Wort?

Dass er mega enttäuscht war, darüber müssen wir nicht sprechen. Er hatte Christopher Simon einen Job besorgt. Dass das dann als privater Gefallen abgetan wird, hat ihn enttäuscht, das ist doch klar.

Sie verzichten auf eine mögliche vierstellige Ablöse, die man sehr gut reinvestieren könnte: in den Kader, die Infrastruktur oder Jugendarbeit. Warum?

Wir haben für die beiden Jungs damals keine Ausbildungsentschädigung an den abgebenden Verein zahlen müssen, da beide länger pausiert hatten. Somit haben wir auch keinen wirtschaftlichen Verlust erlitten. In diesem Szenario überlagern eindeutig die Werte des Vereins die finanziellen Interessen. Wir sind kein Wirtschaftsbetrieb, auch das kam in der Diskussion des Vorstandes zur Sprache. Wir streben eher ein nachhaltiges Wirtschaften an und lassen uns auch nicht von Sponsoren abhängig machen. Ich glaube auch nicht, dass wir zum Beispiel mit Königsborn ein nachhaltiges Problem bekommen werden, weil ich mich mit Daniel Krahn eigentlich ganz gut verstehe. Uns war es hier nur wichtig, ein Zeichen zu setzen: Das kann man mit uns, dem SSV Mühlhausen, so nicht machen.