Freigabe-Streit: SSV Mühlhausen darf sich über wechselwillige Spieler nicht wundern

© Sebastian Reith

Freigabe-Streit: SSV Mühlhausen darf sich über wechselwillige Spieler nicht wundern

dzMeinung

Zwei Spieler wollen den SSV Mühlhausen zum Lokalrivalen Königsborn verlassen - schon in der Winterpause. Das erhitzt die Gemüter. Mühlhausen verweigert dem Duo deshalb die Freigabe. Warum überhaupt?

Mühlhausen

, 05.01.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vereinswechsel sind im Fußball so normal wie das Schuhebinden und Stutzenhochziehen. Spieler bleiben, Spieler wechseln. Nicht nachvollziehbar ist aber, dass der SSV Mühlhausen Christopher Simon und Leo Mayka Steine in den Weg legt und einen vorzeitigen Wechsel zum Königsborner SV verhindern will.

Eins vorweg: Ich hasse es, wenn Spieler in der Winterpause wechseln wollen. Grundsätzlich geben sie ihre Zusage für eine ganze Spielzeit und nicht nur für eine halbe. Wie soll ein Verein sonst eine Saison planen, wenn die Spieler machen, was sie wollen? Vereinsloyalität ist ein Gut, das zunehmend verfällt. Bereits in der Kreisliga wollen Spieler den Klub wechseln, weil sie beim Nachbarn ein paar Euro mehr im Monat bekommen. Und dann imponiert es, wenn Vereine ein Zeichen setzen, eine Freigabe verweigern und die Spieler zum Zuschauen verdammt sind, weil sie keine Spielberechtigung haben.

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Doch der Fall von Mayka und Simon ist ganz anders gelagert. Sie wechseln nicht aus Raffgier oder fehlender Treue. Sie wechseln, weil der Klub eine Veränderung vorgenommen hat, mit der sie nicht einverstanden sind: nämlich den Trainer zu wechseln. Die Bedingungen, Sport zu treiben, haben sich für die Spieler grundsätzlich geändert. Deswegen: Worüber wundert sich der SSV Mühlhausen überhaupt?

SSV Mühlhausen hat die Bedingungen verändert

Es gibt Faktoren, warum Menschen generell Sport treiben und speziell Fußballer für einen bestimmten Klub spielen: Finanzielle Anreize, Ligenzugehörigkeit, Freundschaften, Infrastruktur, Chancen und Vereinsumfeld inklusive der handelnden Personen sowie Fahrstrecken können dabei eine Rolle spielen. Einen ganz wichtigen Faktor, den Trainerposten, haben die Mühlhausener verändert.

Zusammen mit Christopher Simon zieht es Leo Mayka (Foto) zum Stadtrivalen Königsborner SV.

Zusammen mit Christopher Simon zieht es Leo Mayka (Foto) zum Stadtrivalen Königsborner SV. © Schürmann

Ich finde, wenn ein Spieler also zusagt, macht er das unter den bei Handschlag geltenden Bedingungen. Diese haben sich nun radikal verändert, zumal beide Akteure mit Wechselabsichten zu René Johannes eine persönliche Beziehung haben. Und das Argument, dass sich beide erst sehr kurzfristig abgemeldet haben, zieht auch nicht. Nicht weniger kurzfristig hat der SSV Mühlhausen sich von seinem Trainer getrennt.

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Ralf Mäkler hatte am 17. Dezember, dem Morgen nach dem Entlassgespräch mit René Johannes, selbst zugegeben, dass er nicht ausschließen kann, dass Spieler den Verein verlassen möchten. „Das müssen wir in Kauf nehmen“, hatte er gesagt. Er hat es also kommen sehen. Dass die eigene Entscheidung auch unliebsame Konsequenzen haben könnte, war abzusehen. Damit musste der SSV Mühlhausen rechnen - auch, dass Spieler im Sommer zu einem Stadtrivalen abwandern könnten und dass dieser einen vorzeitigen Winterwechsel anfragen würde.

SSV Mühlhausen sollte sich auf eine Ablöse einlassen

Daher wäre der SSV Mühlhausen besser beraten gewesen, eine sofortige Ablöse auszuhandeln und zu reinvestieren. Denn mit zwei Spielern das Aufstiegsrennen zu bestreiten, obwohl sie ihren Abschied für den Sommer schon angekündigt hatten und sogar schon im Winter einem Wechsel zustimmen würden, ist vielleicht keine kluge Idee. Und dass der SSV Mühlhausen Spieler ziehen lässt, hat das Tauschgeschäft von Furkan Cirak und Enes Akdogan mit dem TSC Kamen gezeigt.