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Der Tabellenzweite der Fußball-Bezirksliga 8, der SSV Mühlhausen-Uelzen, und Trainer René Johannes haben sich getrennt. Das sickerte am Donnerstagabend durch. Es gibt sogar bereits einen Nachfolger.
Wenige Tage vor Weihnachten hat sich der Fußball-Bezirksligist SSV Mühlhausen von Trainer René Johannes getrennt. Der Trainerwechsel in der Winterpause kommt beim Tabellenzweiten überraschend. Ein Nachfolger nannte der Verein auch.
Wie die Redaktion am Donnerstagabend erfuhr, gab es kurz zuvor ein Gespräch zwischen Verein und Übungsleiter. René Johannes bestätigte kurz darauf die Entlassung. Auch Ralf Mäkler, Sportlicher Leiter der Mühlhausener, bestätigte, dass der Verein sich entschieden hat, ohne René Johannes ins neue Jahr zu gehen. Als Grund, warum sich Verein und Trainer vier Tage nach dem letzten Meisterschaftsspiel des Jahres getrennt haben, führte Mäkler nicht sportliche Gründe, sondern Kommunikationsschwierigkeiten an.
Am Donnerstagabend hatten sich Ralf Mäkler und sein Stellvertreter Norman Raupach mit René Johannes an der Platzanlage getroffen, um ihm die Entscheidung mitzuteilen. Es sei ein 20-minütiges, ruhiges Gespräch gewesen, in dem die Sportliche Leitung des SSV dem Trainer die Gründe erklärte.
Der Sportlicher Leiter des SSV, Ralf Mäkler, teilte die Entscheidung am Donnerstagabend mit. © Neumann
Intern hatte es beim SSV wohl schon länger gegärt: Was nach außen mit 32 Punkten nach 15 Spieltagen nach einem harmonischen Miteinander eines ambitionierten Tabellenzweiten wirkte, war innerhalb des Vereins angeblich längst nicht so ausgeglichen. „Das ist natürlich ein schmerzvoller Vorgang, der von außen nicht verständlich ist. Wir stehen nach der Hinrunde auf Platz zwei und liegen in Schlagdistanz zum Tabellenführer“, sagte Mäkler, um dann ausführlich die Gründe für die Trainerentlassung zu erläutern.
„Wir hatten Kommunikationsschwierigkeiten. Zu vielen Teilen des Vereins passte es nicht mehr. Was aber viel wichtiger ist: das galt auch für die Mannschaft inklusive Co-Trainer“, teilte Mäkler mit. Unter anderem habe René Johannes Forderungen gestellt, die der Verein nicht erfüllen konnte: „René hatte klare Pläne, bei denen der Verein von seiner Infrastruktur nicht mithalten kann. Die konnten wir nicht von heute auf morgen erfüllen“, so Mäkler und führt einen Videoanalyse-Raum, Physiotherapeuten und ein Kleinspielfeld auf.
Nicht nur das habe das Verhältnis zum Verein aus Sicht der Verantwortlichen gestört. Auch innerhalb der Mannschaft soll René Johannes den Rückhalt allmählich verloren haben. „Die Mannschaft war nicht mehr zufrieden. Uns drohte eine hohe Fluktuation“, sagte Mäkler. Bereits vor einigen Wochen hatte es ein Gespräch zwischen den Spielführern, dem Trainerstab und der Sportlichen Leitung gegeben. Darin sei es unter anderem um Disziplin, die Spielvorbereitung und auch Trainingsinhalte gegangen. „René ist in der Pflicht gewesen, die Zügel anzuziehen, aber umgesetzt wurde davon zu wenig“, so Mäkler.
Dabei hatte René Johannes selbst viel bewegt, wie Mäkler betonte. „Er war unser Pandemie-Trainer“, sagte er, weil Johannes‘ Amtszeit mit der abgebrochenen Saison 2019/20 begonnen hatte. Und: René Johannes war dafür bekannt, dass er „gute Leute rangeholt“ hat. Dass einige von diesen Spielern den Verein verlassen könnten, sei Mäkler zufolge nicht auszuschließen. Unter anderem spielt der Sohn des jetzt Ex-Trainers, Christopher Johannes Simon, in Mühlhausen und zählt zu den absoluten Leistungsträgern.
René Johannes hatte den SSV Mühlhausen 2019 nach dem Landesliga-Abstieg übernommen. © Sebastian Reith
René Johannes betonte, dass er keine schmutzige Wäsche waschen wollte, äußerte sich offiziell nicht zu den „Kommunikationsschwierigkeiten“ und unternahm noch nicht einmal den Versuch einer Gegenrede. Er selbst zeigte sich von dem Schritt aber überrascht: „Wir hatten eine echt schwierige Hinrunde, viel Verletzungspech und haben mit Abstellungen nach unten beide Mannschafen startklar für das Wochenende gemacht. Dafür haben wir es noch sehr gut gemacht“, fand Johannes.
„Es ist natürlich schwer zu begreifen und ein stückweit auch enttäuschend, wenn man ehrgeizig ist und dann von Vorstandsseite gesagt bekommt, dass man nicht mit mir weitermachen möchte“, sagte der 48-Jährige, der sogar über das Saisonende hinaus bis zum Sommer 2023 beim SSV im Wort stand. Doch zu vier Jahren kam es nicht mehr, nach zweieinhalb Jahren musste Johannes nun seinen Hut nehmen.
Am Tag nach seiner Entlassung sagte er, dass er sich nicht aufregt: „Ich nehme es gelassen hin und akzeptiere die Entscheidung des Vorstandes. Ich habe viel Zuspruch bekommen und trotzdem bleibt ein stückweit die Enttäuschung, aber das ist wahrscheinlich immer so.“ Für ihn sei es die erste Entlassung.
René Johannes, der seit 15 Jahren dem Verein verbunden war und weiter in der Ü32 kicken möchte, antwortete mit einem „Nein“, das wie aus der Pistole geschossen kam, ob er rückblickend irgendetwas anders machen würde. „Ich mache sicherlich nicht alles richtig und bin nicht Mr. Perfect, aber habe eine Idee, wie man die Trainertätigkeit leben sollte.“
Seiner alten Mannschaft wünscht René Johannes alles Gute. Er glaubt nicht, dass es im Winter eine Abwanderungswelle beim SSV Mühlhausen geben werde, es aber im Sommer den „normalen Aderlass talentierter und junger Spieler“ geben könnte. Sein Sohn entscheide völlig unabhängig. „Ich habe nie Einfluss auf seine Willensbildung und Entscheidungsfindung genommen“, sagte René Johannes.
René Johannes hatte die Mannschaft in der Sommerpause 2019 nach dem Landesliga-Abstieg übernommen und trug die Verantwortung in 40 Bezirksliga-Spielen. Seine erste Saison 2019/20 wurde nach 20 Spielen wegen der Corona-Pandemie abgebrochen. Johannes führte den Absteiger in dieser Spielzeit auf Rang fünf (Neun Siege, vier Unentschieden, sieben Niederlagen). In der folgenden annullierten Spielzeit 2020/21 stand der SSV nach fünf Partien verlustpunktfrei an der Tabellenspitze.
Aktuell ist der SSV Tabellenzweiter, steht sechs Punkte hinter Tabellenführer Sölde und stellt mit 54 Treffern die beste Offensive der Liga. Neun Siege stehen zu Buche und nur eine Niederlage. Allerdings hat der SSV auch fünfmal die Punkte teilen müssen. René Johannes geht mit einem Punkteschnitt von 1,95 Zählern pro Spiel.
Zuvor hatte er die Damen des TVG Flierich-Lenningsen gecoacht und war langjähriger Jugendtrainer beim SSV Mühlhausen sowie beim TSC Eintracht Dortmund. Um sich zu seinen persönlichen Zukunftsplänen zu äußern, sei es noch zu früh.
Neuer Trainer in Mühlhausen wird nach offiziellen SSV-Angaben Tuncay Sönmez, der zuletzt beim FC Overberge und TSC Kamen als Trainer arbeitete. Der Kontakt bestehe schon seit einiger Zeit, als Mäkler Sönmez gerne als Unterstützung für die A-Junioren verpflichten wollte. Mäkler: „Wir wollten etwas Frisches, Unverbrauchtes. Da kam eine interne Lösung nicht infrage.“
Sportler durch und durch, der auch für alle Sportarten außerhalb des Fußballs viel übrig hat. Von Hause aus Leichtathlet, mit einer Faszination für Extremsportarten, die er nie ausprobieren würde. Gebürtig aus Schwerte, hat volontiert in Werne, Selm, Münster und Dortmund.