Es war kein guter Start, den der Teich im Bornekamp nach seinem Neubau erwischt hat. Anhaltende Wasserverluste auch mit dem neuen Tonboden und ein Streit zwischen Stadt und Baufirma brachten der Anlage schnell das Prädikat „Fehlschlag“ ein. Sogar ins Fernsehen brachte es Unna mit dem Projekt, als eine Reporterin für „Mario Barth deckt auf“ aus dem Gummiboot heraus die Steuergeldversenkung der Kreisstadt beklagte.
Ungeachtet dessen hat sich der Teich in den vergangenen Jahren doch auch entwickelt – anders vielleicht als erwartet, aber auch mit positiven Überraschungen. Nun will die Stadt eine Grundsatzentscheidung darüber vorbereiten, wofür die Anlage eigentlich stehen soll.
Die Anforderungen an den Teich sind unterschiedlich
Anlass für diese Frage ist, dass die jüngste Diskussion um den Teich und seine beobachtbare Entwicklung Anforderungen deutlich gemacht haben, die zunächst einmal im Konflikt zueinander stehen könnten. Soll er ein Freizeittreffpunkt für die Menschen sein? Ein Rückzugsraum für die Tiere? Eher eine gepflegte Parklandschaft oder verwildernde Natur?
Die favorisierte Antwort macht den Versuch, all dies unter einen Hut zu bringen. Nach stiller Arbeit von Fachämtern im Rathaus und Gruppen aus der Bürgerschaft legt die Stadt nun ein Pflegekonzept für den ersten Teich und sein näheres Umfeld vor. Wenn mit der Einbringung im Umweltausschuss am 6. Mai die politische Beratung darüber beginnt, bittet die Stadtverwaltung um einen Arbeitsauftrag, um die Anlage nach den zuvor entwickelten Leitlinien zu pflegen und zu entwickeln.

Das Konzept definiert für den Teich und sein Umfeld verschiedene Zonen: den Teich selbst und seine Uferbereiche, eine geplante Blühwiese am Nordende in Richtung Innenstadt, aber auch eine „Gebrauchswiese“, die noch vor dem Teich und nah am Hauptweg oberhalb des Kortelbachs liegt sowie eine „Feuchtwiese“ jenseits des Baches.
Zonenmodell für unterschiedliche Pflegestrategien
Für diese Zonen setzt die Stadt unterschiedliche Pflegestrategien fest, die mal eher der Ökologie, mal eher der Erholungsfunktion für den Menschen dienen – oder beides ausbalancieren. So soll die Anpflanzung von insektenfreundlichen Stauden am Ufer über den aktuellen Bestand hinaus ausgeweitet werden. Andererseits würden die Stadtbetriebe die Freigabe erhalten, jene Stauden etwas kürzer zu halten, wo sie ansonsten die Sichtachsen von den Parkbänken auf die Wasserfläche versperren würden. Das Konzept soll „ästhetischen, sozialen und ökologischen Anforderungen“ Rechnung tragen und natürlich sicherstellen, dass die eher offene Teichanlage als Teil der Frischluftschneise in die Innenstadt erhalten bleibt.

Die Vorstellung des Konzeptes ergänzt die Stadt mit einem Blick in die Geschichte. Als der „alte“ Teich in den 1960er-Jahren konzipiert wurde, habe man in Unna ausschließlich den Aufenthaltscharakter im Blick gehabt, während ökologische Belange keine Rolle gespielt haben. Tatsächlich wurde der Teich in diesem Sinne angenommen und er entwickelte sich schnell zu einem Ort, an dem die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Erholung suchten.
Eine ökologische Bedeutung habe sich dann aber gewissermaßen von selbst eingestellt. Die neue Anlage wiederholt diese Entwicklung nun fast schon im Zeitraffer. Zuletzt ließen Veränderungen auf den Wanderrouten von Amphibien darauf schließen, dass der Teich als Laichgewässer eine Rolle spielt. Im Flachwasser am Uferrand ist neben Kaulquappen auch Fischbrut zu sehen. Ein Zuhause ist der Teich inzwischen nicht nur für Stockenten und Teichrallen, sondern auch für die ersten Kanadagänse und gelegentlich den Reiher.