Umstrittener Neuzugang in Unnaer Naturraum Die Kanadagans erkundet den Bornekampteich

Neuzugang im Bornekamp: Die Kanadagans erkundet den ersten Teich
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Dass die Krötenwanderung auf neuen Laufwegen durch den Bornekamp führt, sieht Nabu-Experte Andreas Förster in einem Zusammenhang mit dem Neubau des „ersten Teiches“, der offenbar auch eine Rolle als Laichgewässer spielt. Amphibien sind aber nicht die einzigen Lebewesen, die sich quasi von selbst ansiedeln: Im Wasser habe er schon Fischbrut entdeckt, obwohl der Teich nicht bewusst mit Fischen besetzt worden ist. Möglicher Erklärungen: der Kortelbach als Verbindung zum oberhalb gelegenen Regenrückhaltebecken oder der Eintrag von Fischlaich durch Wasservögel.

Auch in der Vogelwelt am Zierteich zeigt sich nun das Interesse eines möglichen Neuzugangs: Zuletzt wurden immer wieder einmal ein paar Kanadagänse gesichtet. Sie scheinen sich noch nicht dauerhaft niedergelassen zu haben, sondern eher auf Erkundungstour zu sein. Anfang April, vielleicht auch Ende März, beginnt bei den Tieren die Brutzeit.

Die Kanadagans ist in der Region auf dem Vormarsch

Die größte in Europa lebende Gänseart verbreitet sich derzeit rasant in Nordrhein-Westfalen. Ähnlich wie die Nilgans bevölkert sie viele Abschnitte der Ruhr und stehende Gewässer in ihrem weiteren Umfeld. Wo sie einen neuen Lebensraum besetzt, bildet sie in relativ kurzer Zeit relativ große Gruppen. „Das geht so lange, bis dass der Lebensraum zu klein wird und einzelne Tiere weiterziehen“, erklärt Andreas Förster vom Nabu.

Eine Kanadagans hinter dem Quellenstein des ersten Teiches im Bornekamp. Die Tiere scheinen auskundschaften zu wollen, ob die verhältnismäßig kleine Wasserfläche für sie als Lebensraum infrage kommt.
Eine Kanadagans hinter dem Quellenstein des ersten Teiches im Bornekamp. Die Tiere scheinen auskundschaften zu wollen, ob die verhältnismäßig kleine Wasserfläche für sie als Lebensraum infrage kommt. © Sebastian Smulka

Möglicherweise ist das die Situation, die sich nun auch im Bornekamp andeutet. Während am weiter südlich gelegenen Rückhaltebecken bereits Kanadagänse ein Zuhause gefunden haben, war es bei einem Besuch unserer Redaktion vor Ort ein Brutpärchen, das die Lage gemeinsam auszukundschaften schien. Gänse neigen zu teils langjähriger Paarbildung.

Nabu: Tiere sind nicht sonderlich schädlich, aber oft lästig

Was die Unnaer zu erwarten hätten bei einem Einflug der Kanadagans am ersten Teich, fasst Andreas Förster sachlich zusammen. „Sie ist kein extremer Schädling, auch wenn sie vom Menschen manchmal so wahrgenommen wird. Sie zu verdrängen, wird nicht gelingen. Der Mensch muss mit ihr leben lernen. Und das kann er auch.“

Die lästigen Auswirkungen einer zu großen Gänsepopulation reichen demnach von kotverdreckten Gehwegen bis zu Fressschäden in der Ufervegetation oder auch in den Saaten nah gelegener Ackerflächen. Der Fäkalieneintrag ins Gewässer kann auch dessen Ökologie stören.

In einigen Kommunen der Region gilt die Kanadagans aber auch als Ordnungsproblem, ist bereits von einer Gänseplage die Rede. Wer den Tieren zu nahe kommt, wenn sie ihre Eier ausbrüten oder Küken mit sich führen, wird mit einem aggressiven Fauchen und ausgebreiteten Flügeln begrüßt. Fühlt sich das Tier zu sehr bedroht, kann es auch mit einer Attacke reagieren.

Was die Unterschreitung des Sicherheitsabstandes angeht, ergibt sich bisweilen das Problem, dass es den Tieren eher gleichgültig ist, ob der Mensch vielleicht vor ihnen da war. Lästig werden die Tiere aber auch dann, wenn sie ihre natürliche Scheu vor den Menschen von sich aus ablegen – was beim ohnehin verbotenen Füttern geschieht.

Exoten gab es schon im alten Bornekampeich

Der Zuzug von Kanada- und Nilgänsen in Deutschland ist übrigens keine akute Folge des Klimawandels. In Europa eingeführt wurden die Vögel schon im 17. Jahrhundert als Schautiere in Zoos und Tierparks. Die heutige Wildpopulation dürfte auf Tiere zurückgehen, die aus der Gefangenschaft entkommen sind. Seit den 1970er-Jahren breiten sie sich in Deutschland aus, zuletzt allerdings rasant.

Dieses Archivbild wurde vor dem Neubau am alten Teich aufgenommen. Zwei Gelbbauch-Schmuckschildkröten nutzen eine offenbar vor längerer Zeit im Teich vesunkene Bierkiste bei Niedrigwasser als Sonneninsel.
Dieses Archivbild wurde vor dem Neubau am alten Teich aufgenommen. Zwei Gelbbauch-Schmuckschildkröten nutzen eine offenbar vor längerer Zeit im Teich versunkene Bierkiste bei Niedrigwasser als Sonneninsel. © Roman Grzelak

Dass sich im Bornekamp auch Arten ansiedeln und etablieren, die in der westfälischen Bucht eher nicht heimisch sind, hatte sich schon vor dem Neubau im „alten“ Teich gezeigt. Goldfische und Schmuckschildkröten ließen den illegalen Besatz durch die Hobbyaufgabe von Aquarienbesitzern annehmen.