Ein halber Tag „ohne Corona“: Es ist irgendwie verrückt
Kolumne
Spätestens Anfang Mai könnten im Kreis Unna alle Corona-Regeln fallen. Allen voran die Maskenpflicht ist gar nicht mehr wegzudenken, oder? Unsere Autorin war jetzt in der Schweiz, wo es Corona schon „nicht mehr gibt“.

St. Gallen ist über die Landstraße eine knappe Stunde Autofahrt von Deutschland entfernt. Dort gibt es kaum noch Corona-Regeln. © Hornung / Drawe
Ob schon zum 2. April oder vielleicht doch erst in vier Wochen. Irgendwann gelten auch im Kreis Unna so gut wie keine Corona-Regeln mehr. Einkaufen mit Maske, draußen vor der Apotheke anstehen, Impfnachweise vorzeigen? All das ist dann von einem Tag auf den anderen Tag kein Muss mehr. Wie reagieren die Menschen auf ihre neu gewonnene „Freiheit“? Ich war am Wochenende in der Schweiz und habe einen halben Tag „ohne Corona“ verbracht.
„Ohne Corona“ stimmt natürlich nicht ganz. Ob Deutschland oder Schweiz – die Inzidenzen sind so hoch, dass wir zu einem anderen Zeitpunkt der Pandemie wohl nicht das Haus hätten verlassen dürfen. Aber wir sind inzwischen mehrfach geimpft. Zumindest die meisten. Und das ist wohl der Hauptgrund dafür, dass Corona bald als normale Krankheit angesehen wird. So normal eine Krankheit eben sein kann.
Während der tollen sonnigen Tage habe ich ein langes Wochenende am Bodensee verbracht. Vier Länder grenzen rings um das wunderschöne Gewässer aneinander. Darunter auch die Schweiz. Von Konstanz aus fährt man eine knappe Stunde nach St. Gallen – und ein Stück weit auch in eine andere Welt.
Denn Maskenpflicht und viele weitere Beschränkungen sind in unserem Nachbarland bereits aufgehoben. Und obwohl Touristen von überall her die bildhübschen Örtchen am Bodensee bereisen, verhielten sich die Menschen in St. Gallen als hätte es Corona nie gegeben. Wenn keine Maske getragen werden muss, wird sie auch nicht getragen.
Volle Stadt mit glücklichen Menschen
Die Innenstadt ist brechend voll, in den Cafés kaum ein Platz zu bekommen. Auf der Klostermauer sitzen junge Leute in Gruppen, lachen, trinken Weißwein, dazwischen Touristen und Rentner, die sich kurz in der Sonne ausruhen. Angst vor Corona haben sie alle nicht. Zumindest sieht es so gar nicht danach aus.
Wir stehen beim Bäcker. Mit mindestens 20 Menschen auf wenigen Quadratmetern. Wer draußen wartet, bekommt kein Brötchen. Anschließend wühlen wir uns in einem Outlet durch die reduzierten Schuhe. Maske tragen, wenn überhaupt, nur Touristen wie ich. Und das auch eher unbewusst. So wie ich die Maske schon in den absurdesten Situationen unbewusst aufgesetzt habe. Etwa, wenn ich ans Telefon gehe. Passiert. Die Bewegung ist drin.
Viele wollen weiter vorsichtig bleiben
Sie doch mal absetzen? Das fühlt sich irgendwie verrückt an. Ich kenne viele Menschen, die in diesen Tagen sagen, dass sie weiter vorsichtig bleiben möchten. Doch ich kann mir auch ebenso gut vorstellen, dass wir schnell zur Normalität zurückkehren – wie die Leute in der Schweiz. Wird sie sich doch bestimmt auch im Kreis Unna so frisch und leicht anfühlen, wie dieser Nachmittag in St. Gallen. Leider nur ist Corona immer noch da.