Die Diskussion um möglichen neuen Einzelhandel in Massen geht weiter. Nach Ansicht von Grünen-Fraktionssprecherin Claudia Keuchel gelten dafür inzwischen andere Rahmenbedingungen, und das in zweierlei Hinsicht.
Massen-Umfrage vor Aldi-Beschluss
Keuchels jüngste Äußerungen, auf einen Supermarktneubau an der Massener Bahnhofstraße solle besser verzichtet und die bisherige Grünfläche zur Starkregenvorsorge eingesetzt werden, hatten Kritik ihrer politischen Mitbewerber hervorgerufen. Diese hatten auch daran erinnert, dass Massener 2021 bei einer Meinungserhebung überwiegend erklärt hatten, sie seien für eine Einzelhandels-Neuansiedlung. „Damals aber gab es noch keinen Discounter“, kontert Keuchel nun. Dass Aldi den jetzigen Edeka-Standort übernehmen wird, stand 2021 noch nicht fest. Da sich nun die Eröffnung eines Aldi-Markts für Massen abzeichnet, hätten sich die Rahmenbedingungen geändert, folgert Keuchel.
„Mühle“ als Beispiel für bereute Entscheidung
Das gleiche gelte für die Folgen des Klimawandels. Die Hochwassersituation sei erst nach besagter Umfrage für Massen zu einem großen Thema geworden. Die Befragung war im April und Mai 2021. Im Sommer dann trat der Massener Bach nach starkem Regen über die Ufer. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen jetzt anders denken, wenn eine große Fläche versiegelt werden soll“, so Keuchel.
Das Thema erinnere sie an Diskussionen um das Einkaufszentrum Neue Mühle. Der große Komplex mit viel Beton, viel Versiegelung und wenig Grün ist für Kritiker aus ökologischer Sicht kein Beispiel für gelungene Stadtentwicklung. „Im Nachhinein bereut es manch einer, dafür gestimmt zu haben“, sagt Keuchel.

WfU auch für Einzelhandel
Eine weitere Reaktion auf Keuchels Stellungnahme machte Wir für Unna öffentlich. Die WfU-Fraktionsvorsitzende Ingrid Kroll schließt sich den Argumenten von SPD, CDU, FDP und FLU an und ergänzt, der damalige Supermarktinvestor für Massen habe ein gutes Konzept vorgelegt. Er habe Klima und Klimaschutz berücksichtigt, Wohnraum für Singles und die Renovierung eines alten Fachwerkhauses am Standort geplant.
Beton: „Abenteuerliche Vorstellung“
Kroll erklärt auch in der WfU-Stellungnahme: Die in Rede stehende Fläche in Massen könne „keine Funktionsfähigkeit als quartierbezogene Rückhaltefläche für Starkregenereignisse bieten“. Keuchels Aussage könne nur dahingehend gedeutet werden, dort ein Regenrückhaltebecken zu bauen. „Dies bedeutet zwangsläufig, dass die Fläche zubetoniert wird“, so Kroll.
„Das ist eine abenteuerliche Vorstellung“, entgegnet die kritisierte Grünen-Fraktionssprecherin. Die Fläche „sehen wir als eine Versickerungs- und Retentionsfläche“, so Keuchel. Sie müsse Teil von Überlegungen zum Konzept der „Schwammstadt“ sein. Ein Regenrückhaltebecken müsse selbstverständlich oberhalb von Massen geplant werden.
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