Mehr Einzelhandel „überflüssig“ Grüne wollen Neuansiedlung in Unna verhindern

Grüne fordern Hochwasserschutz statt Supermarkt in Massen
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Unnas Grüne fordern eine Umkehr in der Flächenpolitik: mehr Hochwasserschutz. Sie nehmen aktuelle Entwicklungen im Einzelhandel zum Anlass, um sich klar zu positionieren: gegen eine Neuansiedlung in Massen.

Für Massen zeichnet sich eine Veränderung bei der Lebensmittelversorgung ab. Aldi tritt an die Stelle des Edeka-Markts an der Kleistraße, wenngleich dafür noch kein Zeitplan bekannt ist. Edeka wiederum sollte Hauptmieter werden in einem großen Supermarkt-Neubau an der Massener Bahnhofstraße. Dafür gibt es bisher kein Baurecht, also erst recht noch keine zeitliche Perspektive. Und wenn es nach Bündnis 90/Die Grünen geht, dann wird dort kein Markt gebaut.

Versorgung ohne weiteren Markt gesichert

„Mit Rewe und Aldi in Massen und Lidl in Unna-West ist die Nahversorgung der Bevölkerung gesichert. Viele Menschen können diese Märkte sogar fußläufig erreichen, um sich für den täglichen Bedarf einzudecken. Es gibt keine Notwendigkeit, weitere Tausende Quadratmeter an grüner Wiese zu versiegeln“, erklärt die Fraktionsvorsitzende Claudia Keuchel in einer Pressemitteilung. Die Entwicklung im Handel mache es „überflüssig, weitere Flächen für Einzelhandelsprojekte zu versiegeln“.

Das Luftbild zeigt Niedermassen, mit einer Grünfläche an der Massener Bahnhofstraße in der Bildmitte.
An der Massener Bahnhofstraße gibt es eine größere Grünfläche. Und so sollte es auch aus Gründen des Klimawandels bleiben, fordern die Grünen in Unna. © www.blossey.eu

Grüne: Mehr Kraft in Hochwasserschutz stecken

Die verfügbaren Flächen, so heißt es in der Grünen-Mitteilung weiter, sollten zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels genutzt werden. Nötig sei eine sogenannte Retentionsfläche zur Vorbereitung auf Starkregen- und Hochwasserereignisse, „die durch den fortschreitenden Klimawandel nachweislich häufiger und intensiver auftreten werden“, so Keuchel. Bisher ist nach Einschätzung der Grünen die Sicherstellung der Regenrückhaltung nicht ausreichend gewährleistet. Auch die Kanalisation sei nicht für kommende Wetterextreme ausgelegt.

„Der Schutz der Bevölkerung muss absolute Priorität haben. Es ist nicht mehr zeitgemäß, weitere Planungsressourcen in die Entwicklung von Supermärkten auf der grünen Wiese zu investieren. Diese Kapazitäten sollten vielmehr in konkrete Klimaschutzmaßnahmen und insbesondere die Planung der Regenrückhaltung fließen“, fordert Keuchel.

„Sorgen und Ängste“

Die Grünen richten auch einen weiteren kritischen Appell an die Rathausspitze um Bürgermeister Dirk Wigant. „Wir müssen die Stadtverwaltung dringend dazu auffordern, sich mehr und schneller um den Schutz vor solchen Ereignissen zu kümmern“, erklärt Claudia Keuchel. „Die Planung eines Regenrückhaltebeckens für 150.000 Kubikmeter Wasser in der Massener Heide ist enorm und dauert Jahre - sie muss vor weiterer großflächiger Flächenversiegelung oberste Priorität haben.“

Kritikpunkt 2: Die Stadtverwaltung müsse besser kommunizieren über geplante Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser- und Starkregenfolgen. Es herrsche „Unmut“ in der Bevölkerung. Viele Bürger wüssten nicht, was auf sie zukommt. Keuchel spricht von „Sorgen und Ängsten“, mit denen die Menschen nicht allein gelassen werden sollen.

Der Eingang des Rewe-Markts in Unna-Massen
Mit Rewe (Bild) und irgendwann Aldi sei Massen ausreichend versorgt, meinen die Grünen. © Archiv

Umfrage 2021 pro Neuansiedlung

Das Thema Starkregenvorsorge war schon in der Vergangenheit im Zusammenhang mit der geplanten Supermarktansiedlung aufgekommen. Der frühere Investor, der dort tätig werden wollte, bestätigte, dass er im Zuge der Vorplanungen Gutachten zum Hochwasserschutz in Auftrag geben musste.

Unabhängig davon steht seit Jahren die Frage im Raum, ob die Massener einen zusätzlichen Supermarkt brauchen und wünschen. Und es gab schon eine Antwort: 2021 setzte die Stadt Unna professionelle Meinungsforscher auf das Thema an. Das Ergebnis der Befragung war eine mehrheitliche Zustimmung. Zwei Drittel der Befragungsteilnehmer sprachen sich für Supermarkt und Discounter auf der fraglichen Fläche aus.

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