Kirche investiert 4 Millionen Euro in Unna Das steckt hinter dem Projekt im Stadtzentrum

Umbau ab 2025: Kirche öffnet Katharinentreff in die Stadt
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Die Pfarrei St. Katharina kündigt einen fast vollständigen Umbau ihres Pfarrzentrums in der Unnaer Innenstadt an. Das Haus soll noch mehr über kirchliche Zwecke hinaus genutzt und dafür geöffnet werden – auch baulich. Die Verantwortlichen erklärten jetzt, wofür vier Millionen Euro eingesetzt werden.

Neues Konzept für Katharinentreff

Wie berichtet sind beide Kirchen schon länger mit der Frage beschäftigt, wie sie mit ihren teils alten und kostspieligen Immobilien umgehen. Im (katholischen) Pastoralen Raum Unna-Fröndenberg-Holzwickede wurde inzwischen ein Beteiligungsprozess angestoßen, um den Gebäudebestand um ein Drittel zu reduzieren.

Unabhängig davon wird ein Konzept für den Katharinentreff an der Bahnhofstraße umgesetzt. Nach ersten Ideen aus der Pfarrei St. Katharina im Jahr 2018 nahm zwei Jahre darauf eine Pilotgruppe Planungen auf. Sie sind jetzt fertig.

Gebäude öffnen zur Fußgängerzone

Nächstes Jahr beginnen Bauarbeiten an dem kirchlichen Gebäudekomplex zwischen Bahnhofstraße, Katharinenkirche und Sparkasse. „Wir brechen das Gebäude auf“, kündigt Architekt Christian Weicken an. Eine Öffnung der Fassade Richtung Fußgängerzone und Richtung Rathaus wird die Veränderung besonders gut sichtbar machen. Zur Innenstadt hin wirkt der Katharinentreff bisher eher abgeschottet. Der Eingang liegt „um die Ecke“. Die Front zur Bahnhofstraße soll eine große Fensterfläche werden. Weicken spricht von einem Stadtfenster. Wo jetzt noch ein unansehnliches Bodendeckerbeet liegt, wird eine Terrasse in den Katharinenplatz hineingebaut. Insgesamt werde mehr Fläche entstehen. Dass auch künftig die beliebten neuen Stadtmarketing-Sandkästen im Umfeld Platz finden, da ist man sicher.

Platz für Gruppen von außen

Was früher der Eingang der 2020 geschlossenen Deutsche-Bank-Filiale war, soll künftig der neue Haupteingang des katholischen Zentrums werden. Man wolle sich öffnen, erklärten die Verantwortlichen. Kern des neuen Hauses wird ein Begegnungsraum im Erdgeschoss. „Hier werden die Türen offen sein“, erklärte Rainer Engel vom Kirchenvorstand. Schon jetzt bietet die Kirche mit dem alten Katharinentreff nicht nur den eigenen Gemeindegruppen Raum, sondern beispielsweise auch der Obdachlosen-Hilfe „Helping Hands“ oder dem Eine-Welt-Laden. Künftig sollen noch mehr Gruppen oder Initiativen die Räumlichkeiten nutzen können.

Neue Bücherei und Pfarrbüro

Die jetzige Pfarrbücherei wird Platz machen für eine räumliche Erweiterung der Ring-Apotheke, nach wie vor Mieterin der Kirche. Die Bücherei wird verlegt und auch in Richtung Innenstadt geöffnet: Der Weg hinein führt künftig durch den neuen Begegnungsraum. Darin wird neben Spiel- und Sitzecken sowie einer kleinen Bühne auch das „Frontoffice“ des Pfarrbüros untergebracht.

Eine Grafik, die zeigt, wie das neue Gemeindezentrum von außen aussehen könnte.
So plant das Büro Weicken Architekten das neue Äußere des Gemeindezentrums. Auffallend neu sind die Terrasse und das "Stadtfenster" zur Bahnhofstraße. © Weicken Architekten

Verwaltung auch für Süd-Gemeinden

Die Pfarrei will die gesamte Verwaltung für den Pastoralen Raum am Standort Bahnhofstraße zusammenziehen. Verwaltungskräfte aus Gemeindebüros in Unna, Fröndenberg und Holzwickede werden nach dem Umbau in neuen Büros in der renovierten ersten Etage des Katharinentreffs arbeiten. Ohnehin würden heute schon viele Menschen kirchliche Angelegenheiten per Telefon oder auf elektronischem Weg regeln. Trotzdem soll es auch künftig zu bestimmten Zeiten auch in den Südkreis-Gemeinden Ansprechpartner geben, versprechen die Pfarrei-Verantwortlichen.

Der jetzige Eingang zum Katharinentreff liegt von der Fußgängerzone aus betrachtet hinten. Er soll nach dem Umbau nur noch Seiteneingang und Zusatz-Fluchtweg sein. Im Gebäude plant Architekt Weicken eine neue Treppe und einen neuen Aufzug. Mitarbeiter und Besucher sollen also auch die Verwaltungsräume oben nach dem Umbau über den Haupteingang an der Bahnhofstraße erreichen. Der gleiche Weg führt zu den oben liegenden Versammlungsräumen. Sie bleiben, werden allerdings renoviert und praktischer aufgeteilt. Alle Gemeindegruppen sollen hier weiterhin ihren Treffpunkt haben.

Öko-faires Begegnungszentrum

Mit Aktionen wie Kleidertauschbörse oder Nachhaltigkeitswettbewerb oder mit den Treffen von Klimaschutzgruppen wurde bereits in der jüngeren Vergangenheit umgesetzt, wofür der neue Treffpunkt im Pastoralen Raum inhaltlich stehen soll. Die Gemeinde will „mit dem zukünftigen Begegnungszentrum die Schöpfungs- und Weltverantwortung, die wir als Christen haben, in den Mittelpunkt stellen“, so Janfelix Müller. Der Gemeindereferent ist mit einem Teil seiner Aufgaben Ansprechpartner für dieses Thema. Man plant ein „öko-faires Begegnungszentrum“. „Als Gemeindemitglieder werden wir immer weniger“, sagt Müller. „Aber wir haben inhaltliche Anliegen, die andere Gruppen transportieren können.“

Rainer Engel (l.) und Ludwig Holzbeck (2. v. r.) vom Kirchenvorstand sowie Architekt Christian Weicken (2. v. l.), Verwaltungsleiter Stefan Spallek (M.) und Gemeindeferent Janfelix Müller bei der Vorstellung der Planungen vor einer Leinwand.
Sie stellten die Planungen für den Umbau des Katharinentreffs vor: Rainer Engel (l.) und Ludwig Holzbeck (2. v. r.) vom Kirchenvorstand sowie Architekt Christian Weicken (2. v. l.), Verwaltungsleiter Stefan Spallek (M.) und Gemeindeferent Janfelix Müller. © Raulf

Ökologisches Bauen

Was drinnen im Begegnungszentrum passiert, soll für Menschen von außen durch das neue „Stadtfenster“ sichtbar sein. Gleichzeitig soll das Gebäude signalisieren, wie man heute einen Altbau renoviert und umbaut, wenn man Ressourcen und Klima schonen will und die Möglichkeiten dazu hat. Nachhaltigkeit bei Bau und Betrieb waren Vorgaben bei der Planung. Die Außenflächen werden hoch wärmegedämmt, zudem mit Material, das später einmal recycelt werden könnte. Bei der Auswahl von Baumaterial soll auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit geachtet werden.

Das Dach wird begrünt, ermöglicht künftig die Versickerung von Regenwasser und wird mit einer Photovoltaikanlage bestückt. Der Strom für neue Luft-/Wasserwärmepumpen, die die alte Heizung ersetzen und auch kühlen könnten, soll überwiegend aus Sonnenkraft entstehen.

Großteil des Geldes aus Paderborn

„Nachhaltiges Bauen ist über einen längeren Zeitraum betrachtet immer auch wirtschaftlich“, sagt Architekt Weicken. Erst einmal muss die Unnaer Pfarrei natürlich Geld in die Hand nehmen. Das Investitionsvolumen liegt bei 3,9 Millionen Euro, wovon ein Großteil in die neue Gebäudetechnik fließt, wie Ludwig Holzbeck vom Kirchenvorstand erklärt. Das Erzbistum Paderborn hat sich aber vom Konzept des Umbaus überzeugen lassen und eine Förderung in Höhe von 80 bis 90 Prozent zugesagt, so Verwaltungsleiter Stefan Spallek. Zudem rechnet die Pfarrei mit staatlichen Fördermitteln, die ihren Eigenanteil reduzieren.

Bei 15 Monaten Bauzeit soll das neue Gemeindezentrum voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2026 fertig werden. Vor dem zweiten Quartal 2025 werde man nicht starten können. Auch wegen Ausschreibungen sei noch Vorbereitungszeit nötig, erklärte der Architekt. Mit der Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung der Stadt Unna sei man aber bisher sehr zufrieden, erklärte der Kirchenvorstand.

Stefan Spallek steht am Fenster des Katharinentreffs in Unna
Die Kirche will sich öffnen: Stefan Spallek steht am Fenster des Katharinentreffs. Dessen West- und Nordfassade sollen durch den Einbau einer Fensterfront und einer Terrasse geöffnet werden. © Raulf
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Infoabend

  • Die Pfarrei St. Katharina lädt für Montag (16.9.) zu einem Infoabend ein.
  • Zeit und Ort: 19.30 Uhr, Katharinentreff (Katharinenplatz 1)
  • Architekt Christian Weicken und Stefan Spallek, Verwaltungsleiter der Pfarrei, werden das Umbauprojekt erläutern und Fragen beantworten. „Herzliche Einladung an alle Interessierten unseres Pastoralen Raumes Unna-Fröndenberg-Holzwickede“, heißt es von der Pfarrei.

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