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Politik bekennt sich ratlos: Wer patzt in der Eishallenrechnung?
Eissporthalle
Zwei Rechnungen, zwei Ergebnisse und beiderseits Vorwürfe: Unnas Eishockeyclub und die Stadtverwaltung liegen über Kreuz. Politiker fragen sich, wem sie glauben sollen, und antworten mit Ratlosigkeit.
Gute Entscheidungen brauchen vollständige Fakten. Doch was den Neubau einer Eissporthalle angeht, müssen sich Unnas Ratsmitglieder nun die Frage stellen, welche Informationen denn die zutreffenden sind. Eine Berechnung des Eishockeyclubs KJEC zeigt auf, dass eine Eisfläche unter einem Tragluftbach für vier Millionen Euro machbar ist. Die Stadtverwaltung hat diese Kalkulation nachgerechnet und kommt unterm Strich auf 10,3 Millionen Euro.
Danach ist nichts unternommen worden, um die Diskrepanz zwischen den Zahlen aufzuklären. Im Gegenteil: Die Bulldogs unterstellen der Stadt Rechenfehler, wenn nicht gar einen Manipulationsversuch. Die Stadt weist dies zurück und äußert sich „enttäuscht“.
„Vermutlich wird die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen“, äußert CDU-Fraktionschef Rudolf Fröhlich einen Verdacht. Allerdings räumt er ein, dass es der Politik beim derzeitigen Stand nicht leicht falle, dies zu prüfen. Eigentlich sollten sich Verein und Verwaltung nun an einen Tisch setzen und gemeinsam auf die Zahlenwerke schauen, um strittige Punkte zu klären. Aber das geschehe ja nicht.
„Ich habe das Gefühl, da wird entweder gar nicht miteinander gesprochen oder nur über die Presse, in jedem Fall aber aneinander vorbei“, so Fröhlich. Die Politik sitze zwischen den Stühlen, wisse nicht, welche Fakten stimmen. Dabei zeigt Fröhlich durchaus Skepsis gegenüber der Darstellung der Verwaltung.
„Was Herr Weber sagt, klingt durchaus schlüssig“, kommentiert Fröhlich die Kritik des KJEC-Vorsitzenden. „Dass der Auftrag an den Verein darin bestand, die Baukosten für eine Halle zu berechnen und nicht etwa Außenbereiche zu berücksichtigen – da hat er recht! Dass der Verein nach einem ersten Kostenvoranschlag für den Rohbau noch einen zweiten vorgelegt hat, der kleiner und günstiger geplant ist, war auch mein Kenntnissstand. Aber die Verwaltung rechnet dennoch mit dem teureren.“
Stadt wusste von günstigerem Angebot, hatte es aber nicht
Anhand der veröffentlichten Informationen beider Seiten lässt sich nicht zweifelsfrei klären, wer denn nun recht hat. Zumindest wirkt das Dementi aus dem Rathaus in einigen Teilen wenig überzeugend. So erklärt der Erste Beigeordnete Jens Toschläger in seiner Entgegnung, dass der KJEC die Kosten für Rohbau und Bodenplatte tatsächlich in einer tabellarischen Übersicht mit 926.000 Euro angegeben habe, derselben E-Mail aber nur ein Angebot über 1,288 Millionen Euro. Der Verein habe zudem einen zweiten, verkleinerten Grundriss vorgelegt, aber eben kein Angebot, dass den günstigeren Preis belegt hätte. Also rechnete die Stadt einfach mit den Kosten für den größeren Grundriss weiter.
Rathaus und KJEC müssen an einen Tisch
„Wir sind alle etwas ratlos“, erklärt Rudolf Fröhlich stellvertretend für seine Ratsfraktion. Die CDU-Leute scheinen damit nicht allein zu sein. „Beide Seiten sagen, die Darstellung der anderen sei unwahr. Und wir können es nicht überprüfen“, erklärt Klaus Göldner für die Freie Liste. „Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Jens Toschläger lügt“, hält er dem SPD-Mann in der Stadtverwaltung zugute. „Aber natürlich kann da ein Missverständnis vorliegen. Die müssten sich jetzt wirklich an einen Tisch setzen und das klären.“
Einen solchen Moderationsversuch unternimmt unterdessen die SPD: Sie will die Verwaltungsspitze auch auf die Berechnung zur Eishalle ansprechen, wenn sie nun in Haushaltsklausur geht, aber auch den KJEC in eine Fraktionssitzung einladen, wie der Fraktionsvorsitzende Sebastian Laaser ankündigt.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
