Ein Eishobel, wie er hier in der alten Halle von Pächter Uwe Kuchnia gefahren wurde, gehört zur Grundausstattung einer Eissportanlage. Das weiß natürlich auch der KJEC, der diese Kosten in seine Kalkulation aufgenommen hat. Die Stadt habe das aber wohl nicht erkannt und diese Ausgabe wie auch einige andere noch ein zweites Mal eingerechnet. Durch Rechenschritte wie diese werde eine Eishalle dann natürlich teurer.

© Udo Hennes

Eishalle: Hat Unnas Rathaus die Baukosten künstlich großgerechnet?

dzPolitik

Die Kontrollrechnung der Stadt lässt Pläne für eine Eishalle unter einem Tragluftdach unerwartet teuer erscheinen. Nun kommt ein Verdacht auf: Hat sich die Stadt womöglich selbst verrechnet?

Unna

, 09.11.2021, 18:02 Uhr / Lesedauer: 2 min

Weniger als vier Millionen Euro sollte es nach einem Konzeptpapier des KJEC kosten, in Massen eine Traglufthalle für den Eissport zu bauen. In der vergangenen Woche gab es dann die böse Überraschung: Die Stadt hatte das Konzept nachgerechnet, aber ein Ergebnis von 10,3 Millionen Euro herausbekommen. Die Stadt gab bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse an, dass der Verein bei einer an sich oft schlüssigen Arbeit doch ein paar Fehler gemacht habe. Doch der Verein kontert jetzt.

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Er hat seinerseits die Gegenrechnung der Stadtverwaltung unter die Lupe genommen, wie sie vom Ersten Beigeordneten Jens Toschläger vorgestellt worden ist. Und er reibt sich an mehreren Stellen die Augen. Gleich in fünf Punkten sei es die Stadtverwaltung, die nun korrigiert werden müsse, erklärt der KJEC-Vorsitzende Michael Weber.

Vorwurf 1: Die Stadt schaut nicht richtig hin

Für den Rohbau der Halle übernimmt der Beigeordnete Jens Toschläger aus den Unterlagen des KJEC einen Wert von knapp 1,29 Millionen Euro. Allerdings handele es sich dabei um ein veraltetes Angebot. Weil klar war, dass man mit diesem Wert die Kostengrenze reißen würde, habe man die Baufirma um ein neues Angebot für eine kleinere Variante gebeten, das dann auf gut 926.000 Euro kam, erklärt der KJEC-Vorsitzende Weber. Auch dieses Angebot liege der Stadt vor. Sie habe aber einfach mit dem teureren gerechnet und allein damit rund 362.000 Euro Mehrkosten gefunden.

Vorwurf 2: Die Stadt handelt willkürlich

Bei der Übernahme einer Berechnung aus dem KJEC-Konzept sei aus 1.925.550 Euro für Tragluftdach, Eistechnik und Ausstattung plötzlich der Wert 2.950.200 Euro geworden. Es sei völlig unerklärlich, wo der Aufschlag von einer Million herkommt.

Vorwurf 3: Die Stadt setzt Posten doppelt an

Besagtes Technik- und Ausstattungspaket enthalte bereits die eigentliche Eisbahn inklusive dem Eishobel, der die oberste Schicht der Eisfläche glättet. Trotzdem findet sich dessen Kauf in den Zahlen der Stadt auch an anderer Stelle wieder. Die Stadt erwecke den Eindruck, als habe der KJEC die Eistechnik vergessen. „Tatsächlich setzt Toschläger das doppelt an“, so Weber. Ähnliches gelte offenbar für das eigentliche Tragluftdach.

Vorwurf 4: Die Stadt ändert den vereinbarten Rahmen

Mit der Erklärung, dass der KJEC nur mit Netto-Beträgen gerechnet und die Mehrwertsteuer unberücksichtigt gelassen habe, hat die Stadtverwaltung den Verein durchaus schlecht aussehen lassen. Doch der KJEC wehrt sich: Je nach Organisationsmodell könne der Betrieb der Eishalle in einem Rahmen mit oder ohne entsprechenden Steuerausweis geschehen. Und die Frage an den KJEC sei eindeutig gewesen, ob er eine Eishalle für weniger als vier Millionen Euro netto (!) bauen könne.

Vorwurf 5: Die Stadt ändert nachträglich die Aufgabenstellung

Dass die Stadt nun auch Kosten für die Außenanlagen und Baunebenkosten veranschlagt, sei eine nachträgliche Änderung der Regeln. Es sei vereinbart worden, dass sämtliche Infrastrukturkosten und Genehmigungen zu Lasten der Stadt gingen, da der KJEC diese nicht beeinflussen oder berechnen könne.

Weber drückt offen seine Verärgerung aus. Sie beruhe nicht allein darauf, dass er und seine Mitstreiter in ein schlechtes Licht gerückt und ihre Kompetenz infrage gestellt würden. Vor allem gehe es hier um das Projekt und um den Eissport: „So kann eine Stadtverwaltung auch nicht mit dem Stadtrat umgehen, der eine wichtige Entscheidung zu treffen hat.“ Die Stadtverwaltung und insbesondere der Erste Beigeordnete Jens Toschläger müssten ihre Darstellung korrigieren.

Gegenüber unserer Redaktion wollte die Verwaltung die Vorwürfe des KJEC nicht kommentieren: Sie lägen der Verwaltung noch nicht vor.

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