Groß war die Hoffnung, die der KJEC mit seinem Konzept einer Eissporthalle unter einem Tragluftdach erweckt hatte. Jetzt allerdings rechnet Unnas Stadtverwaltung vor, dass die Umsetzung doch kein Schnäppchen verspricht.

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„Aufblasbare“ Eishalle wäre fast so teuer wie ein normaler Neubau

dzPolitik

Erneuter Kostenschock für Anhänger des Eissports: Auch als Tragluftkonstruktion mit einem „aufblasbaren“ Dach würde eine neue Eishalle über zehn Millionen Euro kosten. Das ergab eine Prüfung im Rathaus.

Unna

, 04.11.2021, 19:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als der Eishockeyclub KJEC im Frühsommer ein eigenes Konzept für Neubau und Betrieb einer Eissporthalle vorstellte, kam Hoffnung auf unter den Anhängern des Eissportes: Für nur vier Millionen Euro hätte man demnach auf dem Gelände des früheren Freizeitbades eine Traglufthalle mit zwei Eisflächen bauen können. Gegenüber dem gut zwölf Millionen Euro teuren Sanierungsszenario für den Altstandort am Ligusterweg erschien dies als machbar – bis zu diesem Donnerstag.

Jens Toschläger, Erster und Technischer Beigeordneter der Stadtverwaltung, stellte das Ergebnis einer Überprüfung vor, in der das Rathaus das KJEC-Konzept abgeklopft hatte. Vieles in der Arbeit des Vereins sei zutreffend und schlüssig, erkannte Toschläger an. Dennoch gebe es am Ende große Abweichungen: Wo der KJEC auf Gesamtkosten von 3,9 Millionen Euro für den Neubau kam, steht in der Berechnung der Stadtverwaltung der Wert von 10,3 Millionen Euro.

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Für die Abweichung gebe es mehrere Gründe. Zum einen habe der KJEC mit Netto-Angaben gerechnet und damit die Mehrwertsteuer ausgeblendet. Einige Kostenpositionen seien nur grob veranschlagt worden oder sie wichen von den Erfahrungswerten ab, die die Stadtverwaltung aus einer zentralen Datenbank aktueller Baumaßnahmen ziehen konnte. Und manche Positionen würden auch einfach fehlen. So fänden sich im KJEC-Konzept keine Baunebenkosten, wie sie zum Beispiel durch die Beauftragung eines Planers anfielen. Aber auch die Gestaltung des Außenbereichs mit Parkplatz, Wegen, Laternen und anderem sei nicht berücksichtigt worden.

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Für die Diskussion über die Zukunft des Eissportes in Unna bedeutet das Ergebnis der Überprüfung einen Rückschlag. Eine Discount-Lösung für den Eissport würde es demnach doch nicht geben. Zugleich nähert sich die Stadt mit ihrer Berechnung dem Sanierungsszenario, das der Rat im Sommer zusammen mit dem Ergebnis eines Bürgerentscheides verworfen hat.

Mit festem Dach kaum teurer

Vielleicht kommt nun allerdings eine weitere Lösung auf den Tisch: Jens Toschläger rechnete vor, dass der Kostenvorteil eines Tragluftdaches in Verbindung mit massiven Funktionsräumen überraschend gering sei. Für einen fünfstelligen Mehrbetrag könne auch ein konventionelles Dach errichtet werden – womit im Grunde auch die Kostenprognose für eine „richtige“ Eishalle aufgestellt sei.

Wie die Politik nun mit der neuen Faktenlage umgehen wird, dürfte die Diskussion der kommenden Wochen oder gar Monate zeigen. Auch wenn der KJEC stellvertretend für die Sportler auf eine zügige Lösung gedrängt hatte, ist zurzeit Tempo aus dem Verfahren genommen worden.

Bürgerbegehren bremst Beratungstempo

Grund dafür ist der Plan der Initiative „Unna braucht Eis“, einen zweiten Bürgerentscheid für den Erhalt und die Sanierung der Eishalle am bisherigen Standort durchzusetzen: Solange die Möglichkeit einer Sanierung der alten Halle gegeben ist, wäre ein Neubaubeschluss nicht sinnvoll. Die Stadtverwaltung würde eventuell Ressourcen in die weitere Planung stecken, die sich dann als unnütz herausstellen könnten.

Gleichwohl drückte der Beigeordnete Jens Toschläger seinen Wunsch nach einer Entscheidung aus: Die Bauverwaltung hätte gerne Klarheit, statt Arbeit zu leisten, die am Ende in den Papierkorb geht. Auch Bürgermeister Dirk Wigant sieht nun die Politik am Zug. Sie müsse ihren Willen bekunden, den sie gegebenenfalls auch als Ratsbürgerentscheid den Forderungen von „Unna braucht Eis“ entgegenstellen könne.

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