Bürgermeisterwahl in Unna Ex-Clubbesitzer Achim Megger fordert Dirk Wigant heraus

Megger fordert Wigant heraus: Mit der Vision „Bad Königsborn“
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Achim Megger muss selbst schmunzeln. Er spricht von der „unendlichen Geschichte“, vor 20 Jahren habe alles angefangen mit ihm und seinen großen Visionen für Königsborn. Der 60-Jährige kündigt nun seine dritte Bürgermeisterkandidatur in Unna an, eigentlich sogar seine vierte.

Als er las, dass Dirk Wigant 2025 wieder antreten wolle und bisher kein Mitbewerber namentlich feststeht, habe er nur kurz überlegen müssen. „Wenn du nicht antrittst, ärgerst du dich hinterher“, so habe ihn ein Berater überzeugt. Also sucht Achim Megger nun wieder das politische Rampenlicht.

Meggers vierter Anlauf als Bürgermeisterkandidat

Bekannt geworden war er einst als Besitzer eines Nachtclubs in Königsborn. 2004 wollte der gelernte Bergmann zum ersten Mal für das Bürgermeisteramt in Unna kandidieren. Seinerzeit scheiterte das Vorhaben aber an einer Formalität. Megger war damals offiziell staatenlos. Seinen Plan, kurzfristig polnischer Staatsbürger zu werden, konnte er umsetzen, aber nicht mehr rechtzeitig, um mit dieser EU-Bürgerschaft seine Kandidatur zu ermöglichen.

2009 trat er erneut an, dieses Mal mit allen nötigen Papieren als parteiloser Bewerber. Sein Youtube-Kanal, in dem er sich per Video gemeinsam mit leicht bekleideten Damen als „Edelbürgermeister“ bewarb, hat immer noch vier Abonnenten. 2015 setzte Achim Megger aus, Amtsinhaber Werner Kolter wurde ohne Gegenkandidat in seine letzte Amtszeit gewählt. 2020 trat dann auch Megger erneut an, als einer von sieben Bewerbern neben Dirk Wigant. Die Ergebnisse bisher: 2009 machten 456 Unnaer ihr Kreuz bei Megger, 2020 waren es 347.

Gastronom mit Behördenstress

Aufstieg und Fall: Anfang der 1990er-Jahre hatte der gebürtige Unnaer eine Schankgenehmigung in dem Gebäude an der Kamener Straße unweit der Kaserne übernommen, das inzwischen der Caritasverband zu einer Übernachtungsstelle für wohnungslose Männer umgewandelt hat. Ist heute also christliche Nächstenliebe der Grundgedanke, Menschen ein Bett zur Verfügung zu stellen, war es unter Meggers Regie ein etwas anderer. „Ich wollte Amüsierprogramm anbieten“, erinnert sich der 60-Jährige zurück. Eine Bar, darüber seine Privatwohnung - mit Gästezimmern, das sei das Konzept gewesen. Er habe nie ein Bordell gehabt, beteuert er heute wie damals. Völlig unverständlich, was ihm Ordnungsamt und Finanzbehörden unterstellt hätten, mit denen es von Anfang an Stress gegeben habe. Ein Höhepunkt dieser Gastronomie-Historie war eine Razzia der Steuerfahndung aufgrund einer Schätzung, die natürlich viel zu hoch gelegen habe. „Die haben alle immer kriminell gedacht“, erklärt Megger. Er teilt diese Erinnerungen immer noch gern, und oft schmunzelnd.

Bürgermeisterkandidat Achim Megger steht in Unna vor dem leer stehenden Bistro im Kurparl
Dass das Bistro im Kurpark eine „Ruine“ sei, liege sicher auch an zu viel Bürokratie, meint Achim Megger. © Raulf

Job in der Sicherheitsbranche

Achim Megger als schillernde Figur des Nachtlebens ist Geschichte. 2014 stellte er noch im Club seine Biografie vor, danach musste er schließen. Es folgte eine „harte Zeit“, wie Megger sagt. Er hatte gesundheitliche Probleme und war arbeitslos. Mit einem deutlich bescheideneren Leben hat er sich inzwischen wohl arrangiert. Megger hat in jungen Jahren zwischenzeitlich auch als Türsteher gearbeitet und hier sozusagen angeknüpft. Für seine Sachkundeprüfung im Bewachungsgewerbe drückte er vor drei Jahren die Schulbank. Heute arbeitet er in der Security. Es geht um verschiedene Veranstaltungen, auch im Rahmen der Fußball-EM sei er tätig gewesen. „Aber da ist Diskretion wichtig“, erklärt der 60-Jährige.

Bad Königsborn soll auferstehen

Die Ideen des Königsborners drehen sich wie früher vor allem um Königsborn und den Kurpark. Damit hatten seine lokalpolitischen Ambitionen 2004 auch angefangen. Megger erklärt, er wolle die Tradition von Bad Königsborn wieder aufleben lassen. „Die Vision ist bei mir hängen geblieben. Wir könnten aus dem Kurpark viel mehr machen.“ Der Park müsse ein Ort werden „für alle Generationen, für Multikulti. Da würden alle glücklich werden“.

Bürgermeisterkandidat Achim Megger sitzt in Unna auf einer Bank im Kurpark
Achim Megger ist gesprächig wie eh und je. Vor allem rund um „Bad Königsborn“ drehen sich nach wie vor seine politischen Visionen. © Raulf

Für Geselligkeit und Entspannung

Viele Menschen seien heute viel zu gestresst, meint Megger. Mehr Orte und Veranstaltungen für Entspannung und Erholung schweben ihm vor. Das viele Geld für den umstrittenen Teich im Bornekamp hätte man im Kurpark besser angelegt, schließlich gab es dort früher schon einen Teich. Ein kleiner Tretbootverleih könne eine neue Attraktion für Königsborn sein. Insbesondere ältere Mitbürger könnten Freude an Musik haben: Ein Orchester in einer Konzertmuschel gehört auch zu Meggers Visionen. Dazu Kaffee und Kuchen. So etwas fehle. „Die Geselligkeit von früher ist nicht mehr da.“

Dass das Bistro im Kurpark seit Jahren leer steht, ist für Megger nicht nachvollziehbar. Der Hinweis, dass hier gerade ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden muss, ist für ihn ein Beleg dafür, dass es „zu viel Bürokratie“ gebe. An anderen Stellen in Unna identifiziert er eine falsche Politik. Autofahrer etwa dürften „nicht so in die Ecke gedrängt“ werden. „Da sind viele nicht mit einverstanden. Wir müssen zurück zur Politik der normalen Leute.“

Ein erster Schritt in Richtung „Unna als Wellness-Oase“ könnte ein Gespräch mit der NRW-Bau- und Heimatministerin Ina Scharrenbach sein, so schwebt es Megger vor. Sie habe „den schnelleren Draht zu Fördertopfen“, und er würde ihr die Unnaer Sitiation einmal erläutern. „Mit der würde ich gern mal einen Kaffee trinken.“

2020 trafen sich die Unnaer Bürgermeisterkandidaten zur Talkrunde: Achim Megger umringt von Frank Ellerkmann, Claudia Keuchel und Ingrid Kroll (v. l.) sowie Jens Ole Wilberg, Katja Schuon, Dirk Wigant und Frank Murmann (v. r.).
2020 trafen sich die Unnaer Bürgermeisterkandidaten zur Talkrunde: Achim Megger umringt von Frank Ellerkmann, Claudia Keuchel und Ingrid Kroll (v. l.) sowie Jens Ole Wilberg, Katja Schuon, Dirk Wigant und Frank Murmann (v. r.). © Archiv

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