Die Eisenbahnbrücken an der Mühlenstraße und im Bereich Massener Kirchweg/Grenzstraße werden genauso neu gebaut wie drei marode B1-Brücken in Unna. Der Zustand etlicher Brücken in Nordrhein-Westfalen ist schon lange ein Thema – nicht zuletzt nach der Sperrung der A45-Brücke bei Lüdenscheid. Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat alle Brücken, die sich in der Baulast des Bundes befinden, bewertet.
Unnas „Sorgenkinder“
Zu den größten „Sorgenkindern“ in Unna zählen die B1-Brücke an der Feldstraße (Note 3,2), die große A1-Brücke im Liedbachtal (3,2) sowie die Brücke am „B1-Öhrchen“ (3,5), die über die Bahnstrecke zwischen Unna und Fröndenberg führt.
Die Bundesanstalt für Straßenwesen richtet sich bei ihren Bewertungen nach den Ergebnissen von regelmäßig stattfindenden „Bauwerksprüfungen“. Ausschlaggebend sind demnach die festgestellten Schäden und Mängel, die sich auf die Stand- und Verkehrssicherheit auswirken.

Mithilfe moderner Datenverarbeitungssysteme werden die Prüfungen zu einer Zustandsnote zwischen 1,0 und 4,0 zusammengefasst, heißt es in einer Erklärung der Bast. Sechs Notenbereiche werden dabei unterschieden:
- 1,0 bis 1,4: sehr guter Zustand
- 1,5 bis 1,9: guter Zustand
- 2,0 bis 2,4: befriedigender Zustand
- 2,5 bis 2,9: ausreichender Zustand
- 3,0 bis 3,4: nicht ausreichender Zustand
- 3,5 bis 4,0 ungenügender Zustand
Die meisten Brückenbauwerke in Unna befinden sich demnach in einem befriedigenden bzw. ausreichenden Zustand.
„Die Zustandsnote bildet die Grundlage für die weitere Erhaltungsplanung. Sie lässt die Dringlichkeit notwendiger Maßnahmen erkennen, gibt jedoch keinen Aufschluss über Art und Umfang der Schäden oder die Kosten der Instandsetzungsmaßnahme“, teilt die Bundesanstalt für Straßenwesen mit.
Eine Zustandsnote von 3,0 bis 3,4 bedeute nicht zwangsläufig, dass die Brücke nur eingeschränkt benutzbar ist. Ein „ungenügender Zustand“, der zeitnahes Handeln erfordert, deute darüber hinaus auch nicht unmittelbar daraufhin, dass die Standsicherheit gefährdet sei. Die Bewertung kann beispielsweise durch fehlende Gitterstäbe im Geländer ausgelöst worden sein.
Verkehrsminister kündigt „Sanierungsoffensive“ an
Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) hatte erst im März eine „Sanierungsoffensive“ bei den Brücken angekündigt. In den nächsten zehn Jahren sollen rund 400 Brücken im Land neu gebaut werden. Das Ziel, so Oliver Krischer, sei es, in zehn Jahren keine schlechte Brücke mehr in NRW zu haben.
Unnas „Sorgen-Brücken“ stehen dabei bereits im Fokus. An der A1-Brücke im Liedbachtal sind die Bauarbeiten bereits weit fortgeschritten. Der neue Überbau in Fahrtrichtung Bremen wurde erst vor wenigen Tagen fertiggestellt. Der bislang genutzte Brückenteil in die Gegenrichtung wird mittlerweile für den Abbruch vorbereitet. Bereits seit 2021 laufen die Arbeiten für den 300 Meter langen, rund 53 Meter breiten und 22 Meter hohen Neubau. Noch bis ins Jahr 2027 sollen die Arbeiten andauern – Kosten: rund 79 Millionen Euro.

Aktuell werden in Unna auch zwei Eisenbahnbrücken neu gebaut, die nicht auf der Liste der Bundesanstalt für Straßenwesen stehen: Im Bereich Massener Kirchweg/Grenzstraße baut die Deutsche Bahn einen echten „Brückenkoloss“ – 2000 Tonnen schwer, 124 Meter lang und 36 Millionen Euro teuer. Die neue Brücke wächst derzeit an der Unnaer Straße in die Höhe. Außerdem wird die Bahnüberführung an der Mühlenstraße durch einen Neubau ersetzt.
Die maroden B1-Brücken finden sich allerdings in der Liste der Bast wieder. Die Neubauten an der Falkstraße (2,9) und Feldstraße werden seit Jahren geplant. 2022 hatte Straßen NRW dort bereits den Untergrund untersuchen lassen. Sie sollen offenbar im kommenden Jahr neu gebaut werden.
Drei Brücken in der besten Kategorie
Die Brücke am „B1-Öhrchen“ ist ebenfalls in einem „sehr schlechten Zustand“. Das hatte eine Untersuchung im Jahr 2022 ergeben. In dem dazugehörigen Bericht heißt es wörtlich: „Der Mangel/Schaden (an der Platte, Anm. d. Red.) beeinträchtigt die Standsicherheit des Bauteils und des Bauwerks. Eine Nutzungseinschränkung ist gegebenenfalls umgehend vorzunehmen. Schadensbeseitigung kurzfristig erforderlich.“ Auch diese Brücke wird wohl schon im nächsten Jahr durch einen Neubau ersetzt.
Es gibt aber auch Brücken in Unna, die sich in einem tadellosen Zustand befinden. Mit einer Zustandsnote zwischen 1,0 und 1,4 wurden die neue A1-Brücke am Büddenberg in Massen (1,1), die A44-Brücke an der Hertingerstraße, die seit 2022 wieder befahrbar ist, sowie die A44-Brücke am Grüntal-Bach bewertet.

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