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Aufholen nach Corona: „Kinder üben, die Nähe zueinander zu finden“
Kinder und Pandemie-Folgen
Zusammensein, einander begegnen: Das fehlt den Kindern in der Coronazeit. Die Kreativtage im Freizeitzentrum bringen all das wieder zurück. Mit erfreulicher Resonanz bei den Grundschülern.
Seit knapp einer Woche sind die Grundschüler der Friedrich-Ebert-Schule zu Gast im Freizeitzentrum Kamen an der Lüner Höhe (FZ). Im Rahmen der Kreativtage nehmen die Kinder an verschiedenen Workshops teil und können dabei ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf lassen.
Ein wichtiges Ziel dieser Kreativtage ist jedoch, das Miteinander der Kinder zu fördern. Denn das hat unter der Coronazeit sehr gelitten. Bei den verschiedenen Workshop-Stationen können die Kinder zum Beispiel das Theater kennenlernen, sich in Artistik und Jonglage üben, Mangas zeichnen (japanische Comics), einen eigenen Film machen und 3D-Zeichnungen anfertigen.
Experten mit an Bord
Für die Workshops hat FZ-Leiter Michael Wrobel Experten ins Boot geholt: den Schauspieler Kai Bettermann, die Künstlerin Ingrid Schmechel, das Duo Artistico und die Künstlerin Karla Christoph. „Zwei Profis sind jeden Tag da“, sagt er. Jede Workshop-Station ist etwa 45 Minuten lang, sodass die Kinder alles einmal ausprobieren können.
Jonglieren, Zeichnen, Schauspielern. Alles können die Kinder kennenlernen. Und sich dabei nach langer Zeit mit Abstand-Halten und Maske-Tragen wieder näherkommen. „Die Kinder machen Übungen, um die Nähe zueinander zu finden. Sie schauspielern zum Beispiel, wie sie alle in einen vollen Fahrstuhl einsteigen“, erzählt Wrobel.

Ein Riesenspaß für die Kinder: Das Duo Artistico zeigt den Kindern Jonglage und Artistik. FZ-Leiter Michael Wrobel (hinten l.) hat eigens für die Kreativtage gleich mehrere Profis nach Kamen geholt. © Stefan Milk
Die Kreativtage sind aber nur eines von vielen Projekten, das Schulen, Kitas und Vereine in Kamen angehen, um den Kindern für die Zeit „nach Corona“ das soziale Miteinander wieder näherzubringen. Es gilt eben nicht nur, Schulstoff nachzuholen. „Schulleitungen und Lehrkräfte sind sich alle einig, das auch das Nachholen des sozialen Miteinanders wichtig ist“, so Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Elke Kappen.
Hinter den Projekten steckt ein großes Netzwerk, sorgfältige Planung – und die Fördermittel des Landes für das Programm „Aufholen nach Corona“. Die Stadtverwaltung ermöglicht eine schnelle und einfache Umsetzung der Ideen und gibt selbst Anreize. „Wir haben ein Padlet mit Informationen und Kontaktadressen, auf die Schulen, Kitas und Vereine zugreifen können“, erzählt Samira Klein-Vehne, Gruppenleiterin der Sozialen Dienste.

Bürgermeisterin Elke Kappen stattete den Kindern im Freizeitzentrum einen Besuch ab. Die Stadt kümmert sich um die Organisation der Fördermittel für die Projekte und bietet den Trägern, Vereinen und Schulen zusätzlich Information und Unterstützung an. © Stefan Milk
Zusammen mit Johannes Gibbels, Fachbereichsleitung für Familie, Jugend, Schule und Sport, kümmert sich eine kleine Gruppe innerhalb der Verwaltung um die Projekte. Daran beteiligt sind aber so ziemlich alle Instanzen, die sich vergangenes Jahr zur Präventionskonferenz zusammengesetzt haben. Dort wurde gemeinsam erarbeitet, wie sich den Kindern und Jugendlichen am besten helfen ließe. „Wir wollen möglichst viel ermöglichen“, so Kappen.
Klassen sind alle begeistert
Der Einsatz lohnt sich enorm, weiß Grundschullehrerin Ines Daling. Sie ist mit Erstklässlern der Friedrich-Ebert-Schule am Mittwoch beim Workshop dabei. „Die Klassen sind alle hochbegeistert“, sagt sie. Alle Kinder nehmen das Angebot gut an. „Man merkt den Unterschied in der Freude und dem Verhalten sehr, nun, da die Corona-Hochzeit vorbei ist.“ Erfreulich sei, wie schnell die Kinder sich auf diese Freude und Nähe zueinander wieder einlassen.
Noch bis Ende der Woche laufen die Kreativtage. Michael Wrobel und sein Team wollen danach ein Fazit ziehen. „Wir schauen, ob sich das noch ausbauen oder wiederholen lässt“, sagt er. So oder so: Die Förderung läuft noch bis Ende des Jahres. Weitere Möglichkeiten wird es also sicher noch geben.
Kamener Kind mit Wurzeln in Bergkamen. Findet seriösen Journalismus wichtiger denn je. Schreibt gern nicht nur über Menschen und Geschehen, sondern in der Freizeit auch über fantastische Welten. Seit 2017 im Einsatz, erzählt seit 2022 die Geschichten ihrer Heimatstadt.
