Die fünf größten Arbeitgeber in Kamen beschäftigen etwa 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Obwohl die Stadt am Kamener Kreuz als Drehscheibe der Logistik gilt, ist seit dem Rückzug von Arvato an der Henry-Everling-Straße in Kamen kein Unternehmen aus der Verteiler-Branche unter den Firmen mit den meisten Kräften. Es gibt bei dem von unserer Redaktion erstellten Ranking der ersten Plätze also durchaus Überraschungen. Unerwartet ist vermutlich ebenso, dass bekannte Unternehmen wie Ikea, Gülde, GSW, VKU und Durable nicht auf den ersten fünf Plätzen liegen.
Platz 1, Solventum, ca. 2625 Mitarbeiter: Eine Überraschung bildet das frühere 3M-Werk, das nun unter dem Namen Solventum an der Edisonstraße hochentwickelte Produkte für den Gesundheitsmarkt herstellt. Denn mit seinen 510 Mitarbeitern läge das Werk eigentlich nicht an erster Stelle der größten Arbeitgeber in Kamen. Durch eine Veränderung ist das Unternehmen jetzt aber unangefochten an die Spitze gerückt.
Durch eine Umstellung befindet sich der Firmensitz nicht mehr in Neuss, sondern in Kamen, von dem aus nun weitere Standorte mit insgesamt 2625 Mitarbeitern gesteuert werden. Was früher ein Werk von 3M im weltweiten Verbund war, ist jetzt die Bundeszentrale eines neuen Konzerns geworden. Die Produkte des Kamener Werks sind nicht in Drogeriemärkten und Apotheken zu finden, sondern vor allem in Krankenhäusern und Arztpraxen. Hauptprodukt ist das Wundpflaster Tegaderm, das 50 Prozent des Fertigungsvolumens ausmacht.

Platz 2, Vahle, ca. 800 Mitarbeiter: Hochtechnologie in Sachen Stromzuführung fertigt Kamens Traditionsfirma an der Westicker Straße. Die Paul Vahle GmbH & Co. KG, bekannt geworden durch die Stromschienentechnik für den Transrapid und Shanghais Magnetschwebebahn, beschäftigt weltweit 800 Mitarbeiter, davon 550 in Kamen und Dortmund. Die dort entwickelte und produzierte Technik ist oft in ungewöhnlichen Anlagen verbaut, für die spezielle Lösungen für die Energiezuführung und Datenübertragung ausgetüftelt werden müssen. 60 Millionen Euro will der Systemanbieter für Automatisierungslösungen ab diesem Jahr in seine Firmenzentrale investieren. Die Daniel Düsentriebe aus Kamen, seit 1956 an der Westicker Straße ansässig, sollen noch bessere Bedingungen für Entwicklung, Produktion und Vertrieb erhalten: Baustart ist am 9. Mai.

Platz 3, Stadt Kamen, ca. 510 Mitarbeiter: Stadtverwaltung mit Bürgerdiensten, dazu Feuerwehr und Rettungsdienst und die Servicebetriebe an der Gutenbergstraße. Die Aufgaben der städtischen Mitarbeiter, darunter auch in öffentlichen Einrichtungen wie Stadtbücherei, Stadtarchiv und Musikschule, sind breit gefächert. Somit befindet sich die Stadt Kamen, geführt von Bürgermeisterin Elke Kappen, seit jeher unter den größten Arbeitgebern in der Stadt Kamen – die große Zahl an Mitarbeitern ist eng verbunden mit einer wachsenden Aufgabenlast durch den Bund und mit immer mehr Bürokratie.

Platz 4, Compassio, ca. 385 Mitarbeiter: Unter Kamens größten Arbeitgebern gibt es auf Platz 4 mit dem Pflegeunternehmen Compassio durchaus eine Überraschung. Die personalintensive Betreuung von pflegebedürftigen Menschen findet an zwei Standorten statt – im Haus Volkermann an der Heerener Straße (283 Mitarbeiter) und im Haus am Koppelteich an der Koppelstraße (etwa 100). Bezieht man das Haus Husemann in Unna mit ein, kommen noch einmal 200 Kräfte dazu.
Alleinstellungsmerkmal im Haus Volkermann hat die Junge Pflege. Dort werden Menschen zwischen 18 und 65 Jahren betreut. Sie leben in 90 Einzelzimmern, die in neun Wohngruppen mit WG-Charakter unterteilt sind. Die Junge Pflege ist seit 2006 in Kamen angesiedelt, damals gegründet von der Familie Spies, die eine Lücke in der Versorgung junger pflegebedürftiger Menschen sah und die neuartige Pflegeform immer weiter entwickelte. Compassio hat die Häuser in Kamen und Unna 2021 übernommen. Bundesweit betreibt der Pflegedienstleister ca. 100 Einrichtungen, 11.000 Pflegeplätze und etwa 9000 Mitarbeiter.

Platz 5, Knappschaft Kliniken Kamen, ca. 360 Mitarbeiter: Das frühere Hellmig-Krankenhaus an der Nordstraße zählt seit Jahrzehnten zu den größten Arbeitgebern in Kamen. Zum Jahreswechsel hat das Krankenhaus, dessen Gründung vor mehr als 130 Jahren mit einer Spende von Wilhelmine Hellmig ermöglicht wurde, seinen Namen geändert. Kamens Haus aus dem Krankenhaus-Verbund des Klinikums Westfalen findet sich namentlich nun wieder unter dem Dach der Knappschaft-Bahn-See. Trotz des Umbruchs soll es weiterhin eine Säule in dem Klinik-Verbund bleiben. Geleistet werden soll das laut Angaben des Hauptgeschäftsführers Stefan Aust über die Spezialisierung auf Gastroenterologie, die Vorsorge und Behandlung von Magen-Darm-Krankheiten und deren Ausbau durch die Eingliederung der Praxis von Dr. Robert Brägelmann im Medizinischen Versorgungszentrum.