Auch wenn das Unternehmen mauert, so deutet alles daraufhin, dass der US-Autobauer Tesla in Holzwickede einen Service-Standort eröffnen will. Den Erfahrungen eines Kunden zufolge ist das auch nötig.

Holzwickede

, 02.01.2021, 08:50 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mehr als 1500 Fahrzeuge mit einem großen E auf dem Nummernschild surren durch den Kreis Unna – im Vergleich zu den mehr als 300.000 Fahrzeughaltern mit Verbrennungsmotoren freilich die Minderheit. Aber: Die Zahl der zugelassenen Stromer und Hybrid-Wagen hat in den vergangenen fünf Jahren stetig zugenommen.

Unter den rund 1500 E-Fahrzeugen findet sich auch der Tesla des Fröndenbergers Lars Krüger. Seit gut zwei Jahren fährt er ein Model X. Im Portfolio des Elektro-Autobauers fährt der Wagen in der Oberklasse und ist auf maximale Reichweite ausgelegt. 422 PS bringt der 2,5-Tonner auf die Straße. „Bei realistischer Fahrweise reicht die Akkukapazität für rund 400 Kilometer“, sagt Lars Krüger.

Der Fröndenberger ist Stromer aus Überzeugung. Als Vertriebsmitarbeiter für Elektromobilität bei den Stadtwerken Unna und Vorsitzender des Vereins „UNter Stromern e.V.“ ist er Experte auf dem Gebiet. „Nachdem ich in vier Jahren bei zwei Verbrennern fast einen Motorschaden hatte, bin ich umgestiegen“, sagt Krüger.

Elektromotoren für kurze Pendelstrecken

Für kurze Pendelstrecken zwischen Heim und Büro sei ein Elektromotor besser ausgelegt als ein Verbrenner. Zwei E-Kleinfahrzeuge gehören ebenfalls zu seinem Fuhrpark, eines davon ist acht Jahre alt und läuft noch immer mit dem ersten Akku und nur geringem Reichweitenverlust.

Die Anzeichen auf einen Service-Standort in Holzwickede am einstigen Standort des Porsche-Zentrums hat der Tesla-Fahrer mit Interesse verfolgt. Lange gab es einen solchen NRW-weit nur in Düsseldorf, kürzlich kam ein zweiter in Köln hinzu. Wer Benziner oder Diesel fährt, wird sich wundern: Bei Problemen mit seinem Fahrzeug muss auch Lars Krüger in der Regel gen Landeshauptstadt fahren. „Es gibt zwar einige autorisierte Karosseriebetriebe, die Arbeiten durchführen dürfen und auch sogenannte Tesla Ranger, aber bei Problemen mit Antrieb oder Batterie bleibt nur ein Service Center.“

Und obwohl der Tesla für seine Bedürfnisse das perfekte Auto ist, macht Krüger keinen Hehl daraus, dass es in den vergangenen zwei Jahren nicht schon zu Problemen gekommen ist – und Tesla als vergleichsweise junger Autobauer beim Service den etablierten Herstellern hinterherläuft.

Kein Anschluss unter dieser Nummer: Braucht Lars Krüger einen Termin in einer Tesla-Werkstatt läuft die Terminvereinbarung nur über eine App. Auf Menschen im Kundendienst verzichtet das Unternehmen weitgehend.

Kein Anschluss unter dieser Nummer: Braucht Lars Krüger einen Termin in einer Tesla-Werkstatt läuft die Terminvereinbarung nur über eine App. Auf Menschen im Kundendienst verzichtet das Unternehmen weitgehend. © Udo Hennes

Bis heute kommt es laut Krüger vor, dass die Software den Wagen unvermittelt zum Abbremsen bringe. „Kein Stillstand, aber abrupt von 120 auf 80 zum Beispiel.“ Zwar speise der Autobauer häufig Software-Updates unkompliziert über das heimische Wlan ein, das genannte Problem sei aber ein Fall für einen Ansprechpartner vor Ort. Und hier wird es für Tesla-Kunden ärgerlich.

Unmut bei Tesla-Kunden über mangelnden Service

„Es gibt keine Hotline und keine Email-Adresse. Terminvereinbarungen laufen über eine App. Man hat keine direkten Ansprechpartner. Die ziehen das knallhart durch“, sagt Krüger. Gut vernetzt in der Szene weiß er, dass sich der Unmut von Tesla-Besitzern letztlich vor Ort in Düsseldorf Bahn bricht, die Mitarbeiter dort heillos überfordert seien. Kunden müssen lange Wartezeiten einkalkulieren.

Es mag zur Philosophie des Unternehmens gehören, dem in Elon Musk ein innovativer wie kontroverser Geist vorsteht, auf lange Sicht glaubt Lars Krüger aber, könne sich Tesla das nicht erlauben. Wer wie er einen niedrigen sechsstelligen Betrag investiert, dürfe nicht mit einer App abgespeist werden.

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Zwar habe Tesla richtigerweise zunächst eine zuverlässige Ladeinfrastruktur geschaffen, ehe entsprechend Autos verkauft wurden. Selbiges sei beim Service aber nicht passiert. „Vielleicht fehlten die finanziellen Mittel“, vermutet Krüger. Erst im Laufe des Jahres konnte Tesla in vier Quartalen in Folge schwarze Zahlen vorweisen – zuvor lief beim E-Auto-Pionier viel auf Pump.

Lars Krüger bezeichnet sein Fahrzeug als „fahrenden Computer“, der absolut alltagstauglich sei, „aber am Service muss Tesla arbeiten. Alles per App regeln, ist keine Lösung.“ Dass mittelfristig wohl ein weiterer Service-Standort in Holzwickede öffnet, sei für Kunden im Ruhrgebiet höchste Zeit.

Seit dem Auszug des Porsche-Zentrums Ende November ist die „Toblerone“ frei und hat auch einen neuen Eigentümer. Erster Anwärter auf einen Mietvertrag hier ist Tesla.

Seit dem Auszug des Porsche-Zentrums Ende November ist die „Toblerone“ frei und hat auch einen neuen Eigentümer. Erster Anwärter auf einen Mietvertrag hier ist Tesla. © Marcel Drawe

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„UNter Stromern e.V.“

Verein bietet regelmäßig Stammtisch

  • Jeden ersten Mittwoch im Monat treffen sich E-Fahrzeugfahrer um 19 Uhr bei Connie's Diner am Kamener Kreuz zum Stammtisch „E-Karre? TESLA!“
  • Aufgrund von Corona wird der Stammtisch 2021 zum ersten Mal über die Software Teams im Netz abgehalten. Wer Interesse hat, kann sich per Email an lars.krueger@unterstromern.de wenden.

Wann das aber passiert, ist aktuell offen. Das Unternehmen sucht weiterhin Mitarbeiter für einen Standort am Flughafen, infrage kommt nach dem Porsche-Auszug die sogenannte „Toblerone“ an der Ferdinand-Porsche-Straße. Das Gebäude hat inzwischen einen neuen Eigentümer.

Da Tesla in den vergangenen Monaten seine Kommunikationsabteilung weltweit abgebaut hat, blieb eine Anfrage dieser Redaktion lange unbeantwortet, ehe kürzlich doch ein knappes Firmen-Statement per Email folgte: „Leider können wir zu noch nicht eröffneten Standorten grundsätzlich keine Informationen teilen.“