
© Udo Hennes
Fahrer möchte mit E-Auto aus China von Kiel nach Wuppertal und strandet in Frömern
E-Mobilität
Hermann Müller hatte den Auftrag, ein Elektroauto aus Kiel abzuholen und nach Wuppertal zu bringen. Eigentlich fährt er Diesel und ihm fehlte ein Adapter für öffentliche Ladestationen. Dank netter Menschen meisterte er die Strecke in zwei Tagen.
Mit einem ihm nicht vertrauten Elektroauto war Hermann Müller von Kiel aus auf dem Weg nach Wuppertal unterwegs, als er sozusagen im Fröndenberger Ortsteil Frömern strandete.
Ungefähr 200 Kilometer Reichweite hatte sein ungewöhnliches Gefährt eines chinesischen Herstellers. „Das Auto ist kein deutsches Markenauto“, sagt Müller. Ein gutes kleines Fahrzeug für Handwerker, die mit etwas Transportfläche schnell und umweltschonend von A nach B kommen möchten – auch in engen Straßen. Viel mehr weiß Müller über das Auto nicht. Er war lediglich dafür zuständig, es abzuholen. „Ich bin eigentlich ganz normaler Dieselfahrer.“
Zum Laden brauchte der E-Mobilist auf Zeit eine 220-Volt-Dose, für eine E-Ladestation fehlte ihm das entsprechende Adapterkabel. Und in der Nähe von Unna wurde der Akku so langsam wieder leer. Sein Partner habe dann bei den Stadtwerken in Unna angerufen, so Herrmann Müller. Weiterverbunden wurde der Anruf zum E-Mobilitätsbeauftragten Lars Krüger. Der Mitarbeiter der Stadtwerke hat nicht nur beruflich mit E-Fahrzeugen zu tun, er ist auch Vorsitzender des Unnaer Vereins Unter Stromern.

In Fröndenberg gibt es drei Ladestationen für E-Autos und eine Lademöglichkeit für E-Bikes. © Hornung
Als Hermann Müller auf der Durchreise war, saß Lars Krüger, selbst „Stromer“, im Home-Office. Solche Anrufe seien ungewöhnlich, so Krüger. Normalerweise berate er vor dem Kauf eines E-Fahrzeugs zur entsprechenden Infrastruktur. Dem Reisenden eine Lademöglichkeit in Unna zu suchen, war Krüger zu umständlich. Er lotste ihn kurzerhand zu sich nach Frömern. Einem gestrandeten E-Mobilisten zu helfen, ist für einen E-Mobilisten mit Sicherheit auch eine Frage der Ehre. In Frömern konnte der Gast zwei Stunden laden, bis der Saft für die letzte Etappe reichte. In der Zwischenzeit fuhr der Reisende mit dem Zug nach Unna, um ein wenig in der City zu bummeln.
Die Fahrt im Elektroauto ist Hermann Müller sehr blauäugig angegangen, wie er zugibt: „Ich habe keine App installiert, nichts angeguckt – wenn man sowas macht, dann kommt man eigentlich in Teufels Küche“, sagt er. So dauerte seine Überfahrt mit zwei Tagen auch länger als gedacht. Ein positiver Nebeneffekt: Hermann Müller lernte auch nette Leute kennen, die ihm halfen – so wie Lars Krüger aus Frömern.
Innovationsprämie macht Anschaffung besonders attraktiv
Die E-Autos bekannter Hersteller, sagt der Frömerner, könnten inzwischen immer längere Strecken überwinden. Der kleine chinesische Transporter sei mit Sicherheit günstig in der Anschaffung gewesen, aber nicht das E-Auto, das er empfehlen würde.
Durch die sogenannte Innovationsprämie, den wegen der Corona-Krise vom Bund aufgestockten Umweltbonus für Elektroautos, sei die Anschaffung eines E-Autos gerade besonders attraktiv. Doch eigentlich ist die Zeit zum Kauf aus Sicht des Experten immer günstig. Denn E-Autos hätten sehr geringe Nebenkosten. Anders als ein Verbrennungsmotor sei der E-Antrieb kaum anfällig für Schäden. Und die Akkus würden viel länger halten als zunächst gedacht. In diesen Tagen sei die Lieferzeit für neue E-Autos allerdings besonders hoch. Da könne man mal ein halbes Jahr auf das Traumfahrzeug warten.
Geeignet seien Elektrofahrzeuge für Pendler, die ländlich wohnen und zur Arbeit fahren müssen, eventuell keine guten Anbindungen an öffentliche Verkehrsmittel haben. Oder als Zweitwagen für Familien, mit dem die Kinder zur Kita und zum Sport gefahren werden. Für derartige Strecken würden Lademöglichkeiten zuhause und vielleicht noch beim Arbeitgeber gebraucht. Denn grundsätzlich stehe ein Auto durchschnittlich zu 90 Prozent der Zeit. Genug Gelegenheit also zu laden.
Der Verein
Kontakt zu UNter Stromern
- Wenn es in der Zeit nach Corona wieder möglich ist, möchte sich der Verein Unter Stromern wieder zu seinem Tesla-Stammtisch in Kamen treffen. Der soll nicht nur für die altbekannte Runde, sondern auch für weitere an E-Mobilität interessierte Menschen offen sein.
- Fragen dazu und zum Verein Unter Stromern beantwortet der Vorsitzende Lars Krüger unter Tel. (02303) 96 88 88 oder via Mail an lars.krueger@unterstromern.de.
Öffentliche Ladestationen seien für Durchreisende gedacht. Im Schnitt würden Menschen 39 Kilometer pro Tag fahren. Ein modernes E-Auto wie der neuste Renault ZOE habe inzwischen über 300 Kilometer Reichweite. Damit habe sich die Leistung eines der beliebtesten E-Modelle in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt, kann Lars Krüger für die umweltschonende Fortbewegungsmethode nur werben.
Herrmann Müller, der in Frömern strandete, kann sich indes gut vorstellen, entsprechend vorbereitet, auch lange Strecken bequem mit einem E-Auto zu meistern.
E-Ladesäulen
- In Fröndenberg gibt es derzeit drei öffentliche Ladesäulen für Elektroautos. Eine befindet sich in bei den Stadtwerken an der Graf-Adolf-Straße, eine im Zentrum am Rathaus und eine auf dem Hof Sümmermann in Frömern.
- Die Stadtwerke haben vor, in fernerer Zukunft den Bereich E-Mobilität noch weiter auszubauen. In der Corona-Krise hätten andere Themen allerdings Priorität.
Jahrgang 1988, aufgewachsen in Dortmund-Sölde an der Grenze zum Kreis Unna. Hat schon in der Grundschule am liebsten geschrieben, später in Heidelberg und Bochum studiert. Ist gerne beim Sport und in der Natur.
