Mit Video: Anmelden und losfahren? Pop-Up-Store von Tesla in Holzwickede im Test
Elektroautos
Tesla hat einen ersten Service-Standort im Ruhrgebiet eröffnet: Vorerst aus einem Container heraus setzt der US-Elektroautobauer auf Testfahrten, die man potenziellen Kunden so einfach wie möglich machen will.

Das einstige Porsche-Zentrum als neuer Tesla-Standort ist noch im Umbau. Der US-Elektrobauer hat auf dem zugehörigen Parkplatz aber aus einem Container heraus schon den Betrieb aufgenommen. © Hennes
Mehr als 300.000 Fahrzeuge sind im Kreis Unna zugelassen. Mit einem Anteil von rund 2350 ist die Zahl der Elektro- und Hybridwagen zwar noch überschaubar, wuchs in den vergangenen Jahren aber stetig.
Der US-Elektroautobauer Tesla will auch in Deutschland beim E-Auto-Verkauf kräftig mitmischen, lässt nicht nur durch seine Giga-Fabrik als Produktionsstätte bei Berlin aufhorchen. Das Unternehmen unter Führung des Technologie-Pioniers Elon Musk baut auch seine Service-Standorte im Land aus. Tesla-Fahrer aus dem Ruhrgebiet waren bislang auf Anlaufstellen in Düsseldorf und Hannover angewiesen.
Standort in Holzwickede ist Teil einer Service-Offensive von Tesla
Seit Anfang der Woche gibt es in Holzwickede das landesweit siebte regionale Tesla-Zentrum. Zunächst nur im Mini-Format: Der eigentliche Standort im ehemaligen Porsche-Zentrum an der Ferdinand-Porsche-Straße befindet sich im Umbau. Bis dahin bietet das Unternehmen in einem Container, einer sogenannten Pop-Up-Lösung, Beratungsdienste und vor allem Testfahrten an.
Wer sich das Angebot anschaut, merkt schnell, dass das US-Unternehmen mit möglichst niedrigen Hürden potenzielle Kunden locken will. Wer noch nie rein elektrisch gefahren ist, soll so einfach wie möglich den Selbsttest machen können.
Testfahrt ist in wenigen Minuten vereinbart
Komplizierte Anmeldung? Gebühr? Kaution? All das ist nicht nötig. Über die Tesla-Webseite lässt sich in wenigen Minuten eine Spritztour vereinbaren. Mehr als Name, Email-Adresse und einen Upload des abfotografierten Führerscheins braucht es nicht, um einen Termin zu vereinbaren.
Vor Ort an der Ferdinand-Porsche-Straße stehen diverse Fahrzeuge zur Wahl – vom Einsteigermodell bis zur Oberklasse-Limousine. Eine Testfahrt bei Tesla läuft dabei komplett kontaktlos ab. Vor Ort öffnet ein Mitarbeiter den Wagen. Reinsetzen. Losfahren. Das war es.
Fast zumindest: Es gibt in Zeiten von Corona keine persönliche Einweisung. Nach der Online-Terminvereinbarung folgt eine Bestätigungs-Email samt Überlassungsvertrag, die auch den Zugang zu kurzen Videos enthält. Gänge einlegen, Ladevorgang oder das Entriegeln des Wagens werden darin in wenigen Sekunden erläutert.

Auch moderne Autos mit Verbrenner-Motor bieten immer mehr digitale Instrumente. Tesla treibt das Ganze aber auf die Spitze. Haptische Schalter und Knöpfe finden sich kaum, fast alle Bedienelemente sind in einem großen Touch-Display vereint. © Marcel Drawe
Entriegeln? Ja, denn statt eines Schlüssels öffnet eine dünne Karte das Fahrzeug durch Kontakt mit der B-Säule. Ähnlich funktioniert das Starten durch Auflegen der Karte auf die Mittelkonsole. Zunächst ungewohnt, geht das Prozedere schnell von der Hand.
Ungewohnter Blick übers Lenkrad ins Leere
Ebenfalls ungewohnt ist der Blick übers Lenkrad. Wo bei anderen Autos der Blick auf Instrumente für Drehzahl, Geschwindigkeit und Co. fällt, zieht sich beim gewählten Model 3 eine Echtholz-Zierleiste von der Fahrer- bis zur Beifahrerseite. Alle relevanten Anzeigen werden stattdessen über ein großes Display über der Mittelkonsole ausgespielt – wie ein großes Tablet, das einen fahrenden Computer steuert.
Die Bedienung erfolgt per Fingerdruck, die jeweiligen Symbole für Navigation, Multimedia, Assistenzsysteme und vielerlei weitere Kategorien sind zwar selbsterklärend, die Fülle an Optionen zunächst aber überfordernd. Die gebotenen Testfahrten sind auf 45 Minuten ausgelegt – zu kurz, um alle Spielereien auszuprobieren.

Bei einem Abstecher nach Kamen lässt sich der Vorgang nahe der A1 ausprobieren. Laden ist während der kostenlosen Testfahrten inklusive. © Marcel Drawe
Das Zeitfenster reicht aber für einen Abstecher nach Kamen. Hier an der A1 befindet sich eine sogenannte Supercharger-Station. An acht Schnellladesäulen lässt sich das Aufladen des Wagens ausprobieren. Das kostet nichts, ist in der Testfahrt inklusive.
Auf der rund elf Kilometer langen Fahrt zur Ladestation kann man auf der Autobahn zudem mal aufs Gas drücken. Das ist kein Vergleich zu einem Verbrennungsmotor. Mit nur einem Gang für vorwärts zieht der Tesla konsequent und dabei ohne ein Geräusch jedem Durchschnitts-PKW davon – bei Bedarf auch bis Tempo 240.
Vor Ort ist der Ladestand von 94 auf 90 Prozent gesunken. Fünf Minuten am Strom reichen, um den Wagen wieder auf den Wert vor Abfahrt zu bringen. Dann geht es auch schon zurück nach Holzwickede. Bei Abgabe des Autos versichert man dem netten Mitarbeiter vor Ort, dass man über eine Anschaffung nachdenken werde.
Beim Gedanken an 46.000 Euro Neuwagenpreis – Öko-Prämie bereits eingerechnet – setzt man sich dann aber doch in seinen 20 Jahren alten Volvo und weiß: 100.000 Kilometer macht der noch.