Video und viele Bilder: Neven Subotic mit starker Botschaft in Unna
Fußballprofi als Autor
Wie gerecht ist unsere Welt? Was tun wir für die Schwächeren? Mit diesen Fragen hat sich Neven Subotic auseinandergesetzt. Sein Buch „Alles geben“ stellte er am Samstagabend in Massen vor.
Eignet sich ein Fußballstadion als Bühne für eine Lesung? Die SG Massen und Buchhändler Klaus Steinlage haben beim Gastspiel von Neven Subotic eindrucksvoll bewiesen, dass sie ein solches Event stemmen können. Nicht auf alles hatten die Organisatoren wahrlich Einfluss: Der Fluglärm zu Beginn der zweistündigen Lesung war durchaus störend, blieb jedoch eine Randnotiz.
Gut so! Denn was der ehemalige BVB-Profi zu sagen hatte, bedurfte der vollen Aufmerksamkeit der 270 Besucher. Neven Subotic setzt sich für eine gerechtere Welt ein – mit seiner eigenen Stiftung und jetzt auch mit einem Buch. Subotic las mehrere Passagen daraus, erzählte dazwischen aber immer wieder auch locker aus seinem Leben. Dieser Mann nimmt seinen Job als Autor ebenso ernst, wie er es als Fußballer getan hat. Bestens vorbereitet war er.
„Alles geben“, sagte Subotic, sei die Mentalität, mit der er groß geworden sei. Dass das auch der Titel des Buches geworden sei, habe sich fast von selbst ergeben. Anders als man erwarten könnte, geht es in dem Buch nicht vorrangig um Fußball. Subotic nutzt den Sport, aber auch seine ganz persönliche Familiengeschichte als Basis für eine Analyse zum Thema Gerechtigkeit.
Dass er selbst das Bewusstsein dafür zeitweise verloren hatte, schildert Subotic in seinem Buch. Große Häuser, schnelle Autos, schöne Frauen – Subotic lebte wie andere Fußballprofis ein Leben im Luxus. „Das war eben normal.“ Doch in ihm ruhte schon damals der Verdacht, dass das vielleicht nicht gerecht sei. „Ich hatte keine Person neben dem Fußballer aufgebaut, ich war einfach nur der Fußballer“, beschrieb Subotic seine damalige Situation bei der Lesung in Massen.
Einfluss von Freunden weckt Person neben dem Fußballer Subotic
Doch der Fußballprofi befreite sich aus den Fesseln dieses Geschäftes. Vor allem dem Einfluss von Freunden, darunter seine heutige Lebensgefährtin, sei es zu verdanken, dass er bewusstere Entscheidungen getroffen habe. Er beschäftigte sich mit Kolonialpolitik, erkannte die Benachteiligung der Menschen in Afrika und wollte helfen. Vor zehn Jahren gründete er seine Stiftung, die Menschen in Ostafrika den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht. „Es kann doch nicht sein, dass jeden Tag 300 Kinder sterben, weil sie kein sauberes Trinkwasser haben“, findet Subotic.
Seine Schilderungen kamen am. Er erntete großen Applaus und forderte jeden Gast seiner Lesung auf, sich selbst die Frage zu stellen: „Was ist mein ,Alles geben‘?“ Dabei machte er keinen Hehl daraus, dass auch er nicht fehlerfrei lebe. „Ich kaufe auch Dreck“, sagte er und forderte zugleich ein bewussteres Konsumverhalten. Wenn ein Kaffeebauer in Afrika von einer in Deutschland für 3 Euro verkauften Tasse Kaffee nur einen Cent erhalte, dann sei das einfach nicht gerecht. „Wir brauchen eine andere Wirtschaftspolitik“, forderte Subotic. Die Kolonialgeschichte werde auch heute noch nicht ernst genug genommen. Genau die habe aber dazu beigetragen, dass es heute ungerecht zugehe in der Welt.

Neven Subotic suchte den Kontakt mit dem Publikum. © Michael Neumann
Subotic, der sein Publikum duzte, suchte den engen Kontakt zu den Menschen, die ihm zuhörten. Er schrieb geduldig Autogramme und Widmungen in Bücher, stand für Selfies zur Verfügung. Im Stadion der SG Massen haben die Besucher Neven Subotic als einen authentischen und nachdenklichen Menschen kennengelernt. Der Typ, der nach einer gewonnenen Meisterschaft auf einem Auto herumspringt, sei er eigentlich nicht, sagte Subotic selbst über sich.
Buch und Stiftung
- Das Buch „Alles geben“ hat Neven Subotic gemeinsam mit Sonja Hartwig verfasst. Es ist für 22 Euro als gebundene Ausgabe bei Kiepenheuer & Witsch erschienen und im Buchhandel erhältlich (ISBN: 978-3-462-00233-1).
- Infos zur Neven-Subotic-Stiftung und zu Spendenmöglichkeiten gibt es im Internet unter nevensuboticstiftung.de.