Aus Sicht von Eigentümer Dirk Eitzert dürfte es tatsächlich ein Erfolg sein, Meinolf Schmidt wieder mit ins Boot geholt zu haben. Schmidt bringt einiges an Erfahrung mit im Bereich der Veranstaltungsorganisation. Und auch mit dem Sudhaus war er schon verbunden.
Kein Wunder also, dass Eitzert den Namen Schmidt ausdrücklich hervorhob, als er nun seine Pläne für die Flächen im früheren Brauereikomplex vorstellte. Schmidt solle sich dabei um das Administrative im Hintergrund kümmern.
Doch nicht jeder in Unna teilt die Perspektive des Sudhaus-Eigentümers. Klaus Göldner, Fraktionschef der Freien Liste im Unnaer Stadtrat, reagiert auf die Nachricht mit größtem Befremden. Hintergrund ist Schmidts eher passive Mitgliedschaft im Unnaer Stadtrat. Wie verträgt sich Schmidts angekündigte Tätigkeit mit der dauerhaften Abmeldung für die Sitzungen der politischen Gremien? Diese Frage dürfte Göldner in Kürze auch wieder an die Verwaltung herantragen.
Schmidt ist verurteilt wegen Wahlbetrugs
Meinolf Schmidt war bei der Kommunalwahl 2020 als Spitzenkandidat der Freien Wähler in den Stadtrat eingezogen und war dort bis August 2021 Mitglied in der CDU-Fraktion. Allerdings gilt inzwischen als erwiesen, dass es bei der Aufstellung der Kandidatenliste seinerzeit Unregelmäßigkeiten gegeben hat.
Schmidt soll sogar eidesstattliche Versicherungen fingiert haben, um eine Kandidatenaufstellung vorzutäuschen, die in der geschilderten Form gar nicht stattgefunden hat. Das Amtsgericht Unna hat ihn mit einem Strafbefehl zu einer Geldstrafe verurteilt. Doch das Mandat im Rat durfte er behalten – die offizielle Wahlprüfung der Stadt war bereits gelaufen, als Schmidts Wahlfälschung erwiesen war, und so hatte das Ergebnis mit einem FW-Mann im Rat Rechtskraft.

Was insbesondere Klaus Göldner immer wieder kritisiert hat, war Schmidts Verhalten danach. Offiziell ist Schmidt noch immer Ratsherr. Aufrufe zum Rücktritt habe Schmidt stets ignoriert. An den Sitzungen nimmt er allerdings nicht teil. Zwischenzeitliche Anfragen an die Verwaltung, die Gölnder immer wieder mal gestellt hatte, ergaben jeweils, dass Schmidt sich ordnungsgemäß mit ärztlichem Attest abmelde.
Göldner fragt: „Wie abgebrüht muss man sein?“
Nun zu lesen, dass Schmidt offenbar durchaus in der Lage sei, Arbeiten für eine „Eventlocation“ im Sudhaus zu leisten, sei ihm „so richtig sauer aufgestoßen“, meldet sich Göldner nun auch gegenüber unserer Redaktion zu Wort. „Seit 2020 erhält Herr Schmidt jeden Monat seine Aufwandsentschädigung aus städtischen Steuergeldern. Wie abgebrüht muss man eigentlich sein, sich auf der einen Seite für wirklich keinerlei Gegenleistung regelmäßig erschlichenes Steuergeld einzustreichen und sich gleichzeitig von Herrn Eitzert für eine Arbeitsleistung ins Boot holen zu lassen?“, wettert Göldner nun.
Meinolf Schmidt erklärt sein Krankheitsbild
Meinolf Schmidt war für unsere Redaktion greifbar und äußerte sich nun erstmals offen zu den Hintergründen seines Verhaltens. Demnach leide er an einer posttraumatischen Belastungsstörung, nachdem er 2020 und 2021 zweimal in der Innenstadt überfallen und geschlagen worden sei.
Die Verarbeitung dieser Erlebnisse ziehe sich länger hin als erhofft. Für Familie Eitzert Vertragstexte zu bearbeiten und Telefonate zu führen, sei für ihn leistbar, der Aufenthalt in einer Menschengruppe von mehr als etwa zehn Mitgliedern allerdings nicht.