Stößt Unnas Discounter-Welle an ihre Grenzen? Handelsexperte ordnet Kodi-Schließung ein

Unna und die Discounterwelle: Experte ordnet Kodi-Schließung ein
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Es war ein regelrechtes Stühlerücken, das in Unnas Innenstadthandel im Herbst 2022 eingesetzt hat. Die neuen Ladenflächen auf dem ehemaligen Mühle-Bremme-Gelände zogen Rossmann und Deichmann aus ihren bisherigen Geschäftsräumen an Bahnhofstraße und Altem Markt heraus. Die frei werden Plätze besetzten sogenannte Hartwaren-Discounter – Branchensprache für das, was der Volksmund auch als „Billigheimer“ beschreibt.

Bei Rossmann an der Bahnhofstraße war Kodi der direkte Nachfolger. Am Alten Markt spielten die Discounter über Bande: Den Auszug von Deichmann nutzte zunächst Tedi für einen Wechsel einmal über den Marktplatz hinweg – was gut möglich war, weil die alte und die neue Adresse denselben Eigentümer haben.

Nachrücker im alten Tedi-Laden wurde dann NKD.

Und zm Abschluss der Veränderungen, die mit dem großen Einkaufszentrum am Rathaus gekommen sind, eröffnete Woolworth noch eine neue Filiale dort – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung für den bereits bestehenden Markt an der Massener Straße.

Die Billigheimer polarisieren in Unna

Die damalige Discounterwelle löste in Unna eine Kontroverse aus. Fürsprecher konnten der Ausweitung des Angebots im Niedrigpreissegment etwas abgewinnen, einige fügten sogar noch den Wunsch nach einem Action-Markt an. Doch vor allem gab es auch kritische Stimmen, die die Sortimente nicht als preiswert, sondern als billig bewerteten und das Flair der Unnaer Innenstadt schwinden sahen.

Handelsverbandschef Thomas Schäfer vor der Tür seiner Geschäftsstelle in Dortmund.
Thomas Schäfer ist Geschäftsführer beim Handelsverband Nordrhein-Westfalen Westfalen-Münsterland in Dortmund und ein kompetenter Kenner auch der Lage in Unna. © Peter Wulle

Thomas Schäfer, Geschäftsführer des hiesigen Einzelhandelsverbandes Westfalen-Münsterland in Dortmund, äußerte sich seinerzeit pragmatisch: Die neuen Hartwarendiscounter seien „besser als ein Leerstand“. Nun aber droht Unna genau dies: Ein Leerstand an zentraler Stelle, hatte Kodi doch als Rossmann-Nachfolger an der Bahnhofstraße eine echte 1a-Lage besetzt.

Kodi bereitet in Unna jetzt den Abverkauf vor

Wann Kodi dort nun die Segel streicht, lässt sich nur vage abschätzen. Nach einem Sprecher des Insolvenzverwalters sollen die 80 Kodi-Filialen, die nicht von einem neuen Investor übernommen werden, in den kommenden Tagen mit dem Abverkauf beginnen. Ziel sei, die Läden innerhalb von zwei Monaten herunterzufahren, also bis Ende Mai. Aber: Sollten die Waren vorher schon verkauft sein, seien auch frühere Schließungen denkbar.

Zwei Beschäftigte von Kodi in Unna räumen einen Warenaufsteller mit Kerzen unterschiedlicher Bauart ein.
Keine zweieinhalb Jahre ist dieses Bild alt: Im Oktober 2022 räumten die Mitarbeiter von Kodi den Markt an der Bahnhofstraße in Unna für die Eröffnung ein. Nun steht er auf der Liste der Filialen, die im Zuge der Insolvenz abgestoßen werden. © Marcel Drawe

Markiert das Aus von Kodi nun das Ende der Discounterwelle in Unna? Handelsexperte Schäfer hält einen Schluss wie diesen für zu sehr vereinfacht. „Kodi ist ja nicht in Unna gescheitert, sondern im Ganzen“, erklärt er. „Und das hat sicherlich auch mit eigenen Fehlern zu tun. Der Markt in Unna etwa war durchaus ansprechend, hell und freundlich, durchaus auch besucht. Aber Kodi hatte in anderen Städten auch sehr viele kleine Geschäfte, die vielleicht nicht so eine Zugkraft hatten.“

Wie viel Discounter trägt der Markt?

Wo die Grenzen der Discounterwelle im Ganzen liegen könnten, sei schwer abzusehen, so Schäfer weiter. „Es mag sein, dass dieser Markt auch einmal gesättigt ist“, räumt Schäfer ein. „Aber neben Kodi gibt es in der Branche auch Unternehmen mit Wachstumsbestrebungen. Und das Interesse daran, Waren mit ordentlicher Qualität zu günstigen Preisen zu kaufen, ist ja immer da.“

Für die Ladenräume an der Bahnhofstraße ist Schäfer durchaus zuversichtlich. „Das ist eine attraktive Fläche und ich bin mir sicher, dass sie auch zu vermarkten ist, wenn auch nicht auf Anhieb.“