„Unsäglich hässlich“ Wie Tedi & Co. die Fußgängerzone in Unna prägen

„Unsäglich hässlich“: Wie Discounter Unnas Innenstadt prägen
Lesezeit

Über die Discounter-Welle in Unnas Innenstadthandel ist schon viel gestritten worden. Meist ging es dabei um die Qualität der Waren und um die Frage, inwiefern die Neuzugänge der zurückliegenden Monate eine Bereicherung seien. Der neue Tedi-Laden am Alten Markt aber wirft einen anderen Punkt auf. Es geht um die Frage, wie „laut“ die Außenwirkung eines Geschäfts sein darf, ohne allzu störend zu wirken.

Die neuen Discounter fügen sich sehr unterschiedlich ein in den Handelsbesatz der Unnaer Innenstadt. Kodi zum Beispiel tritt ausgesprochen dezent auf. Weder die Ladenschilder noch die Warenaufsteller vor dem Geschäft sind allzu ausladend. Auch NKD ist nur etwas auffälliger – vielleicht durch die roten Buchstaben, vielleicht durch die geringere Frontlänge des Ladens, auf der sich die Warenkörbe draußen ballen. Woolworth besetzt an der Massener Straße eine relativ große Fläche vor dem Geschäft mit Warenkörben, stellt zudem Faltpavillons auf, die die Außenfläche wie ein Anbau des Geschäftsgebäudes wirken lassen. All dies hat in Unna wenig Anstoß erregt. Doch jetzt kommt Tedi.

Deutlich dezenter: Die Außenwirkung des alten Tedi-Ladens auf der gegenüberliegenden Seite des Alten Marktes in Unna. Im Sommer 2022 wechselte Tedi in das frühere Deichmann-Geschäft auf der gegenüberliegenden Marktseite. Für Tedi rückte NKD auf.
Deutlich dezenter: Die Außenwirkung des alten Tedi-Ladens auf der gegenüberliegenden Seite des Alten Marktes. Im Sommer 2022 wechselte Tedi in das frühere Deichmann-Geschäft auf der gegenüberliegenden Marktseite. Für Tedi rückte NKD auf. © Udo Hennes

Im alten Laden auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes hatte sich der Discounter noch Lob für einen ausgesprochen dezenten Auftritt verdient. Nach dem Umzug in die heutigen Räume aber trägt Tedi dick auf.

Dabei schlüpft Tedi auch durch Löcher im Regelungswerk der Stadt Unna. Deren „Werbeleitsatzung“ schreibt fest, dass Ladenschilder im Normalfall nur 40 Zentimeter Schrifthöhe aufweisen dürfen. Augenscheinlich hält Tedi dies ein. Doch der Discounter setzt einfach eine doppelstöckige Überschrift – in Signalgelb. Die farbliche Strahlkraft der Ladenbeschriftung wird allerdings noch übertroffen von den Kleiderständern, an denen Textilien auf neongelben Bügeln hängen. Dass auch einige der angebotenen Anziehsachen mit Neonakzenten die frühen 90er-Jahre aufleben lassen, mag der aktuellen Mode geschuldet sein.

Thomas Weber, Vorsitzender des City-Werberings, sorgt sich um die Attraktivität der Unnaer Innenstadt
Thomas Weber, Vorsitzender des City-Werberings, sorgt sich um die Attraktivität der Unnaer Innenstadt. Tedis Auftritt am Alten Markt findet er „unsäglich hässlich“. © Marcel Drawe

Thomas Weber findet das Ganze „unsäglich hässlich“ – nicht nur, weil er als „Der Hosenspezialist“ seine Kunden deutlich zurückhaltender kleidet, sondern weil er sich als Vorsitzender des City-Werberings Gedanken über die Attraktivität des Einkaufsstandortes Unna macht. „Wenn das so bleibt, verschandelt es den ganzen Marktplatz“, ereifert er sich über die Präsentation von Tedi.

City-Werbering will neue Regeln für das Bild der Innenstadt

Der City-Werbering habe die Außenansicht selbst schon mit Fotos dokumentiert und gegenüber der Stadt angemahnt, dass dort Handlungsbedarf bestehe. Dies wiederholt Weber nun auch im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei erinnert er daran, dass dieses Thema schon einmal in Bearbeitung gewesen sei: Als Entwurf für eine „Gestaltungssatzung“, an dem auch der City-Werbering mit dem inzwischen pensionierten Planungsdezernenten Michael Ott gearbeitet habe.

Irgendwie sei das Projekt allerdings eingeschlafen, räumt Weber ein. Von den aktuellen Ratsmitgliedern scheine ein großer Teil keine Kenntnis davon bekommen oder die Sache vergessen zu haben. „Das liegt aber sicherlich noch im Rathaus in einer Schublade“, so Weber. „Wir sollten dringen daran arbeiten, dass es wieder hervorgeholt und abgeschlossen wird.“

Woolworth an der Massener Straße ist groß, wirkt groß, wird aber von den Unnaern nicht als allzu störend empfunden.
Woolworth an der Massener Straße ist groß, wirkt groß, wird aber von den Unnaern nicht als allzu störend empfunden. © Udo Hennes

Das Bild der Unnaer Altstadt wird durchaus von regulatorischen Rahmen bestimmt. Neben besagter Werbeleitsatzung gibt es auch eine Denkmalbereichssatzung und die Bebauungspläne. Wer Waren oder Werbemittel vor der Ladentür platzieren will, muss zudem eine Sondernutzung für die Fußgängerzone beantragen. Dies habe Tedi getan, um für eine Fläche vor dem Geschäft am Markt eine entsprechende Genehmigung zu erhalten, bestätigt das Büro des Bürgermeisters.

„Die Kreisstadt Unna verfolgt im Umgang mit den Geschäften in der Innenstadt generell einen beratenden Gesprächsansatz“, erklärt Rathaussprecher Kevin Kohues zudem. „Das heißt ganz konkret: Kommt es zu Beschwerden, etwa über die Art und Weise der Warenpräsentation, redet die Stadtverwaltung mit den Händlerinnen und Händlern und in der Regel findet sich dann auch eine Lösung.“

NKD ist Tedis Nachfolger auf der gegenüberliegenden Seite des Alten Marktes. Der Neuzugang im Unnaer Handelsbesatz fügt sich vergleichsweise gut ins Umfeld ein.
NKD ist Tedis Nachfolger auf der gegenüberliegenden Seite des Alten Marktes. Der Neuzugang im Unnaer Handelsbesatz fügt sich vergleichsweise gut ins Umfeld ein. © Udo Hennes

Tedi: Kunden „dankbar“ für Gestaltung des Unnaer Marktes

Ob solche Gespräche auch mit Tedi erfolgt sind, ist nicht überliefert. Auf Anfrage unserer Redaktion weist das Unternehmen Kritik an seiner Außendarstellung zurück: Tedis Kundschaft sei „dankbar, dass unsere Marke und unser ansprechendes Logo leicht wiederzuerkennen sind“, schreibt die Pressestelle. Auch nach Rücksprache mit der Bezirksleitung für Unna sehe man „keine besonderen Auffälligkeiten an der Filiale am Markt im Vergleich zu den sonstigen Tedi-Filialen“. Sie lehne sich „in ihrer Gesamtdarstellung und insbesondere in der Außenpräsentation der Produkte an das Marketingkonzept von Tedi an“.

Die Stadt indes hat derzeit keine Handhabe, Tedi den Einsatz von Signalfarben und XL-Preistafeln zu verbieten. Die Frage nach einer zusätzlichen Gestaltungssatzung werde die Stadt nun aber aufgreifen, sichert Rathaussprecher Kohues zu. Sie passe gut in die kürzlich gegründete Arbeitsgruppe „Initiative Innenstadt“. Der Erste Beigeordnete Sandro Wiggerich werde das Thema dort auf die Tagesordnung setzen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 7. Mai 2023.