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Schadensbilanz nach dem Hochwasser bleibt in Unna überschaubar
Unwetter
Billmerich und Massen waren die am deutlichsten vom Starkregen betroffenen Teile Unnas. Bei allem persönlichen Kummer der Geschädigten ist die Stadt doch glimpflich davon gekommen. Eine erste Bilanz.
Im Laufe des Abends kam am Mittwoch das Regenwasser, das zuvor in den höheren Lagen der Stadt niedergegangen war, auch in den entfernteren Teilen Unnas an. Nach der Überflutung auf der Dorfstraße in Billmerich trat auch der Massener Bach über die Ufer. Straßen wurden überflutet, Keller und Unterführungen liefen voller Wasser.
Das Ganze sah beeindruckend aus und das Ausmaß der Schäden wird sich nicht genau erfassen lassen. In erster Linie scheint es aber aus Schäden an Bauwerken und dem darin eingelagerten Hausrat der Geschädigten zu bestehen. In Billmerich war vor allem die Dorfstraße betroffen. In Massen gab es einen Schwerpunkt im Bereich Kletterstraße und Koppelweg.
Unnas Feuerwehr leistete 112 Einsätze, an denen etwa hundert Kameraden von Hauptamtlicher und Freiwilliger Feuerwehr beteiligt waren. Nicht alle davon gab es im eigenen Stadtgebiet, denn zur Unterstützung rückten die Unnaer auch nach Holzwickede und Bönen aus.
Schäden hauptsächlich an Haus und Hausrat
Was an Gütern der Allgemeinheit betroffen war, blieb überschaubar. In Billmerich waren die Bankette der Dorfstraße zum Teil weggespült worden. Wo sonst durchlässige Schotterschichten das Wasser von der Fahrbahn versickern ließen, bildeten sich plötzlich offene Gräben. Zum Teil brach an den Rändern aber auch Asphalt aus. In der Grilloschule in Königsborn stand 20 Zentimeter hoch das Wasser im Heizungsraum, der Schadensumfang wird noch ermittelt. In der Peter-Weiss-Gesamtschule war ein Fahrstuhlschacht vollgelaufen. Und im Rathaus gab es einen Wassereinbruch durch eine undichte Stelle, die nun im Dach gesucht wird.
In Massen drang aus einem überfluteten Keller Heizöl aus, das ins Gewässer geriet und offensichtlich auch einen Spielplatz verunreinigt hat. Ansonsten waren die Meldungen, die bei den Stadtbetrieben eingingen, eher Hinweise darauf, wo jetzt einmal jemand Hand anlegen sollte. Hier ein verstopfter Kanaleinlauf am Straßenrand, den es zu öffnen galt, dort ein Hinweis auf zugesetzte Rechen an Bachläufen.
Stadtbetriebechef Frank Peters zog ein positives Fazit: „Trotz der persönlichen Betroffenheit einzelner ist es schon so, dass Unna glimpflich davon gekommen ist“, sagt er. Das sei auch ein Erfolg der Investitionen in Schutzmaßnahmen in den vergangenen Jahren. Im großen Hochwasserrückhaltebecken im Bimbergtal oberhalb von Lünern habe es einen Einstau gegeben, was wirklich nur bei großen Regenmengen geschieht. Aber auch in Massen habe das Konzept einer Überflutungszone auf der „großen Wiese“, die zum Schutz des neuen Wohngebietes an der Bismarckstraße angelegt worden ist, funktioniert.

Aus Mühlhausen schickt unsere Leserin Stefanie Schreiber dieses Foto mit dem augenzwinkernden Hinweis, dass es dort jetzt einen Wasserspielplatz gebe. © Stefanie Schreiber
Kein echter Stromausfall in Unna
Ein erleichtertes Fazit zogen auch Unnas Stadtwerke. Die Netzfachleute des Kommunalversorgers waren zu einer Reihe von einzelnen Einsätzen ausgerückt, die Hauptabteilungsleiter Dirk Brämer als „partiell“ beschrieb. Am weitesten reichend war ein solcher Einsatz am Pfauenufer in Massen: Dort nahmen die Stadtwerke zehn Häuser vom Energienetz, als die Keller vollliefen. Nachdem sie ausgepumpt und die Prüfungen abgeschlossen waren, konnten die Netztechniker den Strom aber wieder anstellen. „Es hat keinen richtigen Ausfall gegeben. Wenn irgendwo mal kein Strom war, dann lag das daran, das wir ihn vorsorglich abgeschaltet haben“, so Brämer.
Betroffen seien die Stadtwerke allerdings auch an anderer Stelle: An offenen Baustellen lief Wasser in bereits geöffnete Gruben. Zum Teil schütteten die Arbeiter sie selbst mit Sand zu, um die Baustellen zu sichern.

Im Bornekamp reichten zwei Hochwasserrückhaltebecken und der „Erste Teich“ nicht aus, um alle Wassermassen aufzufangen. Die Überflutung ereignete sich dort dann aber auf freiem Gelände und schnitt vor allem Fußgängern und Radfahrern den Weg ab. © Haarmann
Trotz des glimpflichen Verlaufes wollen insbesondere die Stadtbetriebe die Situation in Massen und in Billmerich auswerten, um etwaige Lehren zu ziehen. „Den Massener Bach hatten wir ohnehin schon auf der Agenda“, erinnert Stadtbetriebechef Frank Peters. Und in Billmerich seien erste Maßnahmen schon nach dem Starkregen vor anderthalb Wochen umgesetzt wurden. So sei der Straßenseitengraben am Lange-Jupp-Weg ausgekoffert und ein provisorischer Wall angelegt worden. Denn das Wasser, das auch am Mittwoch die Billmericher Dorfstraße überflutet hat, sei von diesem Hang in den Ort geschossen.
In manchen Häusern fehlen Rückstauklappen
Peters wies aber auch auf einen Punkt hin, der in der Zuständigkeit der privaten Hauseigentümer liege: Wo das Wasser nicht gerade an die Tür geklopft hat, weil ein Bach über die Ufer getreten ist, kam es meist als Rückstau aus dem Kanaleinlauf im Kellerboden ins Haus. Eigentlich sollten Rückstauklappen dies inzwischen flächendeckend verhindern, aber sie sind wohl doch noch nicht überall eingebaut. „Da werden wir intensiver in die Öffentlichkeitsarbeit gehen, um darüber aufzuklären“, so Peters.
Für alle vom Hochwasser geschädigten macht die Stadt zudem ein pragmatisches Hilfsangebot: Am Servicehof der Stadtbetriebe an der Viktoriastraße können Betroffene vorerst kostenlos Sperrmüll abgeben. Geöffnet ist er von Dienstag bis Freitag jeweils von 11 bis 18 Uhr sowie samstags von 8 bis 14 Uhr.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
