Kirmes in Unna
Kritik an 5-Euro-Pommes: Das sagen die Wendlers zu ihren Preisen
Fünf Euro für Krakauer oder doppelte Pommes haben ihren Grund. Vom Öl über Brötchen, Wurst, Holzkohle und die Betriebskosten sei alles teurer geworden, erklären Standbetreiber auf der Kirmes in Unna.
Ein Besuch auf der Kirmes – und das mit der ganzen Familie – ist schon länger ein kostspieliges Vergnügen. Die extrem hohen Preise dieses Jahr in Unna sind aber keine Willkür, sondern der Versuch nach zwei Jahren Corona und mehreren Monaten Krieg überhaupt noch vom Betrieb eines Standes auf dem Rummel zu leben.
Dass sich die Menschen im Internet über die Preise an ihrem Wurststand aufregen, hat Betreiberin Loraine Wendler auch schon mitbekommen. „Es gibt immer Kunden, die uns gut zusprechen und auch die notorischen Nörgler“, sagt sie. Es sei nicht leicht gefallen, im Vergleich zum Weihnachtsmarkt 50 Cent auf alle Angebote draufzuschlagen. „Aber wir müssen auch davon leben, wir machen das nicht ehrenamtlich.“ Da kann ihr Mann Karl Heinz Wendler nur zustimmen: „Wir wollen die Leute ja nicht vom Kirmesplatz jagen.“
Ganz grundsätzlich würden viele Kunden nicht bedenken, dass zum Betrieb des Stands auf der Kirmes Anreise und Abreise, Aufbau und Abbau sowie die Standgebühr und Personalkosten dazugehören. Schon in diesen Bereichen sei nichts günstiger geworden. Ganz im Gegenteil: Aufgrund neuer Regelungen zum Mindestlohn würden die Hilfskräfte teurer. Für die An- und Abreise benötigen die Wendlers Sprit, deren Preissteigerung jeder Autofahrer kennt. Und die Standgebühr sei auch gestiegen.
Lebensmittelpreise steigen seit Kriegsbeginn
Hinzu kämen die seit Kriegsbeginn gestiegenen Kosten für Ware, wenn sie denn überhaupt noch zu beschaffen ist. „Es gibt Kollegen, die haben Pommes ganz aus ihrem Sortiment genommen, damit sie sich nicht um das Öl bemühen müssen.“ Speiseöl für die Fritteuse sei auf den doppelten Preis gestiegen, erklärt Karl Heinz Wendler.
Von jeder verkauften Wurst müssen auch die Mitarbeiter am Imbissstand bezahlt werden. © Hornung
Das einfache Brötchen kostet aufgrund des gestiegenen Mehlpreises ein Drittel mehr. Jede einzelne Bratwurst sei im Einkauf um 22 Cent im Preis gestiegen. Kartoffel würden pro Kilo 1,20 Euro mehr kosten. Und selbst die Holzkohle koste pro Sack aufgrund von Holzmangel sechs Euro mehr als vor fünf Monaten zum Weihnachtsmarkt. „Das sind 600 Euro pro Palette.“
Fünf-Euro-Box war ein Versehen
Die Fünf-Euro-Pommesbox, an der viele Kirmesbesucher Anstoß nahmen, sei auf ihre Kappe gegangen. „Die hätte ich anders benennen müssen“, sagt Loraine Wendler. Denn bei der Box handle es sich um die doppelte Portion Pommes, bei der der Besucher im Vergleich zu zwei Einzelportionen gespart hat.
„Mit den neuen Preisen haben wir eigentlich nur unsere gestiegenen Kosten ausgeglichen“, sagt Karl Heinz Wendler. Nun wäre es trotz allem möglich, günstigere Preise anzubieten. „Aber unsere Wurst hat eine gewisse Qualität, die unsere Kunden auch vom Weihnachtsmarkt gewohnt sind.“ Günstiger einkaufen komme für die Wendlers nicht infrage. Die Fahrt im Kinderkarussell, das ihnen auch gehört, sei übrigens nicht teurer geworden.
Getränke waren schon im Vorjahr teurer
Auch die Preise an anderen Ständen standen am Wochenende in der Kritik. Dabei gab zum Beispiel der große Getränkestand auf dem Rathausplatz Auskunft, dass die Getränke dort im vergangenen Jahr bereits genauso viel gekostet haben.
„Für uns ist es nicht schön, dass es nach zwei Jahren fast ohne Einnahmen nun so weitergeht“, sagt Loraine Wendler. Auch der Rummel in Unna hätte für sie besser laufen können. Aber dennoch sind die Schausteller froh, dass es im Vergleich zum Vorjahr trotz allem wieder bergauf geht.