Bei dem Anblick wird Hamsternden ganz schwindelig: Mehl, Hefe und Backmischungen so weit das Auge reicht. Bei Rewe Dürre in Unna werden auch Getreidefans satt. Über das Wochenende war Mehl gar nicht ausverkauft. Weil ich diese Woche nichts backe und noch etwas zuhause habe, landet aber kein Mehl in meiner Tasche.

© Montage Klose

Einkaufen in Krisenzeiten: Ist das Mehl-Regal voll, wird weniger gehamstert

dzWocheneinkauf in Unna

Ob Sie es glauben oder nicht: Unsere Autorin hat am Wochenende in Unna Mehl gefunden, aber nicht gekauft. Frank Dürre vom Rewe-Markt am Ostring erklärt, warum sein Regal nicht leer geworden ist.

Unna

, 26.04.2022, 04:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mehl, Speiseöl, Margarine, Nudeln, Haferflocken oder Toilettenpapier: Einige Produkte sind in den Supermärkten wieder knapp. Ich war am Samstag in Unna einkaufen, um mein Glück zu versuchen. Und so viel vorweg: Leer blieb der Einkaufswagen nicht...

Als in der Corona-Pandemie das Toilettenpapier knapp wurde, waren einige Menschen wirklich in Not. Damals die Rettung für meinen Haushalt: zwei Rollen für etwa drei Euro aus einem Kiosk. Der Betreiber wusste eben, dass seine Ware wertvoll war. Jetzt legen viele Menschen wieder mit dem Hamstern los. Produkte, an denen es durch den Krieg tatsächlich mangelt oder irgendwann mal mangeln könnte, dürfen in keinem Küchenschrank fehlen.

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Das muss auch ich während meines Wocheneinkaufs feststellen. Ich besuche einen Discounter und einen Supermarkt. Obwohl es schon Samstagnachmittag ist, mangelt es nicht an Toilettenpapier. Das ist doch schon mal was. Bei den Nudeln sind einige Sorten vergriffen. Aber es gibt noch genug für alle. Und die Preise sind bezahlbar. Auch mit den Haferflocken, die ich gerne frühstücke, klappt‘s diesmal reibungslos.

Die Sonnenblumenmargarine war am Samstag bei Aldi vergriffen. Rama mit Rapsöl oder die Halbfettvariante sind offenbar weniger beliebt.

Die Sonnenblumenmargarine war am Samstag bei Aldi vergriffen. Rama mit Rapsöl oder die Halbfettvariante sind offenbar weniger beliebt. © Hornung

Vor leeren Regalen, oder zumindest leeren Fächern, stehe ich nur bei Öl, Margarine und Mehl. Öl gibt’s am Samstag tatsächlich nur noch aus Oliven. Kostspielig, aber gesund und lecker für den Salat. Weil ich noch Olivenöl habe, kaufe ich kein weiteres. Mein Tipp: Braten kann man auch mit Margarine. Und die gibt es noch. Zwar nicht mehr aus Sonnenblumen. Aber viele andere Sorten taugen nach wie vor fürs Butterbrot, den Backofen und die Pfanne.

Der Tanz ums Margarinefach

Trotzdem muss es bei einigen unbedingt das Sonnenblumenprodukt sein – weil das ja gerade knapp ist. Im Aldi beobachte ich Kunden, die ums leere Margarinefach ein, zwei, vielleicht auch noch ein drittes Mal schleichen. Bei Mehl grabbeln ebendiese zur Sicherheit noch hinter den Kartons. Aber Fehlanzeige: Zumindest das Weizenprodukt ist ausverkauft.

Anders sieht es bei Rewe Dürre aus. Der Anblick des vollen Mehlregals bringt mich zum Staunen. Unter uns: Ich brauche eigentlich gar kein Mehl, habe noch ein halbes Paket. Das reicht für den Notfall, wie auch immer der aussehen sollte. Aber: Hier wäre ich satt geworden. Weizen, Roggen, Dinkel. Die bekannten Sorten von Diamant und Produkte, die ich noch nicht kenne. Was läuft hier anders?

Spanien, Portugal? Egal, wo es herkommt: Hauptsache Mehl. Rewe Dürre setzt auf verschiedene Sorten, um immer etwas anbieten zu können.

Spanien, Portugal? Egal, wo es herkommt: Hauptsache Mehl. Rewe Dürre setzt auf verschiedene Sorten, um immer etwas anbieten zu können. © Hornung

„Wenn man sich kümmert, bekommt man auch was“, erklärt mir Frank Dürre am Montag am Telefon. Um Nachschub würden sich tatsächlich gerade alle bemühen. So komme es eben zu der Knappheit hier und da in den Regalen. Ein wenig Glück ist mit im Spiel. Von Rewe habe er Ende der vergangenen Woche eine Lieferung bekommen.

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Außerdem verkauft Frank Dürre Mehl von einem Bauern, der ihn hauptsächlich mit Nudeln beliefert. Daneben gibt es weitere Alternativprodukte, die er aktuell bestelle, um dem Kunden überhaupt etwas anbieten zu können. Mir fällt zum Beispiel ein Produkt mit spanischer Aufschrift ins Auge.

Alternativen kosten mehr, sind aber auch mehr wert

Die Alternativen seien zwar teurer als das Mehl, das der Otto Normalverbraucher kennt. „Aber das machen wir ja nicht, um die Kunden zu ärgern“, sagt Dürre. Produkte, wie etwa das Biomehl vom Nudelbauern, hätten auch eine andere Qualität und waren schon immer teurer.

Meine Einkaufstasche wurde am Samstag voll. Und für alle anderen ist auch noch genug im Regal. Hamstern ist unangebracht. Auch bei Öl oder Mehl. Denn es gibt weiterhin für alles Alternativen.

Meine Einkaufstasche wurde am Samstag voll. Und für alle anderen ist auch noch genug im Regal. Hamstern ist unangebracht. Auch bei Öl oder Mehl. Denn es gibt weiterhin für alles Alternativen. © Hornung

Verursacher leerer Regale seien in erster Linie Kunden. Tatsächlich sei die Marktsituation beim Speiseöl angespannt. „Hätten die Kunden in den vergangenen Tagen aber nicht mehr gekauft, als sie brauchen, gäbe es vielleicht noch Öl für jeden“, so Frank Dürre.

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Und noch etwas beobachtet der Betreiber des Rewe-Markts am Ostring: „Wenn das Regal voll ist, ist das Interesse nicht so groß.“ Das gut gefüllte Regal mit handelsüblichem Mehl, Alternativen und Backmischungen hat am Samstag also auch ein Stück weit dafür gesorgt, dass das Mehl nicht ausgegangen ist.

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