Ohnmacht gegenüber den Planungen des Kreises müsse in Unna niemand empfinden – das stellte der Massener Ratsherr Michael Tietze nun in einer Sitzung des städtischen Fachausschusses für Stadtentwicklung und Mobilität klar. Denn: Wenn der Kreis tatsächlich die Buslinie nach Hemmerde einstellt, könne die Stadt immer noch eine eigene in Auftrag geben.
„Die Finanzierung wäre dann eine andere, müsste direkt aus dem städtischen Haushalt kommen, anstatt uns über die Kreisumlage zu treffen. Entscheidend aber ist: Wir haben es in der Hand“, so Tietze.
Kreis lehnt die meisten Wünsche der Kommunen ab
Die Klarstellung des SPD-Mannes mag die Sorge um den Öffentlichen Personennahverkehr in Hemmerde lindern, nicht aber das Unverständnis und den Ärger über die Pläne des Kreises. Dieser berät zurzeit über eine Neufassung seines Nahverkehrsplanes – und setzt dabei den Rotstift an.
Die Kommunen des Kreises hatten zwar die Gelegenheit, in eigenen Stellungnahmen zu dem Konzept Wünsche anzumelden. Doch Unna müsse, wie auch viele andere Kommunen, feststellen, dass davon nur wenig berücksichtigt worden sei, erklärte Unnas zuständiger Beigeordneter Markus von der Heide nun im Ausschuss.

Unklar ist, was Unna bei einer „Kommunalisierung“ der Buslinie nach Hemmerde aus dem eigenen Haushalt beisteuern müsste. Aber gerade diese Unklarheiten begründen einen Teil der Verärgerung. Die Unnaer Ratsmitglieder Ronja Kossack und Werner Wülfing (beide Bd.90/Grüne) hatten kurz vor der Ausschusssitzung in Unna die Zusammenkunft eines entsprechenden Ausschusses beim Kreis mitverfolgt. „Leider sind auch diesmal keine Zahlen genannt worden“, berichtete Ronja Kossack ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Rathaus.

„Wenn man damit argumentiert, dass die Fahrgastzahlen zu niedrig und die Kosten zu hoch sind, müsste man entsprechende Zahlen doch eigentlich auch vorlegen können“, befand auch Jörn Gurlitt, sachkundiger Bürger von Wir für Unna.
Rathaus: Kreis stützt sich auf Zahlen aus dem Jahr 2017
Aus Unnas Stadtverwaltung konnte der Beigeordnete Markus von der Heide noch die Information übermitteln, dass sich der Kreis offenbar auf Fahrgastzahlen gestützt hat, die bereits aus dem Jahr 2017 stammen, aber wohl noch aktualisiert werden sollen. Gleichwohl könnte ein Beschluss des Kreistages zum Nahverkehrsplan noch im Dezember dieses Jahres erfolgen.
Der Plan sieht vor, den Bus C45 von der Innenstadt aus nur noch bis nach Lünern fahren zu lassen und die „Schleife“ durch Hemmerde zu streichen. Fahrgäste sollten dann mit der Bahn fahren.
Mehrere Politiker aus Unna, darunter auch Ortsvorsteher Klaus Tibbe (SPD), lehnen diesen Einschnitt ab. Unter Hemmerdes Bürgern waren vor kurzem knapp 800 Unterschriften für einen Erhalt der Busanbindung gesammelt worden.