Viel Kritik am geplanten neuen Nahverkehrsplan für den Kreis Unna war auch und vor allem aus Holzwickede in Richtung der Planer auf den Weg gebracht worden. „In erster Linie ein Sparplan“, hatte Till Knoche von der SPD geschimpft. Die Macher des Plans haben sich mittlerweile mit sämtlichen Stellungnahmen auseinandergesetzt – der Erfolg der Eingaben ist äußerst beschränkt.
Verbindung zum Gewerbegebiet Dortmund/Wickede
Sowohl der Gemeinderat als auch die SPD-Fraktion hatten sich dafür stark gemacht, dass auch künftig ein ÖPNV-Angebot zum benachbarten Gewerbegebiet erhalten bleibt.
Die Erreichbarkeit der S-Bahn-Haltepunkte Dortmund-Wickede und Unna-Massen müsse weiter gewährleistet werden. Der Entwurf des Nahverkehrsplans lasse befürchten, dass sich vermehrt Pkw nach Wickede in Bewegung setzen.
Dieser Anregung ist der Kreis gefolgt. Zwischen der Stadt Dortmund, deren Verkehrsbetrieb DSW21 und dem Kreis Unna liefen derzeit Abstimmungen. Dabei sollen Lösungsansätze für die Forderung identifiziert werden. Im Nahverkehrsplan werde dementsprechend ein Prüfauftrag verankert.

Finanzierung und Verlauf der Linie 76
Der Rat hatte kritisiert, dass die Linie 76 nicht in die solidarische Finanzierung über Kreisumlage bzw. Betriebskostenschlüssel aufgenommen worden war, sondern als Kommunalverkehr von der Gemeinde selbst finanziert werden müsste.
Außerdem regte der Rat an, den Linienverlauf zu ändern und alternierend die bislang nicht bediente Hauptstraße und die Buchholzstraße anzufahren.
Beide Forderungen werden in Unna abgelehnt. Die Linie 76 sei keine relevante Verbindung, die in das X- oder Y-Netz des Nahverkehrsplans gehöre. Außerdem sei die Linie 76 ohnehin nur ein optionaler Abschnitt zum Wohnpark Emscherquelle. Der vorgesehene Halbstundentakt sei zudem attraktiver als ein Stundentakt bei einer vorgeschlagenen alternierenden Linienführung.
Entfall der Linie R52 Hengsen/Opherdicke nach Unna
Auf die Verbindung R52, bislang von Westfalenbus bedient, sind nach Ansicht des Gemeinderates ältere Menschen und Flüchtlinge angewiesen; die alternative Verbindung über Holzwickede Bahnhof dauere zu lange und sei unzuverlässig. Als „massive Verschlechterung“ war der Wegfall der Linie gebrandmarkt worden.
Die Ablehnung ist in diesem Fall sehr deutlich. „Die Verkehrsverflechtungen zwischen Hengsen/Opherdicke und Unna sind sehr gering. Dies rechtfertigt keine Busverbindung“, heißt es in der Vorlage an die Politiker im Kreistag.
Auch die SPD-Fraktion drang mit ihrer Begründung für einen Erhalt der Linie R52 nicht durch. Sie diene als ein „Zu- und Abbringer zu den Knotenpunkten sowie als eine Alternative zur wesentlichen Autoverkehrsachse (Feldstraße/Hillering)“. Die Aufgabe des straßengebundenen ÖPNV sei kein Ersatzverkehr zur Schiene, heißt es dazu von den Machern des Nahverkehrsplans.
ÖPNV-Anbindung des Wohnparks Emscherquelle
Die FDP-Fraktion hatte kritisiert, dass das neue Wohngebiet Emscherquelle „nicht ausreichend betrachtet“ worden sei. Dies müsse nachgeholt werden, um eine Relevanz einer Anbindung zu ermitteln. Im Entwurf des Nahverkehrsplans war dagegen vorgeschlagen worden, mit einem durch die Gemeinde zu finanzierenden Testlauf die Nachfrage nach Busverbindungen zu überprüfen.
Auch Grünen-Ratsherr Dietmar Appel, der auch im Aufsichtsrat der VKU sitzt, hatte frühzeitig verlangt, dass der Wohnpark an den Busverkehr angebunden werden müsse. Ebenso hatten sich einzelne Anwohner aus dem Wohnpark eine ÖPNV-Anbindung gewünscht.
Dem wird aus Unna entgegnet, dass stets ein Zielwert bei der Erschließungsqualität des Nahverkehrsplans von 80 Prozent des betreffenden Sozialraumes erreicht werden solle.
Auch wenn die zusätzlichen Einwohner im Wohnpark Emscherquelle nicht von einer Buslinie bedient würden, werde dieses Ziel nicht unterschritten – bedeutet im Umkehrschluss: Die Nachfrage in dem Wohngebiet wird als gering eingestuft.
Schlechte Verbindungen in den Nordkreis
Nur ein weiteres Mal konnte sich eine Anregung aus Holzwickede durchsetzen. Ebenfalls die FDP-Fraktion hatte moniert, dass die Verbindungen in den Nordkreis nur mit Umstiegen und Umwegen möglich sei, „sodass dort erhebliche Zeitverluste erwartet werden“.
Weil man diese Ansicht nachvollziehen könne, heißt es aus dem Kreishaus, liefen derzeit zwischen der Stadt Dortmund, DSW21, VKU und Kreis Unna Abstimmungen, um Lösungsansätze für diesen Bereich zu identifizieren und in den Nahverkehrsplan aufzunehmen.
Der Weg zum neuen Nahverkehrsplan
- Anregungen aus den zehn Kommunen, die umgesetzt werden sollen, müssen bis Dezember noch in den Entwurf des Nahverkehrsplans (NVP) eingearbeitet werden.
- Die Kreispolitik beschäftigt sich u.a. noch im Ausschuss für Mobilität, Bauen und Geoinformation am Mittwoch, 27. November, 16 Uhr, Saal C.002-C.003 im Kreishaus, mit dem Entwurf des NVP.
- Beschlossen werden soll der NVP in der Sitzung des Kreistages am Dienstag, 10. Dezember, ab 15 Uhr in der Aula des Hellweg-Berufskollegs in Unna. Der Fahrplanwechsel soll am 7. Januar 2026 erfolgen.
- Beauftragt worden war mit der Neukonzeption des NVP die Planersocietät GmbH in Dortmund, ein Entwickler von kommunalen und regionalen Mobilitätskonzepten. In einem zweiminütigen Clip auf www.kreis-unna.de/Nahverkehrsplan/ werden die Prinzipien des neuen NVP erläutert.