
Diese Vision für eine „Neue Mitte Massen“ wird Immobilienentwickler Robert Löer wohl nicht umsetzen. Stattdessen zieht sich ein Großinvestor das Projekt auf den Tisch. © Löer Immobilien
Edeka und Lidl in Massen: Investor Robert Löer wird ausgetauscht
Wirtschaft
Die Planungen für ein Einkaufszentrum an der Massener Bahnhofstraße stehen vor dem Neustart. Der bisherige Entwickler Robert Löer ist „raus“ aus der Sache. Stattdessen rückt ein Großinvestor nach.
Viel Zeit, Arbeit und Geld hat Immobilienentwickler Robert Löer in die Entwicklung einer Fläche an der Massener Bahnhofstraße gesteckt. Seit über vier Jahren diskutiert Unna öffentlich über das Projekt, und die stillen Vorarbeiten haben noch zwei Jahre früher begonnen. Nun schien ein Bau der Supermarktgebäude für Edeka und Lidl in greifbarer Nähe. Löer allerdings wird ihn wohl nicht umsetzen.
Ein bereits abgeschlossener Vertrag zwischen Löer und den Grundstückseigentümern ist nun doch geplatzt. Eine Ausstiegsklausel setzte die Bedingung, dass bis zu einem bestimmten Termin Baurecht besteht. Doch dieses gibt es noch nicht. Eigentlich schützen derlei Klauseln den Investor davor, für viel Geld eine Fläche zu erwerben, die sich dann doch nicht entwickeln lässt. In diesem Fall sollen es aber die Eigentümer gewesen sein, die einen neuen Partner ins Boot holen wollten.
Diese Chance nutzt nun ein deutlich größerer Investor dafür, den Fuß in die Tür zu bekommen: Plötzlich steht der Name Ten Brinke im Raum. Der Bauherr des Einkaufszentrums auf dem Mühle-Bremme-Gelände wolle demnach die Fläche im Westen der Massener Bahnhofstraße entwickeln.
Was genau die Niederländer in Massen vorhaben, ist zurzeit noch nicht bekannt. Das Unternehmen gibt sich verschlossen, dementiert zwar nicht das grundsätzliche Interesse, wolle aber „gemäß seiner Firmenpolitik derzeit keine Stellungnahme zu dem besagten Objekt abgeben“, wie eine beauftragte PR-Agentur gegenüber unserer Redaktion erklärte.
Andererseits lässt die lange Liste an Referenzprojekten bei Ten Brinke erwarten, dass sie einen ähnlichen Nutzungsmix vorsehen wie Löer. Ten Brinke gilt als Europas größter Supermarktbauherr. Dass die Firma ebenfalls Geschäftsbeziehungen zu Edeka unterhält, zeigt sich in der Innenstadt am Mühlencenter.
Trotzdem wird der Übergang wohl kein nahtloser. Dafür ist das Projekt in Massen doch zu komplex. Eine bisweilen heftige Debatte im Ort und lautstarke Kritik zumindest von Teilen der Bevölkerung ließen die Stadt zu einem ungewöhnlichen Schritt greifen: In einer empirischen Studie ließ sie ermitteln, was die Massener tatsächlich denken. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind nun eine Arbeitsgrundlage für die Planungen und setzen Rahmen, an die sich vermutlich auch Ten Brinke halten sollte, wenn es nicht zu größeren Diskussionen kommen soll.
Löer hat noch einen Trumpf in der Hand
Und noch ein anderes Problem macht die Situation komplex: Um überhaupt weiter planen zu können, musste Robert Löer zusichern, das Gesamtangebot an Handelsflächen im Massener Einzugsbereich nicht zu sehr auszubauen. Löer tauschte deshalb zum einen den früheren Mietinteressenten Aldi gegen den Konkurrenten Lidl aus, der im Gegenzug eine Aufgabe seines Marktes an der Hansastraße versprach.

Die Immobilie des heutigen Edeka-Marktes an der Kleistraße hat Investor Robert Löer ebenfalls aufgekauft. Damit konnte er garantieren, dass Massen nach dem Edeka-Umzug nicht gleich vier Supermärkte bekommt. An dieses Zugeständnis muss er sich jetzt natürlich nicht mehr halten. © Roman Grzelak
Und: Er kaufte auch die Immobilie des heutigen Edeka-Marktes an der Kleistraße, um nach einem Umzug des Marktes den Nachnutzer auswählen zu können. Die Zusage, dass es sich dort um keinen weitere Supermarkt handeln werde, war sein Teil der Abmachung für das Paket - hat aber vielleicht keinen Bestand mehr, wenn es das ganze Paket nicht mehr gibt.
So könnte Löer theoretisch den Ten-Brinke-Leuten in ihr Projekt hineingrätschen, denn rein rechtlich dürfte er die Immobilie des heutigen Edeka-Marktes auch mit einem anderen Supermarkt-Betreiber besetzen.
Das würde die Nahversorgung in Obermassen festigen, in der Summe aber zu einem Supermarkt-Angebot von vier Geschäften in einem Stadtteil führen. Warnungen vor einer insgesamt zu starken Konkurrenz hatte früh im Verfahren Rewe beklagt. Rewe ist mit seiner Pächterfamilie Engel am Hellweg zurzeit einer von zwei Supermärkten in Massen.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
