
© Udo Hennes
Fenstersturz im ZIB: Vater hat mit seinem Kind Fangen gespielt
Staatsanwaltschaft
Nach dem Sturz eines Kindes aus einem Fenster in Unnas Stadtbibliothek waren verlässliche Aussagen zum Hergang Mangelware. Nun liegt das Ermittlungsergebnis vor. Es belastet den Vater.
Der Sturz allein wird der Familie in schrecklicher Erinnerung bleiben, auch wenn sich ihr Kind inzwischen von den Verletzungen erholt hat. Nun allerdings sieht sich der Vater mit einem Schuldvorwurf konfrontiert. Dies ist, wie die Staatsanwaltschaft Dortmund das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen bewertet.
Es ist das erste Mal, dass sich eine amtliche Quelle zum Hergang des Unglücks äußert. Die Staatsanwaltschaft führt nun ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den Vater des verletzten Kindes.
Gleichwohl betont Behördensprecher Henner Kruse, dass es sich um eine erste Vorabbewertung handele. Auch eine Einstellung des Verfahrens sei weiterhin noch denkbar. Der Verdächtige lasse sich inzwischen von einem Anwalt vertreten, der nun seinerseits die Ermittlungsakten angefordert hat, um Einsicht zu nehmen und sich für seinen Mandanten zu äußern.
Nach dem, was die Polizei für die Staatsanwaltschaft an Erkenntnissen zusammengetragen hat, hat das Unglück beim ausgelassenen Spiel zugeschlagen. Demnach habe das Kind bei einem Büchereibesuch im Zentrum für Information und Bildung mit seinem Vater Fangen gespielt. Dabei soll das Kind zu einem Fenster hochgestiegen und abgestürzt sein. Es fiel demnach mehrere Meter tief in einen Schacht hinein, wurde schwer verletzt und ins Krankenhaus gebracht.
Kein Pflichtverstoß bei den ZIB-Mitarbeitern
Mit dem Fokus auf den Vater des Kindes scheint die Stadt Unna vom Vorwurf etwaiger Pflichtverstöße ausgeklammert zu sein. Jenes Fenster sei mit einem abschließbaren Griff versehen, der nur von den Büchereibeschäftigten mit einem entsprechenden Schlüssel zu entsperren ist. Am Tage des Unfalls aber war der Griff aufgeschlossen und das Fenster geöffnet – vermutlich für eine bessere Durchlüftung der Räume zur Erfüllung von Corona-Auflagen.
Die Stadt sah sich nach dem Bekanntwerden des Unglücks aber der Kritik ausgesetzt, sie habe den Vorfall in ihrem Gebäude vertuschen wollen. Wie nun erstmals von einer offiziellen Stelle bekannt gegeben wird, hat sich der Absturz bereits am 23. Oktober ereignet. Danach behandelte die Stadtverwaltung die Sache demnach zehn Tage lang intern, bis eine Presseanfrage sie dazu motivierte, doch noch die Polizei zu informieren.
Die Stadt rechtfertigte sich zunächst damit, dass eine Einbeziehung der Polizei aus ihrer Sicht nicht notwendig gewesen sei. Der Anfangsverdacht der Staatsanwaltschaft erlaubt nun allerdings auch eine andere Bewertung.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
