Mode in Unna: Erleichterung über Lösung für Sinn Was ist mit H&M, C&A und Zara, Herr Weber?

Erleichterung über Lösung für Sinn: Wie gut geht Unna mit der Mode?
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Was einmal weg ist, bleibt es vermutlich auch – dafür steht in Unna beispielhaft C&A. Seit dem Abschied der Textilkette aus Unna im Sommer 2022 steht eines der jüngsten Geschäftsgebäude der Innenstadt in zentralster Lage am Alten Markt leer. Zwischenzeitliche Spekulationen darüber, ob Unna von einem Strategiewechsel des Unternehmens („Back to the City Centers“) profitieren könnte, haben sich bislang nicht bestätigt.

Dass eine vergleichbare Entwicklung im großen Textilkaufhaus der Firma Sinn rund 350 Meter weiter „unten“ in der Innenstadt offenbar doch abgewendet wird, löst bei Thomas Weber Aufatmen aus. „Das wäre fatal gewesen, wenn dieses Haus hätte schließen müssen“, sagt der Vorsitzende des City-Werberings im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Hagener Kette Sinn hat im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet, soll aber eine Zukunft bekommen. Der große Branchennachbar P&C Düsseldorf will sie übernehmen und hat nun die Zustimmung der Bundeskartellbehörde bekommen.

Sinn hat auch Torfunktion für die übrige Fußgängerzone

Webers Aufatmen hat mehrere Gründe: Ein auf rund 3000 Quadratmetern ausgebreitetes Sortiment für Damen- und Herrenmode bleibt Unna mitsamt seiner Zugkraft für die gesamte Innenstadt erhalten, ein vermutlich schwierig zu reaktivierender Leerstand erspart. Weber erinnert an das Konzept der „Knochenbildung“, nach dem zugkräftige Handelshäuser an den Enden der Fußgängerzone eine Torfunktion für die Strecke dazwischen haben. „Dass wir C&A am Alten Markt verloren haben, ist schon schlimm genug“, so Weber.

Seit Sommer 2022 steht am Alten Markt in Unna das vormalige C&A-Gebäude leer. Die Abbildung zeigt das leere Schaufenster.
Seit Sommer 2022 steht am Alten Markt in Unna das vormalige C&A-Gebäude leer. Die Suche nach einem Nachnutzer läuft, hat aber bislang kein greifbares Ergebnis gebracht. © Sebastian Smulka

Großflächige Häuser mit mehreren Etagen sind schwer neu zu vermieten

Zugleich zeige der hartnäckige Leerstand der früheren C&A-Immobilie auf, was Unna im Falle einer Schließung von Sinn gedroht hätte. Inzwischen suchen die Eigentümer sogar per Internetinserat einen Nachnutzer, was für Geschäftsimmobilien eher als Verlegenheitslösung gilt. „Das Haus ist mit seinen drei Etagen einfach zu groß für die meisten Interessenten“, sagt Weber über die Liegenschaft am Markt.

Bei Sinn wohl kein großer Umbruch

Von Sinn erwartet sich Weber, der selbst als „Der Hosenspezialist“ im Textilhandel tätig ist, auch unter Führung von P&C eine Fortsetzung der bisherigen Geschäftsstrategie. Denn die Zielgruppe der beiden Ketten sei durchaus vergleichbar. Unnas Modehandel werde in einem Segment gesichert, in dem Käuferinnen und Käufer ein gutes Angebot vorfinden. Lücken sieht Weber an anderer Stelle.

Das Sinn-Modehaus in Unna von Außen. Die Abbildung zeigt die Schiebetür aus Glas am Eingang.
Das Sinn-Modehaus in Unna: Schon der Insolvenzverwalter hatte sich für einen Weiterbetrieb des Geschäfts ausgesprochen. Und auch Kaufinteressent P&C will die Standorte von Sinn „im Wesentlichen“ übernehmen und unter der Marke Sinn weiterführen. © Sebastian Smulka

Unnas Modehandel gut aufgestellt im mittleren Preissegment

„Gerade im mittleren Preisbereich sind wir in Unna gut aufgestellt. Und aufgrund der Branchensituation, die überall schwierig ist, muss man wohl sagen, dass wir uns da nicht beschweren können“, erklärt Weber. Auch billige Mode gebe es in Unna genug, C&A als Anbieter dazwischen fehle aber. „Der ist weg und wird nicht wiederkommen“, vermutet Weber.

Warten auf H&M und Zara hält Weber für sinnlos

Was Unna fehle, seien Modesortimente für jüngere Leute. „H&M und Zara, das sind Namen, die immer wieder gewünscht werden. Aber auch die werden nicht kommen, weil es gar nicht ihrer Strategie entspricht, in Städten mit weniger als 100.000 Einwohnern vertreten zu sein“, so Weber.

Insgesamt seien die Geschäftsaussichten auch für Mode im stationären Einzelhandel schwieriger geworden. „Die Leute kaufen einfach gerne im Onlinehandel und sie kaufen dort zu viel. Die Umsätze im stationären Handel sind dramatisch zurückgegangen. Dass dann auch die Zahl der Anbieter vor Ort sinkt, spiegelt das einfach nur wider“, so Weber.

Mode allein trägt Unnas Innenstadt nicht mehr

Für den Innenstadthandel im Ganzen sei der Erhalt eines Anbieters wie Sinn in jedem Fall eine gute Nachricht. „Als Frequenzbringer werden Häuser dieser Größe weiterhin gebraucht“, sagt Weber. Und doch könnten sich die Geschäftsleute aus der Innenstadt nicht ausschließlich auf sie stützen. „Ein einzelner Textilhändler kann für eine Stadt wie Unna nicht allein der Heilsbringer sein. Die Attraktivität unserer Innenstadt entsteht heute im Zusammenspiel aus großflächigen Magneten, aus Geschäften mit ungewöhnlichen und interessanten Sortimenten und aus der Gastronomie.“