Klima
Mehr Grün in der Innenstadt: Unnas Bürger säen ihre Ideen
Dass es in der Innenstadt zu wenig Grün gebe, ist viel beklagt worden. Doch beim Klagen belässt es der Unnaer nicht gern. So läuft nun die Ideensuche an: Wie lässt sich die Stadt nachträglich beleben?
Der Vorstoß von Dieter Grabsch ist auf fruchtbaren Boden gefallen, das zeigen Reaktionen auf unsere Berichterstattung über einen gemeinsamen Stadtrundgang mit dem Nabu-Mitglied. Denn: Auf Missstände hinzuweisen sei richtig, Verbesserungsvorschläge gleich mitzuliefern aber noch besser.
Nach Grabsch Plädoyer für Fassadenbegrünungen und kleinflächige Entsiegelungen in der Innenstadt melden sich auch andere Unnaer zu Wort, um Vorschläge dafür anzubringen, wie Unnas Innenstadt grüner werden kann – nicht erst in Zusammenhang mit weiteren Neubauvorhaben, sondern gegebenenfalls auch nachträglich. Interessant dabei: Mitunter blicken sie auf diese Stadt durch ihre ganz eigene Brille. Und damit finden sie auch andere Ansätze.
So fühlte sich unter anderem das Künstlerehepaar Frauke und Dietmar Nowodworski angesprochen. Visionen für ein Unna, in dem Mikroklima und Nachhaltigkeit bei Verkehr und Energiegewinnung stärker gewichtet werden, sind auch Gegenstand einer künstlerischen Arbeit, die noch bis August im „Arthaus“ der beiden an der Massener Straße zu sehen sind.
Der elfteilige Zyklus „Unna 2031 Transformation“ besteht aus Fotografien, die die Nowodworskis am Computer umgebaut haben. Das schäbige Balkon-Gebäude am Alten Markt als hängender Garten mit Design-Elementen im Stile eines Otmar Alt, ein mit Efeu beranktes Rathaus, ein Spielplatz in der Baulücke der Massener Straße 13, dabei durchweg viel Grün und Wasser – es sei natürlich viel Fantasie in diesen Zukunftsvisionen, sagt Dietmar Nowodworski, und ganz sicher liegt in manchen Bildern auch eine gewisse Provokation.
Doch im Grunde sind die Visionen im Zyklus der beiden Künstler auch Kontraste zum Bestehenden: Hier der erkannte Missstand, dort der Gegenvorschlag. „Das Rathaus zu begrünen ist ja tatsächlich möglich“, gibt Dietmar Nowodworski ein Beispiel.
Das Grün wurde in Unna schrittweise „weggeplant“
Klaus Thorwarth steht abseits seines früheren Berufes als Apotheker in Unna für die Erforschung und Vermittlung der Stadtgeschichte. Und so überrascht es nicht, dass er die Lösung für Unnas Pflanzenarmut nicht in einer Zukunftsvision findet, sondern in der Vergangenheit: Unna hatte ja auch mal mehr Grün in der Innenstadt, das illustriert Thorwarth mit einem Foto aus seinem privaten Archiv. Es zeigt zunächst das Eingangsportal der Evangelischen Stadtkirche, aber dabei auch die schön bepflanzten Beete, die es einmal auf dem Platz gab.
Hochbeete wie diese ruhen auf jeder ebenmäßigen Fläche, können also auch heute noch gut nachträglich platziert werden. Klaus Thorwarth zeigt mit diesem Foto aus seinem privaten Archiv, wie früher einmal der Platz an der Evangelischen Stadtkirche begrünt war. © Klaus Thorwarth
Tatsächlich scheint es, dass Unna im Laufe der Jahrzehnte das Grün konsequent aus der Stadt herausgeplant hat. Die erste als solche auch gestalterisch erkennbare Fußgängerzone hatte noch bepflanzte Hochbeete. Der Umbau in den 1990er-Jahren ließ nur noch Baumscheiben Platz. Der aktuelle Neubau an der Massener Straße reduziert auch deren Zahl. Thorwarth aber erkennt ein Umdenken. Die Blumenampeln an Laternen und Schildermasten etwa zeigen, wie gut eine Bepflanzung in der Stadt angenommen wird. Ließe sich dieser Ansatz noch ausbauen? „Wer sich bemüht, kann alle Sachen auch anders und noch besser machen“, meint Thorwarth.
Michael Deterding und die rollenden Gärten
An gutem Willen mangelt es aber auch den Fachleuten nicht. Michael Deterding, Architekt der „Neuen Mühle“, löste vielleicht sogar auch etwas Überraschung aus, als er sich angesichts des FDP-Antrages für eine Fassadenbegrünung an der Mühle hinter diese Idee stellte und bekannte, auch selbst schon mit Vorschlägen für mehr Grün bei Investor Ten Brinke vorgesprochen zu haben. In einem Gespräch mit unserer Redaktion kurz vor der Eröffnung des Einkaufszentrums hatte auch Deterding ungewöhnliche Ansätze präsentiert – etwa für einen „Rollgarten“ mit beweglich gelagerten Beeten und Bäumen. Er würde Grün in die Stadt bringen, ohne die Nutzungsmöglichkeiten der Flächen zu sehr zu beeinträchtigen. Kommt die Kirmes in die Stadt, würde man die Pflanzen einfach kurz zur Seite schieben.
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