Frauke und Dietmar Nowodworski pflegen in liebevoller Patenschaft eine ehemals brach liegende Freifläche der Stadt als „Garten Mille Fiori“. Hier im Bild dient er als Kulisse für die Vorstellung des Bilderzyklusses „Unna 2031 Transformation“.

Frauke und Dietmar Nowodworski pflegen in liebevoller Patenschaft eine ehemals brach liegende Freifläche der Stadt als „Garten Mille Fiori“. Hier im Bild dient er als Kulisse für die Vorstellung des Bilderzyklusses „Unna 2031 Transformation“. © Udo Hennes

Mehr Grün in der Innenstadt: Unnas Bürger säen ihre Ideen

dzKlima

Dass es in der Innenstadt zu wenig Grün gebe, ist viel beklagt worden. Doch beim Klagen belässt es der Unnaer nicht gern. So läuft nun die Ideensuche an: Wie lässt sich die Stadt nachträglich beleben?

Unna

, 14.07.2022, 05:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Vorstoß von Dieter Grabsch ist auf fruchtbaren Boden gefallen, das zeigen Reaktionen auf unsere Berichterstattung über einen gemeinsamen Stadtrundgang mit dem Nabu-Mitglied. Denn: Auf Missstände hinzuweisen sei richtig, Verbesserungsvorschläge gleich mitzuliefern aber noch besser.

Nach Grabsch Plädoyer für Fassadenbegrünungen und kleinflächige Entsiegelungen in der Innenstadt melden sich auch andere Unnaer zu Wort, um Vorschläge dafür anzubringen, wie Unnas Innenstadt grüner werden kann – nicht erst in Zusammenhang mit weiteren Neubauvorhaben, sondern gegebenenfalls auch nachträglich. Interessant dabei: Mitunter blicken sie auf diese Stadt durch ihre ganz eigene Brille. Und damit finden sie auch andere Ansätze.

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So fühlte sich unter anderem das Künstlerehepaar Frauke und Dietmar Nowodworski angesprochen. Visionen für ein Unna, in dem Mikroklima und Nachhaltigkeit bei Verkehr und Energiegewinnung stärker gewichtet werden, sind auch Gegenstand einer künstlerischen Arbeit, die noch bis August im „Arthaus“ der beiden an der Massener Straße zu sehen sind.

Der elfteilige Zyklus „Unna 2031 Transformation“ besteht aus Fotografien, die die Nowodworskis am Computer umgebaut haben. Das schäbige Balkon-Gebäude am Alten Markt als hängender Garten mit Design-Elementen im Stile eines Otmar Alt, ein mit Efeu beranktes Rathaus, ein Spielplatz in der Baulücke der Massener Straße 13, dabei durchweg viel Grün und Wasser – es sei natürlich viel Fantasie in diesen Zukunftsvisionen, sagt Dietmar Nowodworski, und ganz sicher liegt in manchen Bildern auch eine gewisse Provokation.

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

Unna 2031 Transformation

Unna 2031 Transformation ist ein Bilderzyklus des Künstlerpaares Frauke und Dietmar Nowodworski. Die beiden Unnaer zeigen witzig und provokant, wie sich die Stadt im Sinne von Nachhaltigkeit und Ökologie verändern könnte. Im Original sind die Fotomontagen zurzeit im Arthaus Nowodworski an der Massener Straße zu sehen. Mit Genehmigung der beiden zeigen wir die Motive in dieser digitalen Galerie.
13.07.2022
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So hätten sich die Nowodworskis die Mühle Bremme vorstellen können: mit einer Einbeziehung des Altbaus und viel Grün. Es kam bekanntlich anders.© Frauke und Dietmar Nowodworski
Am anderen Ende der Bahnhofstraße, am Alten Markt, droht der Handelsbesatz in Richtung Billigheimer zu kippen. Eine schwierig zu entwickelnde Immobilie ist das Balkongebäude, mit dem einmal eine früher bestehende Gasse zugebaut worden ist. Im Original ist das Haus äußerst unschön. Die Nowos wüssten dies zu ändern...© Frauke und Dietmar Nowodworski
Und wo sie schon dabei sind, dem Eigentümer ins Gewissen zu reden, hätten sie auch ein Nutzungskonzept für die Baulücke, die nach dem Abriss eines ehemals denkmalgeschützten Fachwerkhauses an der Massener Straße 13 entstanden ist. Auch diese Fläche gehört dem Tedi-Vermieter. © Frauke und Dietmar Nowodworski
Noch ein Abriss-Objekt: Die Eissporthalle in Unna wird in nicht allzu ferner Zukunft aus dem Ortsbild weichen. Die Nowodworskis hätten auch für diese Fläche eine grünere Vision aufzeigen können. Aber vielleicht bringt ja die Überplanung im Sinne der Bündnisgrünen eine Chance zu zeigen, dass die Stadt etwas gelernt hat. © Frauke und Dietmar Nowodworski
Abriss und Überplanung des Dehne-Komplexes an der Massener Straße waren auch einmal ein Thema, das in Unna kontrovers diskutiert wurde. Neben nachträglichem Grün zeigen die Nowodworskis in dieser Vision auch, wie der Figurengiebel des Altbaus ausgesehen hätte, wäre er nicht gaaaanz unglücklich vom Kranhaken gerutscht, als er für die Integrations in den Neubau gerettet werden sollte. © Frauke und Dietmar Nowodworski
Im Rathaus gibt es nach der Kommunalwahl 2020 sehr viel mehr Grün. Und am Rathaus? So könnte es aussehen. © Frauke und Dietmar Nowodworski
Pflanzen, Wasser, Kunst - das Ensemble der alten Burg in der Fantasie der Nowodworskis. © Frauke und Dietmar Nowodworski
Überhaupt: Wasser fehle der Stadt genau wie Grün. Wo genau dieser kleine See verortet wäre, lässt sich nur grob am Lichtkunstbauwerk abschätzen, der im Original über dem Platz der Kulturen thront. © Frauke und Dietmar Nowodworski
Der Schwanensee wäre noch eine Nummer größer. Vielleicht eine Vision für die Victoria-Fläche? Die Unnaer Skyline im Hintergrund deutet dies an. © Frauke und Dietmar Nowodworski
Die Brandschutzwand am Müller-Kaufhaus hat unserer Redaktion damals einige kreative Beiträge von Lesern eingebracht. Die Nowos sehen einen funktionalen Ansatz - und natürlich auch hier Platz für mehr Grün. © Frauke und Dietmar Nowodworski
Salvador Dalí bezeichnete seine Malerei einmal als fotorealistische Dokumentation seiner Träume. Von diesem Bild hier träumt die Schutzgemeinschaft Fluglärm: Über der Startbahn Ruhrgebiet kreisen nur lebendige Vögel, die Fläche gewinnt zudem Sonnenenergie. Keine Vision sind übrigens die Bienenkästen: Auf den Grünflächen des Flughafens werden tatsächlich mehrere Bienenvölker gehalten. Den Airport-Honig gibt es sogar zu kaufen. © Frauke und Dietmar Nowodworski

Doch im Grunde sind die Visionen im Zyklus der beiden Künstler auch Kontraste zum Bestehenden: Hier der erkannte Missstand, dort der Gegenvorschlag. „Das Rathaus zu begrünen ist ja tatsächlich möglich“, gibt Dietmar Nowodworski ein Beispiel.

Das Grün wurde in Unna schrittweise „weggeplant“

Klaus Thorwarth steht abseits seines früheren Berufes als Apotheker in Unna für die Erforschung und Vermittlung der Stadtgeschichte. Und so überrascht es nicht, dass er die Lösung für Unnas Pflanzenarmut nicht in einer Zukunftsvision findet, sondern in der Vergangenheit: Unna hatte ja auch mal mehr Grün in der Innenstadt, das illustriert Thorwarth mit einem Foto aus seinem privaten Archiv. Es zeigt zunächst das Eingangsportal der Evangelischen Stadtkirche, aber dabei auch die schön bepflanzten Beete, die es einmal auf dem Platz gab.

Hochbeete wie diese ruhen auf jeder ebenmäßigen Fläche, können also auch heute noch gut nachträglich platziert werden. Klaus Thorwarth zeigt mit diesem Foto aus seinem privaten Archiv, wie früher einmal der Platz an der Evangelischen Stadtkirche begrünt war.

Hochbeete wie diese ruhen auf jeder ebenmäßigen Fläche, können also auch heute noch gut nachträglich platziert werden. Klaus Thorwarth zeigt mit diesem Foto aus seinem privaten Archiv, wie früher einmal der Platz an der Evangelischen Stadtkirche begrünt war. © Klaus Thorwarth

Tatsächlich scheint es, dass Unna im Laufe der Jahrzehnte das Grün konsequent aus der Stadt herausgeplant hat. Die erste als solche auch gestalterisch erkennbare Fußgängerzone hatte noch bepflanzte Hochbeete. Der Umbau in den 1990er-Jahren ließ nur noch Baumscheiben Platz. Der aktuelle Neubau an der Massener Straße reduziert auch deren Zahl. Thorwarth aber erkennt ein Umdenken. Die Blumenampeln an Laternen und Schildermasten etwa zeigen, wie gut eine Bepflanzung in der Stadt angenommen wird. Ließe sich dieser Ansatz noch ausbauen? „Wer sich bemüht, kann alle Sachen auch anders und noch besser machen“, meint Thorwarth.

Michael Deterding und die rollenden Gärten

An gutem Willen mangelt es aber auch den Fachleuten nicht. Michael Deterding, Architekt der „Neuen Mühle“, löste vielleicht sogar auch etwas Überraschung aus, als er sich angesichts des FDP-Antrages für eine Fassadenbegrünung an der Mühle hinter diese Idee stellte und bekannte, auch selbst schon mit Vorschlägen für mehr Grün bei Investor Ten Brinke vorgesprochen zu haben. In einem Gespräch mit unserer Redaktion kurz vor der Eröffnung des Einkaufszentrums hatte auch Deterding ungewöhnliche Ansätze präsentiert – etwa für einen „Rollgarten“ mit beweglich gelagerten Beeten und Bäumen. Er würde Grün in die Stadt bringen, ohne die Nutzungsmöglichkeiten der Flächen zu sehr zu beeinträchtigen. Kommt die Kirmes in die Stadt, würde man die Pflanzen einfach kurz zur Seite schieben.

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