Bald einen Monat ist es her, seit die Stadt Unna ihre große Doppel-Sporthalle am Schulzentrum Nord schließen musste. Ein Rohrbruch war der Auslöser. Der Hallenboden ist kaputt. Doch dieses Problem ist im Grunde nur ein weiteres auf einer längeren Liste von Baumängeln in dem fast 50 Jahre alten Hallenkomplex.

„Erhebliche Mängel“ seit Jahren bekannt
Die Hellwegsporthallen müssen einer „Gesamtsanierung“ unterzogen werden. Dies sei bereits seit 2020/2021 angedacht, wie aus Informationen hervorgeht, die die Unnaer Ratspolitiker kürzlich von der Verwaltung bekommen haben. In dem Sachstandsbericht für den Haupt- und Finanzausschuss ist von „erheblichen Mängeln“ die Rede, die sich entwickelt hätten, lange bevor der aktuelle Wasserschaden eingetreten ist.
Hygieneproblem im Trinkwassernetz
Demnach gibt es ein Hygieneproblem im Trinkwassernetz „durch Leitungslängen, Stagnation und Totleitungen“. Das Trinkwassernetz müsse durch einen Umbau auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Hintergrund ist der Schutz vor Infektionen: Steht Wasser länger in Leitungen, können sich die Krankheitserreger Legionellen bilden. Das ist in älteren Sporthallen ein häufiges Problem. In den Hellwegsporthallen sei derzeit nur eine provisorische Legionellenprophylaxe möglich.
Anlagen am Ende der Lebenszeit
Ein weiterer Punkt: Die gesamte Anlage der Sicherheitsbeleuchtung muss ausgetauscht werden. Laut Schätzung der Stadt würde allein dies 150.000 bis 250.000 Euro kosten, wenn es als Einzelmaßnahme geplant würde. Diese Beleuchtung habe das „Ende ihrer Lebenszeit erreicht“, Ersatzteile seien kaum noch zu beschaffen.
Am Ende der Lebenszeit ist auch die Lüftungsanlage: Mangels Ersatzteilen müssten defekte Teile „unter erheblichem baulichen und finanziellen Aufwand aus- und als Nachbauten wieder eingebaut werden“, so beschreibt es das städtische Immobilienmanagement. Aus dem Grund sei in einer der Hallen ein Heizregister schon außer Betrieb.
Immer wieder Schäden, überall Barrieren
Die weiteren Darstellungen der Bauexperten untermauern den Eindruck, dass dieser Sporthallenkomplex „auf“ ist, wie man wohl landläufig sagen würde. Es gebe „immer häufiger wiederkehrende altersbedingte Schäden insbesondere am Dach, an Funktionseinbauten wie Geräteraumtoren, Türen, Fenstern und Heizkörpern.
Außerdem mangelt es an der Barrierefreiheit. Kürzlich erst hatte ein gehbehinderter Unnaer unter anderem nicht zu überwindende Treppen an den Hellwegsporthallen kritisiert. Die Stadt Unna bestätigt: „Die Halle müsste über Rampen und zwei Aufzüge erschlossen werden, es fehlen barrierefreie Sanitäranlagen.“
25.000 Liter Wasser in Halle geströmt
Den aktuell entstandenen Schaden beschrieb die Stadtverwaltung nun etwas detaillierter als in ihren bisherigen Veröffentlichungen: Das Wasser, das in der Nacht vom 3. auf den 4. April die Schäden versursacht hat, sei ausgetreten nach dem Bruch einer Verrohrung des Heizregisters in einem Technikraum im Untergeschoss. Laut Versorgungsunternehmen haben sich rund 25.000 Liter in die Dreifachhalle ausgebreitet, etwa so viel, wie in 160 Badewannen passt.
Das Wasser lief in die Sportbodenkonstruktion, teils und zeitweise bis zur Unterkante des Bodenbelags. Dämm- und Tragschichten im Boden sind laut Stadt vollständig durchnässt worden. Der gesamte Sportboden inklusive Unterkonstruktion müsse vollständig erneuert werden. Dies bestätige auch ein von der Gebäudeversicherung bestellter Sachverständiger.

Umkleiden wieder nutzbar
Der Gebäudekomplex wurde zunächst komplett gesperrt. Inzwischen können Unkleidekabinen und die „Boxerräume“ wieder genutzt werden, Sportgeräte können aus den Geräteräumen geholt werden. Schulklassen können laut Stadt die Umkleiden nutzen, aber Sportunterricht könne nur im Freien rund um das Schulzentrum stattfinden, wenn das Wetter es zulässt. Vereinssportler müssen weiterhin andere Hallen nutzen.
Trocknen großteils unmöglich
Wann genau es weitergeht mit einer Sanierung und welche Maßnahmen was kosten würden, ist nach Auskunft der städtischen Pressestelle weiterhin unbekannt.
Kurzfristig soll eine Fachfirma in Halle 1 versuchen, den Sportboden zu trocknen. In der Bodenkonstruktion sei aber Dämmwolle verbaut, die man nicht vollständig trocknen könne, heißt es weiter in den Ausführungen der Verwaltung an die Politik. In Halle 2 sei 2008 eine „Dämm- und Tragschüttung“ eingebaut worden, nachdem dort bereits ein Wasserschaden aufgetreten war. Diese Dämmschicht sei ebenfalls nicht zu trocknen.
Es wird schimmeln
Eine Hauptsorge der Verantwortlichen ist nun Schimmel: Es müsse von einer Schimmelbildung innerhalb der nicht belüfteten Böden ausgegangen werden. Deswegen müssen sämtliche Öffnungen im Hallenboden versiegelt werden. Die Stadt will verhindern, dass Schimmelsporen in der Halle verbreitet werden, verstärkt durch eine Pumpwirkungen des schwingenden Sportbodens. Die Folge der Versiegelung: Die Hallen sind nicht mehr voll nutzbar. Damit dürfte zum Beispiel gemeint sein, dass Anlagen wie Pfosten für Volleyballnetze nicht aufgestellt werden können.
Die Stadt geht auch davon aus, dass tragende Teile und Schichten der Bodenkonstruktion Schaden genommen haben. Die Standsicherheit und Tragfähigkeit des Bodens müssten überprüft werden. Es soll „geprüft beziehungsweise erreicht werden, dass die Halle voraussichtlich bis zu den Sommerferien eingeschränkt genutzt werden kann“, heißt es in den Darstellungen der Immobilienverwaltung. Und: „Ein Austausch des Bodens bleibt jedoch unumgänglich!“
