Unwetterwarnung: Am Donnerstag kam der Kreis Unna glimpflich davon
Wetter
Zentimeterdicke Hagelkörner, literweise Regen und Tornados: Vor dem Wochenende kann es im Kreis Unna ungemütlich werden. Am Donnerstag war die Lage noch recht entspannt.
Um 16.02 Uhr schlägt die amtliche Warn-App NINA Alarm: „Amtliche Unwetterwarnung vor schwerem Gewitter mit Orkanböen, heftigem Starkregen und Hagel“, heißt es darin.
Die Wolken am Himmel über Unna wurden immer dunkler, der Wind nahm zu. Die Warn-App warnte vor orkanartigen Böen mit Geschwindigkeiten um 110 km/h und Niederschlagsmengen zwischen 25 und 40 Litern pro. Es regnete kräftig, aber nur kurz. Auch Donner war zu hören.
Um kurz nach 17 Uhr die Entwarnung in der App – und Vogelgezwitscher in den Bäumen. Unna blieb am Donnerstag weitgehend vom Unwetter verschont. Doch das kann sich am Freitag noch ändern, wie ein Wetterexperte im Gespräch mit der Redaktion am Donnerstagnachmittag erklärte:
„Das ist wie Wasser, das im Kochtopf hochkocht: Da wo Blasen sind, passiert es“, so der Wetterdiensttechniker Thomas Gerwin vom Deutschen Wetterdienst in Essen. Er weiß, was die aktuelle Unwetterwarnung in NRW für die Städte im Kreis Unna bedeuten könnte.
Am Donnerstag gebe es laut Gerwin „kleine giftige Gewitter“, die über das Land ziehen. „Es entstehen immer wieder mal Gewitter, die durchaus heftig ausfallen können“, so Gerwin. Wo genau, das könne er nicht sagen: Deshalb auch das Beispiel mit dem Kochtopf. Die Gewitter würden immer wieder hochkochen. „Man kann es ein oder zwei Stunden vorher vielleicht voraussehen, aber dann können die Gewitter doch wieder in sich zusammenfallen und woanders runterkommen.
Hagelkörner mit zwei Zentimetern Durchmesser möglich
Wie stark es den Kreis Unna trifft, weiß der Deutsche Wetterdienst also nicht. Aber die Menschen im Kreis sollten auf alles vorbereitet sein. 25 bis 50 Liter Regen pro Quadratmeter können herunter kommen und Sturmböen zwischen 80 bis 100 km/h sind ebenfalls angekündigt. „Es können auch 120 km/h dabei sein. Das ist Orkanstärke. Wenn es ganz dumm läuft, ist auch Hagel dabei mit 2 Zentimetern Durchmesser“, so Gerwin weiter.
Am Freitag wird die Lage im Kreis Unna noch ungemütlicher
Das klingt schon nicht gut, ist aber noch nicht alles. „Am Freitag ist die Lage anders und hat noch einen heftigeren Charakter“, sagt Gerwin. Vergleichbar sei die Lage dann mit dem Tiefdruckgebiet Ela, das 2014 wütete – auch bekannt als „Pfingstmontag-Unwetter“. Daraus lässt sich ableiten: Das, was seitdem passiert ist, ist mit der Lage am Freitag offenbar nicht vergleichbar.
Doch auch hier kann Gerwin nicht vorhersehen, ob und wie schwer es den Kreis Unna treffen wird. Aber wenn, dann wird die Front, die bis an die polnische Grenze fegen wird, den Kreis Unna wohl gegen Mittag treffen, schätzt der Experte.
„Das ist ein breites Ding, das einmal übers Land zieht. Wir wissen aktuell noch nicht, welcher Hauptteil wo durchkommt. Das kann sich noch 50 Kilometer in den Norden oder Süden verschieben.“ Innerhalb dieser Front könne es jedenfalls „heftiger“ werden, so der Experte.

Zuletzt wütete Ende Februar Orkan Zeynep durchs Land und durch den Kreis Unna – und riss manchen Baum und manchen Dachziegel mit sich. © Michael Neumann
Heftig bedeutet in diesem Fall: Einzelne Tornados, Großhagel und Orkanböen von bis zu 130 km/h und 30 bis 60 Liter pro Quadratmeter. Gerwin hofft, dass es nicht so dramatisch wird, aber Superzellen wird es wohl geben. „Die Zutaten dafür sind leider gegeben: Mit einer hohen Labilität und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Solche Ereignisse gibt es nicht jedes Jahr, letztes Jahr in dieser Kategorie 2014.“
Gerwin würde gerne eine schönere Nachricht bringen. „Wir hoffen, dass es nicht so kommt, aber das passt momentan leider.“
Nicht nur die Experten zittern aktuell übrigens, sondern auch die Kite-Fans in der ganzen Region. Denn am Samstag und Sonntag findet nach zweijähriger Corona-Pause erstmals wieder das große Drachenfestival „Kamen Kite“ auf dem Segelflugplatz an der Derner Straße statt. Die Vorfreude ist groß und vermutlich auch die Sorge. Am Freitag, wenn die ersten Kiter anreisen, wird es noch ungemütlich sein. Immerhin: Am Samstag soll sich das Wetter beruhigen.