Aufruf: Kauft weniger Handys - und spendet alte für den Naturschutz

Elektronik

Das Smartphone ist ein Alltagsbegleiter und steht gleichzeitig für eine gigantische Ressourcenverschwendung. Zumindest aber können Altgeräte noch einen Zweck erfüllen, Naturschutz zum Beispiel.

Unna

, 29.01.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Uta Wippermann-Wegener zeigt, wohin alte Handys gehören: auf keinen Fall in den Restmüll, im besten Fall in eine Sammelstelle wie am Unnaer Rathaus. In Smartphones stecken wertvolle Ressourcen.

Uta Wippermann-Wegener zeigt, wohin alte Handys gehören: auf keinen Fall in den Restmüll, im besten Fall in eine Sammelstelle wie am Unnaer Rathaus. In Smartphones stecken wertvolle Ressourcen. © Raulf

In vielen Haushalten dürften inzwischen mehrere alte Handys irgendwo in Schubladen liegen. Wer darüber nachdenkt, weniger Neugeräte zu kaufen, ist schonmal einen Schritt weiter. Und ein altes, kaputtes Handy kann sogar noch von Wert sein, wenn es in die richtigen Hände gelangt. Verbraucherzentrale und Nabu machen es zu Gold für den Insektenschutz.

Alte Handys sind Gold wert

Eine Kiste mit rund 150 alten Mobiltelefonen übergab Uta Wippermann-Wegener von der Verbraucherzentrale in Unna nun an Thorsten Bramey vom Naturschutzbund (Nabu). Diese Menge kam innerhalb eines Jahres zusammen, indem Passanten alte Handys in die Sammelbox am Umweltbüro im Rathaus einwarfen. Alleine das Gold in diesen Apparaten ist rund 200 Euro wert.

Umweltberaterin Wippermann-Wegener hat die Summe errechnet nach der geschätzten Menge des Edelmetalls, das in den Handys verbaut wurde. Neben Gold werden auch andere wertvolle Rohstoffe wie Silber, Kuper und seltene Erden in Elektronikgeräten eingesetzt. Welcher arme Mensch muss diese Rohstoffe aus einer Mine beispielsweise im Kongo fördern? Wie groß sind Umweltschäden, etwa durch den Betrieb großer Metallminen? Die Förderung der Rohstoffe erfolge nach wie vor in Ländern des globalen Südens unter einfachen Bedingungen und mit negativen Auswirkungen auf die Umwelt, so Wippermann-Wegener. Den Zusammenbau erledigen in der Regel Fabrikarbeiter für geringen Lohn. „Sowohl bei der Anschaffung als auch beim Umgang mit alten und ausrangierten Handys sollten wir uns nachhaltiger verhalten.“

Tausche leer gegen voll: Thorsten Bramey vom Naturschutzbund nahm von Uta Wippermann-Wegener (Verbraucherzentrale) eine Kiste voll alter Handys entgegen. In neuen Sammelboxen mit dem Insektenschutz-Motto kann die Umweltberatung am Rathaus weitere wertvolle Althandys sammeln.

Tausche leer gegen voll: Thorsten Bramey vom Naturschutzbund nahm von Uta Wippermann-Wegener (Verbraucherzentrale) eine Kiste voll alter Handys entgegen. In neuen Sammelboxen mit dem Insektenschutz-Motto kann die Umweltberatung am Rathaus weitere wertvolle Althandys sammeln. © Raulf

Während man sich früher im Schnitt alle zwei Jahre ein neues Handy zulegte, seien die Nutzungsdauern heute deutlich kürzer. Dies ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass das Smartphone für viele junge Menschen ein Statussymbol ist, mitunter auch ein Modeartikel.

Appell: Handys länger nutzen

Umweltberaterin Wippermann-Wegener appelliert, Handys länger zu nutzen. Ist das Display defekt, kann man zumindest den Versuch unternehmen, es reparieren zu lassen. Oft ist auch der ausgelaugte Akku der Grund für die Anschaffung eines Neugeräts. Wer sich direkt für einen Hersteller entscheidet, der austauschbare Akkus verwendet, kann auch hier Geld und Ressourcen sparen. Firmen wie beispielsweise Shiftphone oder Fairphone verkaufen Geräte, bei denen diverse Bauteile austauschbar sind, und legen Wert auf möglichst faire Produktionsbedingungen.

„Wenn man dann doch am Ende der Kette angekommen ist, kann man mit einem ausrangierten Handy zumindest noch etwas Gutes tun“, sagt Wippermann-Wegener. Die Verbraucherzentrale in Unna gehört zu den Stellen, an denen alte Telefone abgegeben werden können. Kooperationspartner ist hier der Nabu. Die Naturschutzorganisation gibt gesammelte Handys an ein Recyclingunternehmen, das die Rohstoffe daraus gewinnt und dem Wertstoffkreislauf zuführt. Einen Teil des Erlöses erhält der Nabu. „Das Geld wird eingesetzt für den Insektenschutz“, erklärt Umweltschützer Thorsten Bramey. Der Naturschutzbund finanziere auf diese Weise beispielsweise Forschungsarbeiten, den Ankauf von Flächen, Werkzeuge für die Wiesenpflege oder Werbemittel.

In Schubladen liegen Millionen

Das Spendenpotenzial ist gewaltig: Die Verbraucherzentrale schätzt, dass in Deutschland 200 Millionen alte Handys in Schubladen liegen, wo sie sinn- und wertlos sind. Hochgerechnet wäre allein das Gold aus diesen Telefonen rund 264 Millionen Euro wert. „Bringt uns diese Schubladenschätze!“, appelliert Uta Wippermann-Wegener.

Umweltberatung der Verbraucherzentrale Unna, Rathausplatz 21 (Rathausseite zum Hotel Katharinen-Hof), geöffnet dienstags von 9.30 bis 13.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Kontaktfreie Abgabe von Althandys (auch Korken und CDs).