Neue Fahrradstraße für Unna Fahrradlobby hat sieben Forderungen

West-Ost-Achse: ADFC macht sieben Vorschläge für die Fahrradstraße
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Die Weichen für eine Fahrradstraße als West-Ost-Verbindung in Unna wurden bereits vor einiger Zeit gestellt. Dann traten Politik und Stadtverwaltung kräftig in die Bremse. Statt einer schnellen Umsetzung wurde ein neues Gutachten in Auftrag gegeben. Die Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Unna nimmt jetzt Stellung zu den Ergebnissen – und formuliert sieben Forderungen.

Von Königsborn nach Massen

Ist die Platanenallee die Nord-Süd-Achse für Radfahrer, soll die neue Fahrradstraße Königsborn und Massen miteinander verbinden. Die Radtrasse soll von der Erich-Göpfert-Stadthalle bis zur Hellweg-Realschule führen – über die Parkstraße, den Afferder Weg und die Königsborner Straße bis zur Mittelstraße. Dort könnte es eine Verlängerung geben, die über die Handwerkstraße bis zum Bahnhaltepunkt Massen und über die Bismarckstraße bis zum Massener Hellweg führt.

Das Dortmunder Büro Planersocietät, das in Zusammenarbeit mit der Stadt das Gutachten erstellt hat, schlägt dafür unter anderem vor, den Kfz-Verkehr auf den genannten Straßen durch unterschiedliche Maßnahmen deutlich zu reduzieren. Für den Radverkehr soll der Straßenraum möglichst attraktiv werden. Der Autoverkehr soll über einen Zusatz dennoch zugelassen bleiben.

Der Afferder Weg soll zwar zu einer Fahrradstraße werden, eine zwischenzeitlich beschlossene Einbahnstraßenregelung lehnt die Stadtverwaltung mittlerweile aber ab.
Der Afferder Weg soll zwar zu einer Fahrradstraße werden, eine zwischenzeitlich beschlossene Einbahnstraßenregelung lehnt die Stadtverwaltung mittlerweile aber ab. © Udo Hennes (Archiv)

Dem ADFC sind die Vorschläge zum Teil nicht weitreichend genug oder sie werden nicht schnell genug umgesetzt. Auch die Eingebungen von Polizei und Feuerwehr werden von den Fahrradlobbyisten kritisch gesehen.

So haben beispielsweise die Planer sowie die Kreispolizeibehörde auf erhebliches Konfliktpotenzial zwischen Rad- und Autoverkehr durch die hohe Fahrzeug-Belastung auf Abschnitten der Strecke hingewiesen. Der Radclub weist auf die in der Unfallstatistik der Polizei erhobenen überproportional gestiegenen Unfallzahlen von Radfahrern hin.

Schilder reichen dem ADFC nicht

„Die derzeit hohe Kfz-Belastung auf der geplanten Trasse darf aus ADFC-Sicht kein Argument gegen einen Ausbau der Trasse als Hauptradverbindung sein, sondern eher ein zwingendes Argument für die Notwendigkeit des Ausbaus“, heißt es in einer Mitteilung von Tanja Bork, Monika Köpp und Carsten Hellmann vom ADFC.

Im Gutachten fehlen aus Sicht der Fahrradlobby konkrete Maßnahmen, die zu einer Verringerung der Fahrzeug-Belastung führen. Schilder allein würden die Konflikte nicht mindern.

Die Polizei hatte in ihrer Stellungnahme auch die von ADFC geforderte Einrichtung einer Einbahnstraße auf dem Engpass des Afferder Weges zwischen Kornstraße und Friedrich-Ebert-Straße abgelehnt, weil zu viel Verkehr auf den Kreishaus-Kreisel gelenkt werden würde.

Das sieht der ADFC anders: „Die Einbahnstraße könnte die Mischverkehre sinnvoll ordnen und das Konfliktpotenzial auf einem zentralen Schulweg erheblich senken.“

Feuerwehr befürchtet noch mehr Verzögerungen

Auch die Einwände der Feuerwehr gegen die Fahrradstraße kann der Radclub nicht nachvollziehen. Aus Feuerwehr-Sicht käme es zu weiteren Zeitverlusten bei Einsätzen.

„Schon jetzt existieren auf den betreffenden Strecken Kornstraße, Parkstraße und Afferder Weg Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Tempo 30. Die Einführung einer Fahrradstraße wird hier zu keiner großen zusätzlichen Verzögerung führen“, heißt es von Bork, Köpp und Hellmann. Die ADFC-Mitglieder argumentieren, dass die genannten Probleme zur Erreichung der Schutzziele über Anpassungen im Brandschutzbedarfsplan gelöst werden müssen.

Der Radverkehr nehme mittlerweile fast ein Viertel des Gesamtwerkes in Unna ein, heißt es vom ADFC, entsprechend brauche eine „bedeutende Verkehrsart“, die „etliche Verkehrsprobleme im begrenzten Unnaer Verkehrsraum“ lösen könne, ihren eigenen Raum.

Die Platanenallee ist bereits als Fahrradstraße ausgewiesen, durchquert den Süden des Stadtteils vom Königsborner Bahnhof bis zum Kreishauskreisel. Nun soll eine West-Ost-Achse folgen.
Die Platanenallee ist bereits als Fahrradstraße ausgewiesen, durchquert den Süden des Stadtteils vom Königsborner Bahnhof bis zum Kreishauskreisel. Nun soll eine West-Ost-Achse folgen. © Sebastian Smulka (Archiv)

Der ADFC hat sieben Forderungen für die Fahrradstraße formuliert:

  • Beschleunigung des Ausbaus der geplanten Radverbindung durch Pop-up-Maßnahmen
  • Gleichzeitiger Ausbau der Radverbindung bis zum Haltepunkt Massen, das hat auch das Dortmunder Büro empfohlen
  • Prüfung des Einbaus von Modalen Filtern vor den anliegenden Schulen (Modale Filter verhindern Fahrzeug-Durchgangsverkehr. In Form von Pollern, Blumenkästen oder Verkehrsführungskonzepten halten Autos raus aus einer Straße und lassen Fußgänger und Radfahrer durch, Anm. d. Red.)
  • Prüfung weiterer Kfz-reduzierender Maßnahmen wie Beschilderung von Anfahrtswegen, Abbiegegeboten und Einschränkungen
  • Prüfung, ob die Ampelanlage an der Kreuzung Parkstraße/Platanenallee entfallen kann
  • Oberflächenglättung auf der Königsborner Straße zwischen Afferder Weg und Schwarzer Weg
  • Prüfung einer möglichen Einrichtung von Einbahnstraßen, um den Verkehrsfluss insbesondere auf dem Abschnitt Afferder Weg/Ecke Kornstraße zu reduzieren (Eine zwischenzeitlich beschlossene Einbahnstraßenregelung will die Stadt nicht weiter verfolgen, hatte die Stadt im September erklärt, Anm. d. Red)

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