Literatur

Bernd Stelter macht Mut für die Zeit ab 60

Lesen ist... theoretisch alles. Ob Spannung oder Liebe, Komik oder Drama: Die Welt zwischen den Bücherdeckeln ist so bunt wie die echte. Das Fest des Literaturbüros in Unna gab entsprechende Einblicke.

Unna

, 27.08.2022 / Lesedauer: 3 min

Als Bernd Stelter aus seinem neuen Buch „Wer älter wird, braucht Spaß am Leben“ las, da sprach er einen Satz aus, der den Tag am Westfälischen Literaturbüro zusammenfasst. Eigentlich galt er seiner Tochter, über deren Werdegang er mit väterlicher Liebe sagte, dass sie zwar Lehrerin werde, aber sicher eine von diesen Lehrerinnen, die Kinder zeigen, dass zwischen den Deckeln von zwei Büchern wahre Welten zu finden sind.

Das Sommerfest des Literaturbüros spiegelte einen Teil davon wider. Was ist Literatur – auf diese Frage gab der Verein vielfältige Antworten. Comedy, Poetry Slam und politische Literatur im Dienste des Feminismus brachte bereits das Programm über Tag. Am späten Nachmittag und Abend gehörte die kleine Bühne unter der Kastanie im Nicolaiviertel drei prominenten und äußerst unterschiedlichen Prominenten: eben Bernd Stelter, danach aber auch „Mutti Beimer“ Marie-Luise Marjan und Frank Goosen.

Musik von den Unnaer Musikern Jörg Budde, Thomas Quast und Ralf Lohmann sowie von Sängerin Joyce Nuhill lockerten die Lesungen auf. Es war ein buchstäblich kurzweiliges Programm im Nicolaiviertel, und wer das Glück hatte, einen der Sitzplätze zu ergattern, schien deswegen lange zu verweilen.

Sitzplätze sind immer viel zu rar beim Sommerfest des Westfälischen Literaturbüros in Unna. Und wer einen hatte, der konnte es bei dem kurzweiligen Programm gut länger aushalten. © Udo Hennes

Mit Bernd Stelter trat ein Unterhalter auf die Bühne, den die Unnaer immer noch als einen der ihren begrüßen. „Ich bin in Unna groß geworden und im Rheinland dick“, ulkte Stelter. Stelter zählt zu den letzten echten „Universalunterhaltern“, die es heute noch gibt. Der Mann aus Stockum hat schon Quizshows im Fernsehen moderiert und in Satiresendungen mitgewirkt, mehrere Bücher geschrieben. Er tourt mit eigenen Bühnenprogrammen, in denen er nicht nur Geschichten erzählt, sondern auch singt und Gitarre spielt.

Stelter ist der Typ des netten Nachbarn und ein Spaßvogel, dessen Humor oft auch einen ernsten Kern zu verhüllen scheint. Dass er Comedy mache, höre er nicht gerne, sagt er. „Bei ‚7 Tage, 7 Köpfe‘ hatte ich das Glück, neben dem großartigen Rudi Carrell zu sitzen und von ihm lernen zu können. Ein Satz, der mir im Gedächtnis geblieben ist, lautete: Eine gute Show braucht Relevanz und Wärme.“

Stelters aktuelles Buch hat beides, zusammen mit der Komik, die der Titel einfordert. Am Anfang dieses Projekts stand Stelters 60. Geburtstag, der in die Pandemie mit all ihren Beschränkungen fiel. „Du wirst 60. Und Du hast Zeit, darüber nachzudenken – das ist scheiße!“, sagte er augenzwinkernd.

Ihm selbst schien diese Reflexion aber nicht geschadet zu haben. Stelters Rückblick auf sein eigenes Leben und der Ausblick auf das Alter machen Mut. Körperlichen Zipperlein begegnet Stelter mit viel Selbstironie. Sein Witz hält die Beschwernisse des Alters so weit auf Distanz, dass sie sich übersehen lassen.

Das gibt Raum für den Blick auf die guten Seiten der späteren Jahre: Er fühle große Dankbarkeit für vieles in seinem Leben, sagt Stelter. Und wenn er über seine Kinder spricht oder die Erlebnisse als Unterhaltungskünstler auf und abseits der Bühne, dann kann man diese Dankbarkeit auch als Zuhörer spüren. Großen Vorteil sieht Stelter darin, auf fortschreitendem Lebensweg weniger müssen zu müssen. Nicht mehr den Röcken hinterherjagen müssen, das Handy auszuhaben, während ein Kumpel anruft und fragt, ob man seine Kinder aus der Kita abholen zu können – das sind groteske Beispiele aus einem ermutigenden Lied Bernd Stelters: „Endlich alt“.

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