Nach 12 Uhr drubbelte es sich zeitweilig auf der Massener Straße. Die Händler hatten sich viele Aktionen ausgedacht.

Nach 12 Uhr drubbelte es sich zeitweilig auf der Massener Straße. Die Händler hatten sich viele Aktionen ausgedacht. © Ray Heese

Bei Eröffnung der Massener Straße ist ein großer Wunsch noch unerfüllt

dzEinzelhandel in Unna

Die neugestaltete Fußgängerzone Massener Straße ist nun auch offiziell dem Verkehr übergeben: Beim Eröffnungsakt am Samstag gab es viel Lob – an die Politik wurde aber auch ein großer Wunsch gerichtet.

Unna

, 20.08.2022, 13:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Gute Laune am Vormittag auf der Massener Straße: Die „Freigabe“ der Fußgängerzone feierten viele Unnaer bei entspannter Musik und einem Glas Sekt, mit bunten Luftballons und freundlichen Gesprächen.

Christian Baran war auch gekommen. Über die optischen Vorzüge des glatten hellen Steins mag kaum Streit bestehen. Der Vorsitzende des Behindertenbeirats Unna konnte aber wohl am besten beurteilen, welch großer Wurf die neue Pflasterung nicht nur für Kunden und Händler, sondern auch für Rollstuhl- und Rollatorfahrer ist.

Wigant: „Man kann nicht bauen ohne Ärger“

Von Baran gab es einen Daumen nach oben, auch wenn es sicherlich immer Dinge gebe, die man besser machen könne wie etwa ein taktiles Leitsystem, das bis zu den Eingängen der Geschäfte führt.

Offiziell eröffnet worden ist die neu gestaltete Fußgängerzone Massener Straße am Samstag, 20. August, mit einem bunten Rahmenprogramm. Unnas Bürgermeister Dirk Wigant (2.v.r.) und Peter Zahmel (M.), stellvertretender Vorstandsvorsitzender des City-Werberings, konnten viele Besucher begrüßen.

Offiziell eröffnet worden ist die neu gestaltete Fußgängerzone Massener Straße am Samstag, 20. August, mit einem bunten Rahmenprogramm. Unnas Bürgermeister Dirk Wigant (2.v.r.) und Peter Zahmel (M.), stellvertretender Vorstandsvorsitzender des City-Werberings, konnten viele Besucher begrüßen. © Marcus Land

Das war schon fast Klagen auf hohem Niveau. Bürgermeister Dirk Wigant sprach ebenfalls Beschwerden während der Bauzeit an, oft von Seiten der Geschäftsleute wegen versperrter Zugänge geäußert.

„Man kann nicht bauen ohne Ärger“, so Wigant, der sich allerdings mit einem Blick zurück nicht lange aufhielt. In mehr als einem Jahr Bauzeit seien 3500 Quadratmeter Fläche „auf links gedreht“ worden. In den einmal aufgerissenen Baugrund verlegte man zudem neue Trinkwasserleitungen.

Freunde und Bekannte treffen - der City-Werbering Unna wünscht sich, dass die Frequenz auf der Massener Straße sich nach der Modernisierung des Umfeldes weiter erhöht.

Freunde und Bekannte treffen - der City-Werbering Unna wünscht sich, dass die Frequenz auf der Massener Straße sich nach der Modernisierung des Umfeldes weiter erhöht. © Ray Heese

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Die Lichtkunststadt Unna komme mit den neuen Bodenlichtbändern ebenfalls zu ihrem Recht und auch an Ersatz beim Stadtgrün habe man gedacht. Sorgen seien unbegründet: Unterhalb der neu gesetzten Bäumchen könnten sich die Wurzeln in großen Pflanzkästen ausreichend ausdehnen.

Zahmel: „Es ist das Werk als solches, das zählt“

Die Kostenfrage war oft gestellt worden. Am Ende musste sie nicht vom Kämmerer der Stadt beantwortet werden: Der kommunale Eigenanteil von zunächst 30, dann noch 20 Prozent fiel weg, das Land schoss die gesamte Bausumme von 1,8 Millionen Euro zu. Auch die Lichtbänder zahlte Düsseldorf.

Das Rahmenprogramm, das Stadtmarketing und City-Werbering auf die Beine gestellt hatten, sorgte für eine angenehme Atmosphäre bei der offiziellen Eröffnung der "neuen" Massener Straße.

Das Rahmenprogramm, das Stadtmarketing und City-Werbering auf die Beine gestellt hatten, sorgte für eine angenehme Atmosphäre bei der offiziellen Eröffnung der „neuen“ Massener Straße. © Ray Heese

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In Anbetracht dieser Wohltat kam dann sogar spontaner Applaus auf der Massener Straße auf – allerdings hatten sich auch Vertreter der Fraktionen aus dem Stadtrat unters Volk gemischt. Von einer Passantin kam hingegen bei diesen Summen der knappe Kommentar: „Das wollen wir gar nicht wissen.“

Der Bürgermeister betonte noch einmal, wie schon bei der Eröffnung des Einkaufszentrums Mühle Bremme, dass Unnas Kaufkraftkennziffer von 120 Prozent unschlagbar im gesamten Kreisgebiet sei.

Aufenthaltsqualität und Verweildauer erhöhen: Das Ziel kann mit den neuen Sitzbänken und Spielgeräten für Kinder in der neu gestalteten Fußgängerzone in Unna aufgehen.

Aufenthaltsqualität und Verweildauer erhöhen: Das Ziel kann mit den neuen Sitzbänken und Spielgeräten für Kinder in der neu gestalteten Fußgängerzone aufgehen. © Ray Heese

„Wir ziehen Käufer, Bürger, Einwohner des Kreises und darüber hinaus an“, so Wigant. „Unna hat eine tolle Innenstadt.“ Die Feststellung verband er mit einem ausdrücklichen Lob an die Händler, die dafür überhaupt erst sorgten.

Das war das Stichwort für Peter Zahmel. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des City-Werberings übte zunächst Selbstkritik. „Es gab viele Bauherren“, bemerkte Zahmel launig und zog den Vergleich mit den Tausenden TV-Trainern beim Fußball-Länderspiel, die es immer besser wissen als der Bundestrainer.

Die Bauzeit und die Einschränkungen seien sicherlich eine Belastung gewesen. Aber: „Es ist das Werk als solches, das zählt.“ Er wünsche sich, dass die so herausgeputzte Massener Straße an ihre große Vergangenheit anknüpfen könne.

Wunsch an die Politik: „Schenkt uns die Schirme“

So wie schon vor Jahrhunderten auf Unnas ältester Straße der Verkehr unablässig mit Fuhrwerken Richtung Markt trieb und bis Mitte der 1960er Jahre die Straßenbahn die Achse durchquerte, sollten künftig die Menschen die Einkaufsstraße beleben. „Die Amazons dieser Welt“, so Zahmel, „bekommen wir nicht weg, dem müssen wir uns stellen.“

Und damit die Massener Straße noch mehr Aufenthaltsqualität erhält, äußerte Peter Zahmel ganz unverblümt einen Wunsch in Richtung anwesender Lokalpolitiker. In der Bauphase seien die versprochenen einheitlichen Sonnenschirme wohl vergessen worden. Die Hülsen vor den Geschäften seien schon in den Boden eingelassen. Da die Stadt ihren Eigenanteil an den Baukosten einsparen konnte, solle man doch jetzt das Geld für die Schirme bewilligen: „Schenken Sie uns die Schirme!“