Die Umsetzung des Projekts „Verkehrswende“ am Afferder Weg darf man wohl als holprig bezeichnen. Für auf rätselhafte Weise verschwundene Schilder sollte es zunächst keinen Ersatz geben, dann doch. Wie sich die Fachleute im Rathaus dort eine Fahrradstraße vorstellen, ist auch noch unbekannt, soll aber in Kürze von der Politik beraten werden.

Rätselhaft: Schilder verschwunden
Wie berichtet sollten Tempo-30-Schilder auf dem Afferder Weg Fahrradfahrern zu mehr Sicherheit verhelfen, solange dort noch keine Fahrradstraße eingerichtet ist. Die Stadt hatte eine solche Beschilderung provisorisch aufstellen lassen. Dann verschwanden die Schilder unter bisher nicht geklärten Umständen.
Stadt will Beschluss abwarten
Die Pressestelle im Rathaus skizzierte das weitere Vorgehen sozusagen in zwei Schritten: Dass erst einmal keine neuen Schilder aufgestellt werden sollten, hieß es am Dienstag (28.5.) aus dem Rathaus. Man wolle die politische Beschlussfassung zum Thema Fahrradstraße abwarten. Die mögliche Umwidmung des Afferder Wegs zu einer Straße, auf der der Radverkehr im Sinne der Verkehrswende Vorrang hat, soll erstmals am 4. Juni im Ausschuss für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung (FSO) beraten werden. Für diese Sitzung kündigte die Verwaltung einen Entwurf an.
Fahrradstraße beinhaltet Tempo 30
„Sollte die Fahrradstraße an dieser Stelle zeitnah beschlossen werden, wären Tempo-30-Schilder ohnehin obsolet, da auf Fahrradstraßen generell nicht schneller als 30 km/h gefahren werden darf“, erläuterte die Pressestelle der Stadt Unna weiter. Fest verankerte Schilder würden nur wieder Geld kosten und wären nach der Anordnung der Fahrradstraße wieder zu entfernen. Und bei temporären Schildern bestünde erneut die Gefahr der Entwendung.
Wieder provisorische Schilder
Das Diebstahlrisiko nimmt man nun aber doch in Kauf. Am Mittwoch (29.5.) kündigte die Stadt Unna an, dass doch wieder eine 30er-Beschilderung eingerichtet wird. Auf fest eingebaute Schilderpfosten wollen die Verantwortlichen weiterhin verzichten, aber provisorisch wurde der Afferder Weg kurzfristig wieder als Tempo-30-Strecke beschildert.
Verwaltung informiert kurzfristig
Die Stadt Unna hatte eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit dem Projekt Fahrradstraße am Afferder Weg beschäftigen sollte. Die erste Tagung war im Januar 2023. Am Ergebnis der Fachberatungen muss aber nun wohl noch bis zuletzt gefeilt werden. Für den Ausschuss am 4. Juni liegt bereits eine Tagesordnung im Ratsinformationssystem vor. Unter dem Punkt „Beschlussvorlagen“ wird die „West-Ost-Fahrradachse zwischen Massen und Königsborn“ aufgeführt. Eine Beschlussvorlage aber war an diesem Mittwoch (29.5.) noch nicht hinterlegt, ebenso wenig wie für ein „Dynamisches Parkleitsystem“ für Unna. Üblicherweise veröffentlicht die Stadtverwaltung Vorlagen eine Woche vor dem Termin der jeweiligen Sitzung, damit die Politiker Gelegenheit haben, sich rechtzeitig damit zu beschäftigen. Nun aber werden die Informationen erst kurzfristig bereitgestellt.

Nicht das erste Kuriosum
Bereits im Jahr 2022 fiel eine holprige Umsetzung eines Beschlusses am Afferder Weg auf. Am Übergang zur Königsborner Straße hatte die Stadt die Verkehrsführung baulich ändern lassen. Vorfahrt sollte in dem Zuge der Geradeaus-Verkehr aus Richtung Westen (Königsborner Straße) bekommen – als Beitrag zur Stärkung des Radverkehrs. Stattdessen aber wurde eine „abknickende Vorfahrt“ ausgeschildert: mit Vorrang aus Richtung Afferde entlang des Afferder Wegs. Die Stadtverwaltung sprach seinerzeit von einem „Missverständnis“ bei der Beschilderung. Diese wurde kurz darauf geändert, allerdings zunächst wieder mit einem falschen Verkehrszeichen.
Im selben Jahr hatte die Stadtverwaltung angekündigt, die Achse Königsborner Straße – Afferder Weg – Parkstraße zur „längsten Fahrradstraße“ der Region umzuwandeln. Umgesetzt wurde dies bisher nicht.
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