Stadt Unna berät über Fahrradstraße ohne Fahrradfahrer Echte Beteiligung sieht anders aus

Beratung über Fahrradstraße ohne Radfahrer: Beteiligung sieht anders aus
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Beratung über Fahrradstraße ohne Radfahrer: Beteiligung sieht anders aus

Bürgerbeteiligung war eines von Dirk Wigants Wahlversprechen. Offensichtlich aber hat die Stadtverwaltung unter seiner Führung wenig Interesse am Austausch mit der Außenwelt, wenn es um unbequeme Themen geht. Zwischen Massen und Mitte/Königsborn soll eine neuartige Verkehrsachse für den Fahrradverkehr eingerichtet werden, im Kern der Afferder Weg. Eine Fahrradstraße, auf der Autos zugelassen bleiben, das bedeutet zunächst bekanntlich nur, dass Fahrradfahrern mehr Aufmerksamkeit gegeben werden soll, dass Autofahrer im Zweifel warten und langsamer fahren müssen. An dieser Stelle allerdings ist auch ein Stück Einbahnstraße in der Diskussion, deswegen hatte die CDU das Projekt mit ihrem Einspruch im vergangenen Jahr praktisch ausgebremst.

Vorsicht: Es könnte um eine Veränderung gehen

Mit neuen Schildern und einem Anstrich der Fahrbahn ist es hier also nicht getan, es könnte um eine tatsächliche Veränderung gehen. Und diese Möglichkeit bespricht man in Unna lieber in einer „verwaltungsinternen Projektgruppe“, wie es nun im Rat zu vernehmen war. Der Fahrradclub ADFC soll bei diesen Beratungen nicht am Tisch sitzen, erfuhr eben dieser ADFC vom CDU-Beigeordneten Markus von der Heide. Das erscheint logisch: Würde man mit diesen Ehrenamtlichen sprechen, die bekanntlich für mehr Fahrradfahren kämpfen, dann könnten sie ihre Meinung einbringen. Obendrein könnte das Thema die verwaltungsinternen Kreise verlassen und nach außen dringen. Nun hat die Verwaltungsspitze vielmehr die Chance, dass das Projekt in einer Schublade liegen bleibt, wenn die Beteiligten feststellen, dass die Umsetzung doch zu unbequem wird.

ADFC wird nicht ernst genommen

Mit einer gewissen Tollpatschigkeit ergänzte Bürgermeister Dirk Wigant sogar noch unnötigerweise in Richtung der Radlerlobby, ebenso wenig wie der ADFC würden an der Projektgruppe Automobilclubs oder ein Bahn-Fahrgastverband beteiligt. Als Gesprächspartner in Verkehrsfragen wird der Fahrradclub also in Unna nicht ernst genommen. Wenn der ADFC aber öffentlichkeitswirksame Aktionen wie den „Drahteselmarkt“ belebt oder für die Stadt Unna die Ausleihe von Lastenrädern organisiert, nimmt man seine Dienste gern in Anspruch.

Die Stadt Unna muss solche Diskussionen offen machen. Womöglich würden ja sogar am Ende am Afferder Weg die Nachteile überwiegen, wenn man eine Fahrradstraße mit der Einrichtung einer Einbahnstraße flankierte. Vielleicht würden ja doch viele Menschen unangemessen belastet, die auf ihr Auto nicht verzichten können. Aber die Diskussion darüber muss mit Bürgern und Interessengruppen geführt werden, natürlich auch mit denen fürs Autofahren.