
Die Ausweisung der Platanenallee als Fahrradstraße war eine „schwere Geburt“, auch weil es innere Widerstände in der Stadtverwaltung gab. Nun überrascht das Rathaus mit dem Vorschlag einer deutlich längeren Querverbindung. © Smulka
Unna plant die längste Fahrradstraße der Region
Verkehr
Lange Zeit schien das „Zielnetz 2025“ für den Radverkehr in Unna ein Stapel Papier für die Schublade zu bleiben. Nun überrascht die Stadt mit einem großen Schritt: der längsten Fahrradstraße in der Region.
Die beiden bevölkerungsreichsten Stadtteile nach Unna-Mitte sollen mit einer Vorzugsstrecke für Fahrradfahrer verbunden werden. Dies erfordert keinen Streckenneubau, sondern einfach eine Änderung des Regelwerks. Auf 3,2 Kilometern Strecke sollen Radfahrer künftig Vorrang genießen und motorisierte Fahrzeuge sich unterordnen müssen.
Zur Förderung des Radverkehrs will Unna eine Hauptachse in Ost-West-Richtung als Fahrradstraße ausweisen. Die wohl längste Fahrradstraße in der Region würde über die Parkstraße, Teile des Afferder Wegs und die bereits heute teilweise als Fahrradstraße ausgewiesene Königsborner Straße führen. Von der Stadthalle in Königsborn bis zur Hellweg-Realschule in Massen hätten Radfahrer dann eine komfortablere und sicherere Route.
Die Ausweisung setzt noch einen politischen Beschluss voraus, könnte danach aber sehr bald erfolgen, verdeutlicht Unnas Erster Beigeordneter Jens Toschläger. Das nötige Budget – vor allem für zusätzliche Schilder und Piktogramme – sei vorhanden. Theoretisch sei eine Umsetzung noch im September denkbar.
Dass sich Unnas Stadtverwaltung nun mit diesem Konzept an die Politik wendet und um Zustimmung bittet, ist durchaus überraschend. Forderungen für eine teilweise Ausweisung des Afferder Wegs als Fahrradstraße sind zum Beispiel vom ADFC über Jahre hinweg immer wieder erneuert, meist aber von der Stadtverwaltung zurückgewiesen worden.
Toschläger erklärt die Wende der Verwaltung zum einen mit neuen rechtlichen Möglichkeiten. Früher seien Fahrradstraßen tatsächlich nur dann möglich gewesen, wenn der Radverkehr bereits die vorherrschende Verkehrsart auf einer Route war. Diese Regelung sei inzwischen außer Kraft. Es reiche aus, dass die zuständige Planungsinstanz – hier also die Stadt Unna – eine Route als Hauptverbindung für den Radverkehr sieht oder dahin entwickeln möchte.
Aktuell 500 Radfahrer am Tag auf der Strecke
„Man schaut heute nicht mehr nur auf den Status quo, sondern auch auf die Potenziale“, so Toschläger. „Aktuell sind wir bei rund 500 Fahrradbewegungen pro Tag, die am Afferder Weg gezählt wurden. Aber wenn Radfahrer dort bessere Bedingungen vorfinden, werden sich diese Zahlen entwickeln.“
In dem hierarchisch gestuften „Zielnetz“ für den Radverkehr in Unna ist die Achse aus Parkstraße, Afferder Weg und Königsborner Straße eine der wichtigsten Routen. An der Platanenallee kreuzt sie eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen zwischen der Innenstadt, den Berufskollegs und dem Königsborner Bahnhof.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
