Für Luisa Marweg und Marcel Forwich geht es in ihrem Arbeitsalltag oft hoch hinaus: Beide befinden sich in ihrer Ausbildung im Dachdecker-Handwerk.
Die Arbeit auf dem Baugerüst ist für Luisa Marweg kein Problem.: Starb © Starb
Das Wetter hat einen großen Einfluss auf die Arbeit und bremst Luisa Marweg an diesem Morgen erst einmal aus. Der kräftige Regen sorgt dafür, dass die 24-Jährige und ihre Kollegen sich zunächst in die relative Trockenheit des Baugerüstes flüchten, erst als der Schauer einige Minuten später nachlässt, geht es weiter. Weiter, das bedeutet in diesem Fall das Eindecken eines Anbaus an einem Wohnhaus. Ein Großteil dieser Arbeiten ist schon erledigt, auf Luisa wartet jedoch noch eine Aufgabe: Sie vollendet den Dachfirst des Anbaus.
Die Firstpfannen, in diesem Fall handelt es sich um Metallpfannen, müssen vor dem Verlegen noch vorbereitet werden. Und dabei sitzen die Arbeitsschritte gekonnt: Zunächst nimmt Luisa Maß und markiert die Stellen, an denen sich später Aussparungen befinden müssen. Anschließend ist Kraft gefragt, mit der Blechschere bearbeitet sie die Pfannen und schraubt sie an ihrem Bestimmungsort fest.
Es ist diese Art der Arbeit, die Luisa für das Handwerk begeistert – dazu führte, dass sie sich für die Ausbildung als Dachdeckerin entschieden hat. „Ich war erst an der Uni und habe studiert, gleichzeitig dazu aber immer schon nebenbei im Handwerk gearbeitet. Und irgendwann habe ich dann gemerkt, das gibt mehr als ein Studium. Dass ich mich viel mehr verwirklichen und auspowern kann“, berichtet sie über ihren Werdegang.
Dass es dann das Dachdecker-Handwerk wurde, hängt mit den besonderen Umständen der täglichen Arbeit zusammen. „Das Besondere an diesem Beruf ist die Höhe und dass man dadurch immer wieder in Situationen gerät, in denen man sich neu kennenlernt und auch besser kennenlernt. Aber auch die körperliche Anstrengung und die Skills, die man dadurch lernt und die vielleicht nicht jeder kann“, sorgen diese Umstände bei Luisa immer wieder für neue Motivation.
Die Vielseitigkeit hat aber nicht nur auf die 24-Jährige eine große Anziehungskraft ausgeübt, auch für Marcel Forwich ist sie einer der entscheidenden Punkte für das Dachdecker-Handwerk. „Der Job macht einfach Spaß – und man ist durch die geleistete Arbeit auch gut angesehen. Und immer wieder ist es eine neue Situation, jede Baustelle ist anders“, berichtet der 33-Jährige. Dass es dabei auch einmal anstrengend werden kann, ist für Marcel keinesfalls ein Ausschlusskriterium – ganz im Gegenteil. „Die Arbeit an der frischen Luft und in der Höhe passt einfach.“
Im Gegensatz zu Luisa ist er an diesem Morgen allerdings nicht mehrere Meter über dem Boden unterwegs, sondern nur auf die ersten paar Sprossen einer Leiter angewiesen. Grund dafür ist die Hanglage des Garagenanbaus, an dem er und sein Kollege gerade arbeiten. Das Flachdach ist längst fertig, was noch fehlt, sind die seitlichen Bleche, die dafür sorgen, dass kein Wasser unter die Dachpappe kommt und dort Schäden verursacht.
Aufgrund der Länge geht dabei nichts ohne Teamwork: Einer schraubt, der andere hält die Verkleidung. Auch das gehört für beide Berufsneulinge zu ihrem Alltag – ohne die Zusammenarbeit mit den Kollegen wäre die Arbeit ungleich schwieriger – oder gleich unmöglich. Das zeigt sich auch bei Luisa. Fehlt ein Werkzeug, macht sich der Kollege auf den Weg, Luisa kann in der Zeit weiterarbeiten.
Die Wege auf das Gerüst hinauf und wieder herunter gehören aber natürlich zum Alltag dazu. Werkzeuge und Materialien müssen immerhin an die erhöhten Arbeitsplätze gebracht werden. „Viel hoch- und wieder runterlaufen gehört natürlich zu einem typischen Arbeitstag dazu, auch das Schleppen von Material“, berichtet Marcel. Um die Arbeit zu erleichtern, gibt es natürlich Hilfsmittel, zum Beispiel Lastenlifte, die umgangssprachlich auch als Dachdeckeraufzug bekannt sind. Mit ihnen lassen sich die Dachpfannen dann deutlich müheloser in die Höhe bringen.
Ob und wo diese Hilfsmittel zum Einsatz kommen, ist dann immer ganz von der jeweiligen Baustelle abhängig. „Es kommt immer auf die Arbeit an. Wenn es nur kleinere Arbeiten wie Abdichtungen sind, dann sind wir mit weniger Leuten vor Ort und es braucht weniger Material. Aber an Baustellen wie hier muss dann auch das Gerüst aufgebaut werden“, erläutert Luisa.