Rückzieher im Rathaus Kamen beim Passfoto-Service Eine Hintertür bleibt

Fotoautomat-Pläne eingemottet: Keine Konkurrenz zu Fotogeschäften
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Nach der Kritik von örtlichen Unternehmen, die Stadtverwaltung Kamen betreibe „unlauteren Wettbewerb“ und verderbe den heimischen Fotostudios das „Brot- und Butter-Geschäft“ mit Passfotos, nun der Rückzieher: Das Rathaus Kamen verzichtet darauf, einen geplanten Fotoautomaten zur Erweiterung ihres Bürgerservices aufzustellen.

Hintergrund des Vorhabens im Rathaus: Ab dem 1. Mai 2025 sind für Personal- und andere Ausweise ausschließlich Fotos in digitaler Form erlaubt, die über eine sichere Verbindung an die Behörde geschickt werden. „Es gibt dann die gesetzliche Pflicht, die Bilder auf digitalem Weg zu übertragen“, so die Beigeordnete Hanna Schulze. Fälschungen soll damit vorgebeugt werden.

Der Kamener Fotograf Ralph Bisdorf warf der Stadt „Wettbewerbsverzerrung“ vor und bekam Unterstützung aus der Politik. Sein Vorstoß hatte Erfolg.
Der Kamener Fotograf Ralph Bisdorf warf der Stadt „Wettbewerbsverzerrung“ vor und bekam Unterstützung aus der Politik. Sein Vorstoß hatte Erfolg. © Stefan Milk

Örtliche Händler werden sich zertifizieren lassen

Innenstadt-Händler wie Ralph Bisdorf vom gleichnamigen Fotostudio am Willy-Brandt-Platz fürchtete indes massive Umsatzeinbrüche, wenn ihm das Rathaus Konkurrenz macht. Womöglich müsse er dann sein Geschäft in der Innenstadt schließen, so seine Befürchtung. Mit einem Fotoautomaten mache ihm die öffentliche Hand mithilfe von Steuermitteln Konkurrenz: „Das ist Wettbewerbsverzerrung“, sagte er im Gespräch mit der Redaktion.

Seine Sorge und die seiner Mitbewerber sind nun erst einmal vorläufig vom Tisch, nachdem das Thema auf Antrag der CDU den jüngsten Stadtrat erreichte. „Wir stellen das zurück“, sagte Bürgermeister Elke Kappen. Im Gegenzug, so führte sie aus, werden sich die örtlichen Händler zertifizieren lassen, damit sie den Dienst offiziell anbieten dürfen.

Die Zertifizierung erfolgt nicht nur bei Foto Bisdorf, sondern auch im Fotostudio Holzer von Stefan Dettler an der Bahnhofstraße. Zudem will sich auch ein Discounter zertifizieren lassen.

Ein Hintertürchen zur Einführung des Foto-Services

Ein Hintertürchen zur Einführung des Foto-Services im Rathaus gibt es allerdings. Die jetzt angekündigte Regelung gilt zunächst bis Ende 2026. Nach dieser Frist werde geprüft, so Kappen, ob man dabei bleiben könne oder nicht.

Sowohl CDU als auch SPD hatten das Vorhaben der Stadtverwaltung, einen Fotoautomaten aufstellen zu wollen, kritisch bewertet. Die Entscheidung, auf das geplante Angebot nun zu verzichten, quittierten Parteivertreter mit Wohlwollen. Daniel Heidler, Fraktionschef der SPD, sagte im Stadtrat: „Das ist abgewogener Weg, den wir unterstützen. Der Schutz des Handels in der Innenstadt wiegt mehr.“