Glaubt man der für das Bürgerbüro zuständigen Beigeordneten Christine Busch, hat die Stadt Bergkamen keine allzu große Entscheidungsfreiheit darüber, ob sie bald einen Passbild-Automaten im Rathaus aufstellt: „Der Gesetzgeber hat festgelegt, dass Bürgerinnen und Bürger in Deutschland möglichst die Wahl haben sollen, ob sie ein Lichtbild durch einen privaten Fotodienstleister oder direkt in der Behörde erstellen lassen“, teilt sie auf Anfrage mit.
Ab 1. Mai dürfen die Behörden nur noch Fotos in digitaler Form für Ausweispapiere akzeptieren, die über eine sichere Leitung versendet werden. Eine gesetzliche Pflicht, deshalb einen Fotoautomaten aufzustellen, gibt es aber nicht.
Die Nachbarstadt Werne verzichtet darauf, um den heimischen Fotostudios nicht das Geschäft mit den Passbildern zu verderben. In Kamen löste der Foto-Plan der Stadtverwaltung eine politische Diskussion aus.

Busch sieht das anders: „Es geht bei dem Aufstellen des Automaten nicht darum, dem lokalen Gewerbe zu schaden, sondern dieses zu ergänzen.“ Zumal auch gewerbliche Fotografen die Möglichkeit haben, sich für behördentauglichen Fotos zertifizieren zu lassen. Busch weiß bis dato von zwei Interessenten in Bergkamen.
„Ein qualifiziertes Handwerk“
„Die Sorge der gewerblichen Fotografen kann ich selbstverständlich gut nachvollziehen“, schreibt Busch. „Es handelt sich um ein qualifiziertes Handwerk, der Aufwand für ein Fotostudio ist nicht zu verachten und die notwendige Zertifizierung ist weiterer Aufwand.“
Gleichwohl beruft sie sich auf die Erfahrungen, die das Bundesinnenministerium mit einem Pilotprojekt gesammelt habe. Die hätten gezeigt, „dass sich sehr zügig eine Balance zwischen Behörde und privatem Fotostudio eingestellt hat und befürchtete Entlassungen oder gar Geschäftsschließungen ausgeblieben sind“.

Daher schließt sich die Beigeordnete der Einschätzung des Innenministeriums an, die Sorgen der Fotostudio-Betreiber könne „kein Argument sein, den Bürgerinnen und Bürgern hier eine Wahlmöglichkeit zu nehmen und nicht einmal das Angebot bereitzustellen“.
Wobei die Behörden-Automaten offenbar schnell an ihre Grenzen stoßen. Busch beruft sich auf eine Informationsveranstaltung des Landesinnenministeriums im vergangenen Mai, wonach die Geräte nur „schablonenartige Menschen“ abbilden und „bereits ein schiefes Gesicht“ zu Fehlermeldungen führen könnten.
Bergkamen plane die „Bereitstellung der Lichtbildaufnahme“ für diejenigen, „die einen möglichst schlanken Prozess haben möchten, und für die, die eine hochwertige Aufnahme als entbehrlich betrachten“, teilt Busch mit. „Die Verwaltungsgebühren sind bisher nicht bekannt.“ In Kamen war von sechs Euro die Rede, die an die Bundesdruckerei gehen.