
Fachverkäuferin Roswitha Horn ärgert sich schon lange über rücksichtslose Radfahrer in der Fußgängerzone. Jetzt hat sie eine Unterschriftenaktion für mehr Kontrollen gestartet und diese an Bürgermeisterin Kappen überreicht. © Klaus Schultebraucks
Konditorin reicht es: Unterschriftenliste gegen rücksichtslose Radfahrer
Einzelhandel in Kamen
Einige Radfahrer, die in der Fußgängerzone rücksichtslos fahren, sorgen in der Gastronomie für Unmut. Eine Kamener Konditorei hat Bürgermeisterin Kappen eine lange Unterschriftenliste übergeben.
Konditorei-Fachverkäuferin Roswitha Horn hat genug gesehen. Bereits im Sommer 2021 hat sich die 62-Jährige Tag für Tag über Menschen geärgert, die wider besseres Wissen mit ihrem Fahrrad quer durch die Fußgängerzone fahren. „Und das nicht im Schritttempo“, wie Horn berichtet.
Vor allem im Frühjahr und Sommer ein Problem für die Konditorei in der Weststraße, denn dann gibt es dort auch eine kleine Außengastronomie. „Da fürchte ich manchmal um die Gesundheit unserer Gäste“, sagt Horn.
Häufig hat sie versucht, Radfahrer mit freundlichen Worten und Verweis auf die Tatsache, dass diese gerade durch eine Fußgängerzone fahren, zum Absteigen zu bewegen. Fast immer ohne Erfolg.
Fachverkäuferin berichtet über Beschimpfungen
„Im Gegenteil“, berichtet Horn, „oft habe ich nur ungläubige Blicke geerntet. Aber ein ums andere Mal wurde ich auch übelst beschimpft.“ Und das auch noch: Wenn Roswitha Horn im unmittelbaren Eingangsbereich vor der Konditorei Gäste bedient hat, sei sie schon mehrmals von Radfahrern angeklingelt worden: „Hinweise werden meistens ignoriert. Stattdessen kommen Aussagen, ich solle doch einfach besser aufpassen und zur Seite gehen.“
Unfassbar findet sie das. Das Radfahren in der Fußgängerzone ist bisher nur in der Adenauerstraße und einem Teil der Kampstraße erlaubt. Über die Öffnung in anderen Bereichen diskutierte die Politik.

Dieser Radfahrer radelt durch die Fußgängerzone, obwohl er das eigentlich nicht darf. Während er durch Abstandhalten niemanden gefährdet, haben Gastronomen schon anderes erlebt. Jetzt gibt es eine Unterschriftenaktion. © Stefan Milk
Viele Bürger geben Unterschriften ab
Nachdem sich auch in diesem Jahr an der für die Verkäuferin unbefriedigenden Situation nichts geändert hat und die Fußgängerzone von Radfahrern, so die Wahrnehmung, auch weiterhin teilweise als Rennstrecke genutzt wird, hatte sich Horn im Frühjahr entschlossen, eine Unterschriftenliste anzulegen.
Bürgerinnen und Bürger, die sich von den Radfahrern in einer explizit als Fußgängerzone ausgewiesenen Straße gestört fühlen, gibt es offenbar sehr zahlreiche. „Von Juni bis August habe ich 20 bis 30 DINA4-Seiten mit Unterschriften gesammelt. Nicht nur von Kunden, oft kamen auch Menschen in die Konditorei, die gar nichts kaufen, aber unbedingt unterschreiben wollten, nachdem sie von der Aktion gehört haben“, erzählt Horn.
Bisher noch keine Reaktion aus dem Rathaus
Im vergangenen Monat hatte Horn dann Gelegenheit, mit Bürgermeisterin Elke Kappen persönlich über das Problem zu sprechen. Dabei habe sie ihr angekündigt, die gesammelten Unterschriften bald ins Rathaus zu schicken. Kappen habe ihr versichert, sich darum zu kümmern.
Drei Wochen ist es nun her, dass Horn die Liste inklusive Begleitschreiben beim Rathaus eingereicht hat. Gehört hat sie bislang von dort nichts. „Die haben viel zu tun, da muss man sicher noch etwas Geduld haben“, sagt sie.
Wunsch nach mehr Kontrollen
Worum es ihr – und vielen Bürgerinnen und Bürgern Kamens geht – ist der Wunsch nach mehr Kontrollen. „Solange nicht regelmäßig kontrolliert wird, passiert gar nichts“, ist Horn sicher. „Und dann müssen die Leute auch zur Kasse gebeten werden. Denn reine Ermahnungen bringen nichts.“
Ihre Beobachtung: Werden Geldstrafen fällig, steigen viele direkt ab. Bei Ermahnungen wird kurz genickt, bis zur nächsten Ecke geschoben und dann fröhlich weitergeradelt.