„Unnötige Todesfälle“: Holzwickeder Arzt warnt davor, sich auf Schnelltests zu verlassen

© Udo Hennes

„Unnötige Todesfälle“: Holzwickeder Arzt warnt davor, sich auf Schnelltests zu verlassen

dzCoronavirus

Ein Holzwickeder Arzt sieht die Verwendung von Schnelltests kritisch. Für die nächsten Monate zeichnet er ein regelrechtes Schreckensszenario und zieht einen interessanten Vergleich.

Holzwickede

, 09.03.2021, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für die Veranstaltungsbranche ein Segen, in der Medizin umstritten: In der Bewältigung der Corona-Pandemie wird neben Impfungen künftig verstärkt Hoffnung in Schnelltests und Selbsttests gesetzt.

Während viele Menschen in den Antigentests, die nur von medizinischem Personal durchgeführt werden dürfen, eine große Chance sehen, ist der Holzwickeder Allgemeinmediziner Dr. Frank Robben nach wie vor eher skeptisch. Dass die Sterberate vor allem bei älteren Menschen zuletzt gesunken ist, hat für ihn grundsätzlich eher wenig mit dem Testverhalten zu tun. Das, so glaubt Robben, liege an der angelaufenen Impfkampagne, die Anfang des Jahres zunächst in Pflegeheimen gestartet ist.

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Die These: Auf Schnelltests allein sollte man sich in der Bewältigung der Pandemie nicht zu sehr verlassen. Seine Erklärung lautet wie folgt: Die Infizierten seien ein bis zwei Tage bis Symptombeginn bereits infektiös, 20 bis 30 Prozent der Erwachsenen werden gar nicht symptomatisch, bei Kindern seien es bis zu 70 Prozent.

Auf den Corona-Antigentest sollte man nach Auffassung eines Holzwickeder Arztes nicht allzu viel Hoffnung setzen.

Auf den Corona-Antigentest sollte man nach Auffassung eines Holzwickeder Arztes nicht allzu viel Hoffnung setzen. © picture alliance/dpa

Die Schnelltests seien laut Robben allerdings nur dann hilfreich, wenn der Patient Symptome hat. „Daher darf man den Schnelltest nur als zusätzliche Erkenntnis benutzen“, findet Robben.

Der Erkenntnisgewinn der Schnelltests wird systematisch zu spät kommen

Die breite Bevölkerung könne „kurz entschlossen“ zu allen möglichen Veranstaltungen gehen. Zudem vermutet der Allgemeinmediziner mit Praxis an der Voigtstraße, dass ein negativer Test die meisten Menschen dazu verleiten könnte, die übrigen Hygieneregeln nicht mehr allzu ernst zu nehmen. „Der Erkenntnisgewinn des Schnelltests wird systematisch zu spät kommen und das falsche Verhalten nicht auffangen“, glaubt Robben.

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Die Teststrategie hält er für politisch motiviert und nicht zielführend. In den kommenden Monaten rechnet er gar mit einem schrecklichen Szenario:

„Wir werden über 30.000 (deutschlandweit, Anm. d. Red.) unnötige Todesfälle verzeichnen und ganz böse auf die Schnauze fallen“, sagt Robben. Er wolle aber keine Stimmung gegen das Testen machen, vergleicht Tests mit einem Airbag: „Der Airbag im Auto ist eine sehr gute Erfindung. Ganz schlecht aber ist es, wenn ein Autofahrer sich nicht anschnallt, weil er ja schließlich den Airbag hat“, sagt der Hausarzt.

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Darin liege das Problem: Die Leute wollen sich laut Robben „nicht weiter anschnallen“ – und werden bei den „Unfällen“ im übertragenden Sinne nur mit Airbag unterwegs sein.