Es war eine kuriose Situation, die sogar im Holzwickeder Mängelmelder der Gemeindeverwaltung erwähnt wurde. An der Wilhelmstraße zwischen Altkleidercontainern standen plötzlich zwei Sofas inklusive Teppich, auf dem es sich die Patienten der Diamorphinambulanz gemütlich machten. Dieses „Camp“ war nur von kurzer Dauer, Mitarbeiter des Ordnungsamtes entfernten die Möbel mit Verweis auf die Gemeindeordnung. Doch eine Frage blieb: Warum nutzen die Heroin-Patienten nicht die bereitgestellten Ruheräume der Praxis?
Diese wurden bereits vor drei Jahren eingerichtet. Um unangenehme Zwischenfälle zwischen Patienten und Anwohnern zu vermeiden, mieteten die Betreiber der Praxis zusätzliche Räumlichkeiten an, die liebevoll eingerichtet wurden. Wird dieses Angebot also von den Patienten ignoriert?
Entspannung und Betreuung
Ein Besuch vor Ort beweist das Gegenteil. In den hellen, offenen Räumen halten sich viele Patienten nach ihrer Behandlung mit Heroin auf. Manche schauen Fernsehen, andere nutzen den Kicker, ein Patient genießt mit seinem Hund das gute Wetter auf der Dachterrasse.
Die Räume sind sauber, die Menschen vor Ort räumen hinter sich selbst auf. Manche sind sogar als Patientenmitarbeiter auf Minijobbasis angestellt und machen sich nützlich. Bei Problemen haben die Mitarbeiter der Psychosozialen Betreuung immer ein offenes Ohr, die in vielen Bereichen helfend zur Seite stehen, egal ob Unterstützung bei der Wohnungssuche oder eine Schulter zum Ausheulen gebraucht wird.

Warum also nutzen nicht alle Patienten nach ihrer Behandlung jederzeit diese Räumlichkeiten? Die Antwort auf diese Frage ist etwas komplexer. So ist in den Räumlichkeiten der Ambulanz der Konsum von Drogen außerhalb der Behandlung streng verboten. Dazu zählen auch legale Rauschmittel wie Alkohol oder Cannabis.
„Allerdings haben wir auch viele polytoxe Patienten“, erklärt Thorsten Kelter, der ärztliche Leiter der Diamorphinambulanz. Das bedeutet, dass diese Menschen von mehreren Substanzen gleichzeitig abhängig sind. So gehe eine Heroinabhängigkeit häufig mit Alkoholismus einher. Wenn ein Patient nach der Behandlung ein Bier trinken möchte, so muss er dies außerhalb der Räumlichkeiten tun.
Hinzu kommt die einfache Tatsache, dass es sich bei den Patienten um erwachsene Menschen handelt, die, ihren Grundrechten entsprechend, ihren Aufenthaltsort frei wählen dürfen. Wenn ein Patient der Ambulanz diese nach der Behandlung verlassen möchte, haben die Betreiber keine Handhabe ihn aufzuhalten.
Aufenthaltsverbote auf den Außenflächen
Trotzdem hat das Team der Ambulanz verschiedene Maßnahmen getroffen, um Konflikte in der unmittelbaren Umgebung zu vermeiden. So weisen Schilder am Eingang darauf hin, dass der Aufenthalt auf den Parkflächen und an der Bushaltestelle nicht gestattet ist. Bei Zuwiderhandlung droht ein Ende der Behandlung. Zudem wurden zwei Sicherheitskräfte eingestellt, die auch die Bereiche der Wilhelmstraße im Blick behalten und bei drohenden Konflikten schlichtend eingreifen.
„Wir tun alles dafür, dass sich die Leute in Holzwickede sicher fühlen“, betont Kelter. „Ich bin mir auch nicht zu schade, selbst zur Bushaltestelle zu latschen, wenn es notwendig ist.“ Wichtig sei aber auch zu bedenken, dass es sich auch bei Suchtkranken immer um Menschen handelt, die nicht als Personen dritter oder vierter Klasse behandelt werden möchten. Gleichzeitig lädt Dr. Kelter ein, sich bei Problemen direkt an ihn und sein Team zu wenden.
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