© Udo Hennes
Die Diamorphinambulanz im Holzwickeder Norden hat zusätzliche Räume gemietet. Dort können und sollen die Suchtpatienten nach Möglichkeit die Zeit nach der Behandlung verbringen.
Immer wieder gab es von beiden Seiten Berichte über unangenehme Zwischenfälle. Patienten aus der Diamorphinpraxis fühlten sich in Holzwickede Vorurteilen ausgesetzt, Anwohner beklagten sich über Wildpinkler, Betteleien vor der Haustür und vermeintlichen Drogenkonsum. Letzteres ist bis heute allerdings nicht wirklich bestätigt worden.
Die Praxisleitung hat seit einigen Wochen eine Möglichkeit gefunden, die die Situation im Holzwickeder Norden entschärfen soll. Im Gebäudekomplex der Diamorphinambulanz Dortmund-Unna (DDU) hat die Praxisleitung um Dr. Christian Plattner und Dr. Martina Harbrink-Schlegel im zweiten Obergeschoss zusätzliche Räume gemietet, die durch den Umzug einer Firma frei geworden sind.
Seit November sind sie hergerichtet und dienen als Betreuungsräume. Neben einer Sitzecke im Flur und zwei Freizeiträumen mit Kicker- und Billardtischen haben die Patienten auch in einem weiteren Aufenthaltsraum viel Platz, um sich nach der Behandlung auszuruhen. Dort können sie kostenlos Kaffee trinken, auf einer Terrasse sitzen und etwa eine Zigarette rauchen. Hinzu kommen neue Angebote: Zum Beispiel ein Kicker-Turnier in der Adventszeit.
Kurzum: Die Klienten der DDU sollen es vor Ort so gemütlich wie möglich haben und dort entspannen können. Unangenehmen Situationen im öffentlichen Raum will man dadurch vorbeugen. Außerdem haben die Klienten mit Maik Schmidt neuerdings auch einen Ansprechpartner, der sich um die Betreuung und sämtliche Angebote im zweiten Obergeschoss kümmert.
In den neuen Räumen wohnt keiner der Patienten. Es ist lediglich ein Ort, an dem sie sich aufhalten können. Wer nach der Behandlung lieber spazieren gehen oder einkaufen möchte, der darf die Praxis natürlich weiterhin sofort verlassen.
Schmidt ist von dem Konzept überzeugt. Derzeit werden die Räume bereits gut genutzt, wie er berichtet. Tatsächlich waren bei einem Ortsbesuch dieser Redaktion etwa zwei bis drei Dutzend Klienten gleichzeitig vor Ort. Der neue Mitarbeiter der DDU geht davon aus, dass der Bereich demnächst noch stärker frequentiert sein wird. Immerhin gebe es das Angebot noch nicht allzu lange. Die Räume sind eben im Laufe des Novembers erst eingerichtet worden.
Abseits vom Betreuungsangebot betont Schmidt aber noch einmal die Haltung des Praxis-Teams zu Vorwürfen aus der Nachbarschaft: Dass ein Patient ausfallend oder gar aggressiv wird, ist seiner Meinung nach sehr unwahrscheinlich. Die Wirkung des Diamorphins sei eher dämpfend und keineswegs aufputschend. „Sie wollen einfach nur ihre Ruhe haben“, sagt Schmidt. In diesem Zustand seien sie in der Regel alles andere streitsüchtig.
Auseinandersetzungen könnten eher zustande kommen, wenn Patienten anschließend Alkohol trinken oder andere Substanzen konsumieren, die eben eine aufputschende Wirkung haben. Alkohol und andere Drogen sind in der Praxis allerdings strikt verboten. Kontrollieren kann und will das Praxis-Team die Klienten außerhalb der DDU nicht.
Stattdessen versucht man ihnen nach der Behandlung einen Aufenthaltsort zu bieten. Mit einer Tasse Kaffee, einem sicheren Umfeld und der nötigen Ruhe, die viele von ihnen eben brauchen.
1993 in Hagen geboren. Erste journalistische Schritte im Märkischen Sauerland, dann beim Westfälischen Anzeiger in Werne. Spielt in seiner Freizeit gerne Handball und hört Musik.