Stadt Bergkamen zu Public-Viewing-Verbot in der Eishalle Zufall verhinderte Veranstaltung

Stadt zu Public-Viewing-Verbot in Eishalle: Zufall verhinderte Veranstaltung
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Kurzfristig hatte sich Eishallenbetreiber Dr. Martin Brodde in der vergangenen Woche überlegt, mit seinem Team in der Bergkamener Eishalle ein Public Viewing der EM-Viertelfinalspiele Spanien-Deutschland und Türkei-Holland auszurichten.

Doch wenige Stunden vor Anpfiff der ersten Partie am Freitagabend verbot die Stadt Bergkamen die Veranstaltungen. Eine Kurzfristigkeit, über die sich Brodde ärgerte und die viele Fans nicht mehr rechtzeitig erreichte, auch weil weder Brodde noch die Stadtverwaltung über das Verbot informierte.

Die Stadt Bergkamen erklärte nun auf Anfrage unserer Redaktion ihr Handeln. Auch wenn dabei leise Kritik am Vorgehen des Eishallenbetreibers durchklang, der die Veranstaltung am Freitagabend trotzdem anbot, Fans an der Tür jedenfalls nicht abwies: Konsequenzen wird Brodde nicht zu befürchten haben. „Wir haben und hatten immer ein gutes Einvernehmen mit Martin Brodde“, sagte Bürgermeister Bernd Schäfer. „Wir gehen nicht davon aus, dass er bei seinem Vorgehen böswillig gehandelt hat.“

Eishallenbetreiber Dr. Martin Brodde an der Bande der Eisfläche in Bergkamen.
Die Spontaneität von Dr. Martin Brodde und eine bürokratische Gemengelage ließen es nicht zu, dass in der Bergkamener Eishalle am Wochenende ein Public Viewing möglich gewesen wäre. © Stefan Milk

Fakt sei: Für die Bergkamener Eishalle gibt es einen gültigen Bauantrag, der besagt, dass in der Halle auf Eis gelaufen werden kann und sich die Zuschauer auf der Tribüne befinden. Dort gibt es ausgeschilderte Fluchtwege und ausreichend breite Fluchttüren.

„Wenn aber plötzlich viel mehr Leute als zu Eislaufzeiten auf dem eigentlichen Feld stehen, dann habe ich eine ganz andere Situation“, erklärte der Technische Beigeordnete Jens Toschläger. Die Durchlässe in der Bande wären viel schmaler und der Weg zu den Fluchttüren vielleicht 30 bis 40 Meter weiter. „Das muss man dann auch alles berücksichtigen. Der genehmigte Zweck der Halle ist nun mal Eissport.“

Die Berufsmesse "Komm auf Tour" hatte in der Eishalle Bergkamen stattfinden können.
Die Berufsmesse „Komm auf Tour“ hatte in der Eishalle Bergkamen stattfinden können. © Klaus-Dieter Hoffmann

Kurios: Dass das Public Viewing überhaupt ein Problem sei, fiel nach Angaben von Toschläger nur durch Zufall auf. Denn zum einen hatte die Stadt durch die Berichterstattung unserer Redaktion von Broddes Plänen erfahren, zum anderen hatte es ebenfalls zufällig eine auf Freitagmorgen terminierte Begehung der Eishalle bezüglich der anstehenden Sanierungs- und Baumaßnahmen gegeben.

„Da waren unsere und externe Fachleute vom Hochbau, Brandschutzsachverständige, und und und. Wir haben dann die Gelegenheit genutzt, die Halle einmal unter dem Gesichtspunkt des geplanten Public Viewings zu betrachten“, erklärt Toschläger. Mit dem bekannten Ergebnis.

Unsicher sind die Toschläger und Schäfer zudem, ob es für eine solche geplante Veranstaltung nicht ohnehin eine Anmeldepflicht gegeben hätte. „Für das Samstagsspiel Holland-Türkei hätte man nicht abschätzen können, wie viele Leute da kommen. In Bergkamen leben nun mal sehr viele türkische Mitbürger“, erklärte Schäfer, der von keiner anderen Veranstaltung in der Stadt wusste, bei der das Spiel gezeigt werden sollte.

Eventuell hätte es da hinsichtlich der möglichen Besucherzahl ein formelles Sicherheitskonzept geben müssen. Der Lärmschutz der Anwohner ist bei Aktionen in der Eishalle ebenfalls ein Thema, bei dem die Stadt sehr vorsichtig sei.

Kein Widerspruch zu „Komm auf Tour“

„Dass wir das alles aber so kurzfristig untersagen mussten, tut uns schon leid“, gestand Schäfer ein. „Aber es war halt auch nicht langfristig geplant und daher früher möglich.“

Broddes Unterständnis darüber, dass im Frühjahr andere Großveranstaltungen wie „Komm auf Tour“ hatten stattfinden können, ist für Schäfer kein Widerspruch zum jetzigen Handeln. „Da wussten wir, was dabei passiert. Da hatten wir eine verlässliche Teilnehmerzahl. Die ganze Situation konnten wir einschätzen.“ Ein Public Viewing hingegen setzt auch unkalkulierbare Emotionen frei.

Eine Notwendigkeit einer abendlichen Kontrolle sah man bei der Stadt allerdings nicht. „Wir gehen davon aus, dass eine Untersagung auch eingehalten wird“, erklärte Schäfer. In diesem Fall offenbar zu unrecht.